Shelley Read: So weit der Fluss uns trägt

Begonnen von Kathrin, 25. April 2025, 15:33:34

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Kathrin

So weit der Fluss uns trägt von Shelley Read
Herausgeber: C.Bertelsmann Verlag;
Gebundene Ausgabe: 368 Seiten
ISBN-10: 357010513X

Inhalt:
Am Fuße der Berge Colorados strömt der Gunnison River an einer alten Pfirsichfarm vorbei. Hier lebt in den 1940ern die 17-jährige Victoria mit ihrem Vater und ihrem Bruder in rauer Abgeschiedenheit. Doch der Tag, an dem sie dem freiheitsliebenden Wil begegnet, verändert alles. Bald ist Victoria gezwungen, das Leben, das sie kennt, aufzugeben und in die Wildnis zu fliehen. Dort muss sie ums Überleben kämpfen – um ihr eigenes und um das ihres ungeborenen Kindes. Als sie endlich die Kraft findet, neu anzufangen, droht der Fluss, alles zu zerstören, was ihrer Familie seit Generationen ein Zuhause war.
Ein bewegender Roman über unsere Verbindung zur Natur, über Familie und die Stärke einer Frau, die Unglaubliches erlebt und doch niemals den Mut verliert.

meine Meinung:
,,Stärke, so viel hatte ich gelernt, war wie dieser mit allen Möglichkeiten bestreute Waldboden, zusammengesetzt aus kleinen Siegen und unzähligen Fehlern, Sonnenstunden gefolgt von jähen Stürmen, die alles wieder niederrissen. Wir sind uns alle gleich, und sei es aus keinem anderen Grund als durch die ebenso qualvolle wie wunderschöne Art, wie wir Stück für unvorhersehbares Stück wachsen, einstürzen, uns wieder aus dem Schutt hervorarbeiten, erneut aufstehen und aufs Beste hoffen."

,,So weit der Fluss uns trägt" von Shelley Read ist mir vor längere Zeit aufgrund seines Covers aufgefallen und wurde bei Erscheinen auf dem deutschen Buchmarkt auch verhältnismäßig oft auf den von mir konsumierten Booktube-Kanälen in die Kamera gehalten. Als dann die Buchhändlerin meines Vertrauens es mir auch noch ans Herz legte, durfte es bei mir einziehen und wurde dann im Herbst 2024 gelesen und geliebt.

Ich schätze ich war genau in der richtigen Stimmung für dieses Buch, das ganz wunderbar in den Herbst passt. Es war – im positiven Sinne – fast schon ein wenig ,,einlullend" und trotz den steinigen Weges, den unsere Protagonistin Victoria zurücklegen muss, hat mich der angenehm ruhige, langsame – teilweise etwas ausufernde – Erzählstil wie in eine warme Decke eingehüllt. Denn die Autorin hat eine sehr feinfühlige Art ihre Figuren zu charakterisieren und das gilt nicht nur für unsere Protagonistin. Auch die Randfiguren, selbst diejenigen, die man während des Buches nur aus Erzählungen kennt, hatten ihre eigene Geschichte und mehr als einmal wäre ich gerne länger bei diesen Randfiguren geblieben und hätte ihr Leben gerne intensiver begleitet. Und das liegt nicht daran,  dass mich Victorias Leben nicht interessiert oder mitgenommen hätte – im Gegenteil, ihre Geschichte hat mich sehr bewegt. Aber gerade in den Randfiguren zeigt sich, wie viel Potenzial in der Autorin steckt und ich hoffe, sie ist fleißig am schreiben, so dass wir bald wieder etwas von ihre zu lesen bekommen.

Leider hat mich die Autorin im letzten Drittel kurzzeitig ein wenig verloren, da sie ihren Erzählstil situationsbedingt für einen Moment verändert hat. Das hat grundsätzlich gepasst, allerdings ging das zu Lasten der Nähe zu den Figuren in diesem Teil. Doch das Ende war dann wieder einfach nur grandios und hätte nicht anders erzählt sein dürfen. Gut möglich, dass das Ende von anderen Leser*innen als ,,zu offen" empfunden wird, aber für mich war es perfekt.

,,So weit der Fluss uns trägt" war trotz des nicht einfachen Lebens der Protagonistin für mich ein Wohlfühlbuch und ich warte ungeduldig auf neues Lesefutter von Shelley Read.

Bewertung:
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Rock the Night!