Anne Freytag - Lügen, die wir uns erzählen

Begonnen von Esmeralda, 03. Februar 2025, 08:31:19

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Esmeralda

ZitatHelene hätte ihren Mann verlassen sollen. Für Alex. Aber sie hat es nicht getan. Und jetzt hat ihr Mann sie verlassen – weil er sich in eine andere verliebt hat. »Es ist einfach passiert.« Mit diesem Satz zerreißt Georg das Gefüge, das Helene immer versucht hat zusammenzuhalten. Aber vielleicht ist das Ende gar kein Ende? Vielleicht ist es ein Anfang. Etwas, das Helene gebraucht hat, um sich aus dem gesellschaftlichen Korsett zu befreien, aus ihren ewigen Versuchen, den Bildern einer Frau zu entsprechen: als Ehe- und Karrierefrau, als Mutter und Tochter ...
Was bedeutet es eigentlich, eine Frau zu sein? Diese Frage begleitet Helene, während sie beginnt, ihren eigenen Weg zu gehen.

Mein Leseeindruck:
"Lügen, die wir uns erzählen" ist ein berührender und kluger Roman über das Ändern von Zielen, das Loslassen; es geht um Rollenbilder, um eine alte Liebe, um Familie, um Lügen und Missverständnisse und das große Schweigen.

Diese Familiengeschichte wird sowohl aus der Sicht von Helene, als auch ihrer Tochter Anna erzählt.
Es ist eine Studie über eine Trennung und die Auswirkung von Missverständnissen und Lügen. Die vielen Rückblenden ergeben das große Ganze; waren mir aber zuweilen zu sehr hin und her gesprungen, so dass ich manchmal Schwierigkeiten hatte zu folgen.

[note 2]
Life is too short to read bad books. 

Inge78

,,Der Abschied tut weh, und er war überfällig. weil jede Entscheidung besser ist, als keine zu treffen. Selbst wenn man sich gegen den anderen entscheidet. Denn vielleicht entscheidet man sich damit endlich für sich."

Georg verlässt seine Frau Helene, für eine Andere. Dadurch stellt Helene ihr ganzes Leben in Frage. In Rückblicken erfahren wir, wie sie die Beziehung erlebt hat und welche Höhen und Tiefen es gab.

Ein Roman, der mich sehr nachdenklich gestimmt hat und der mich Vieles in meinem Leben hat hinterfragen lassen. Ich mochte es, wie Anne Freytag das Thema Beziehungen, Kinder, Lebensentwürfe und Liebe darstellt und welche Fragen sie stellt. Die Geschichte wird aus Sicht Helenes und aus Sicht der Tochter dargestellt, was noch eine weitere Sichtweise ins Buch bringt. Ein bisschen zu kurz kommt mir die Männersicht, aber das Buch ist ganz klar feministisch angelegt und von daher ist das schon verständlich, so, wie es ist. Gut gefallen haben mir auch die veränderten Rollenbilder im Buch und vor Allem das große Thema von Schweigen und Lügen innerhalb einer Beziehung. Auch das Ende ist passend, wenn auch fast zu rund.
Alles in Allem absolut lesenswert.

[note 2+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf