Die Prophetin vom Rhein - Brigitte Riebe

Begonnen von Kathrin, 04. Mai 2010, 08:08:21

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Kathrin

[isbn]3453290798[/isbn] Verlag: Diana-Verlag
ISBN: 3453290798
Seiten: 560
Ausgabe: Hardcover
ET: 01.2010
Preis: € 21,95

kurzbeschreibung:
Eine Liebe zwischen Himmel und Hölle

Eine Äbtissin im Kampf um weibliche Selbstbestimmung. Eine junge Hebamme, die vom rechten Pfad abzukommen droht. Und eine Liebe, die der Teufel selbst geschaffen zu haben scheint ...

Stets im Konflikt mit den Mächtigen ihrer Zeit, hat Hildegard von Bingen andere Sorgen, als sich um die junge Theresa zu kümmern, die Schutz in ihrem Kloster sucht. Doch schneller als gedacht, wächst das Mädchen der Äbtissin ans Herz. Allerdings scheint die leidenschaftliche Theresa nicht für das Klosterleben gemacht: Sie verliebt sich in den Händlerssohn Willem und muss die Nonnen verlassen. Ihre Berufung findet sie schließlich bei der Wehmutter Eva, die das geschickte Mädchen zur Hebamme ausbildet. Aber Theresa kann Willem nicht vergessen. Blind vor Liebe, ahnt sie nicht, dass er einer gefährlichen Ketzersekte angehört. Helfen kann allein Hildegard, doch gerade die scheint ihre größte Gegenspielerin zu werden ...

Meine Meinung:
Die Prophetin vom Rhein ist die jüngste Veröffentlichung einer meiner liebsten Autorinnen, Brigitte Riebe und spielt zur Zeit Hildegards von Bingen, die auch eine bedeutende Rolle in diesem Roman einnimmt. Wie immer hatte auch dieses Buch mich von Anfang an fest in seiner Hand und hat sich wunderbar flüssig und gut gelesen.

Vor allem der historische Hintergrund des Buches ist sehr interessant und viele Fragen, die sich mir beim Lesen gestellt haben, haben sich entweder im weiteren Verlauf des Romans oder spätestens im ausführlichen Nachwort der Autorin beantwortet. Dies gilt nicht nur für die historische Hauptfigur Hildegard von Bingen, von der ich so gut wie nichts wusste, sondern auch die übrige Verkettung mit historischen Ereignissen, angefangen bei Hildegards Bestrebungen um Unabhängigkeit für ihr Kloster, weiter über die vielen kirchen-politischen Probleme und Fragen um das Bistum Mainz bis hin zum Hochadel rund um Friedrich Barbarossa und seine Ritter. Durch die Verkettung der fiktiven Hauptfiguren Theresa und Gero in die verschiedenen historischen Aspekte wird das Buch und die Vergangenheit wunderbar lebendig und wieder einmal lerne ich über einen historischen Roman mehr über die deutsche Geschichte als über den Geschichtsunterricht an meiner Schule.

Dennoch hatte ich so meine Probleme mit dem Roman, vor allem mit den weiblichen Hauptfiguren Theresa und Hildegard von Bingen. Vor allem Hildegard von Bingen wirkt sehr unnahbar und distanziert, was sie vermutlich als Vorsteherin des Klosters mit all ihrer Verantwortung auch sein muss. Ihre Geschichte selbst ist sehr interessant, aber auf mich wirkt sie als Figur ein wenig fanatisch und überspannt und dadurch oft auch ungerecht in ihren Handlungen und Reaktionen. Es gibt Momente, in denen sie mir ein wenig näher kommt um dann wenige Seiten später wieder viel an Sympathiepunkten zu verlieren.

Theresa, die Schwester von Gero, geht mir mit ihren arg romantischen Gefühlen Willem gegenüber tierisch auf die Nerven. Grundsätzlich ist Theresa wohl gut und realistisch eingefangen und dargestellt, und die romantisch-naive Verliebtheit passt auch zu einem 14-jährigen Mädel. Gleichzeitig wirkt sie aber auch gerade am Anfang doch auch recht abgeklärt, wie sie ihrer Mutter beisteht und kapiert, dass diese Gefahr läuft das Kind zu verlieren bzw. dadurch auch selbst in Lebensgefahr schwebt. Sie war also keineswegs total abgeschottet und hat mehr mitbekommen, als vielleicht sogar die Mutter denkt. Aber dieses Festhalten und diese Liebe zu Willem, die das ganze Buch durchzieht KANN ich einfach nicht verstehen. Gerade weil Willem auf mich extrem schwach und durch seinen Onkel fremdbestimmt wirkt. Das passt einfach überhaupt nicht zu Theresa, die ich grundsätzlich eigentlich für eine starke Persönlichkeit halte, aber in ihrer Liebe zu Willem...da kann ich wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln. Ich bin zwischenzeitlich mit Theresa und ihrer Liebe zu Willem echt verzweifelt. Liegt das nun an mir und meinen Status als Langzeitsingle, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, wie man in so ein Weichei verliebt sein kann, das dermaßen fremdbestimmt ist? Mir ist auch klar, dass man in einer Beziehung gewisse Kompromisse eingehen muss, aber sich so total gegen seinen Willen zu verbiegen und sehenden Auges ins offene Messer zu laufen, wie Theresa das tut, das tut echt weh.

Ihr Bruder Gero ist mir da wesentlich lieber, der darf eine schöne Entwicklung durchlaufen. Wir lernen ihn als verwöhnten, gut behüteten aber auch leicht arrogranten Grafensohn kennen, dem mit dem Tod der Eltern der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Er lernt die Bitterkeit der Armut kennen und schafft es aus eigenem Antrieb zum Ritter zu werden. In seinen Passagen wird das Buch so lebendig! Wunderbar.

Interessanterweise ging mir die Geschichte einer wenig sympathischen Figur, Magota, am nächsten. Ich habe sie hinsichtlich ihrer Machenschaften und Intrigen oft genug gehasst, aber letztlich ist sie für mich das Bauernopfer des Buches und ich hätte ihr wirklich ein anderes Schicksal gegönnt. Ihre Geschichte hat mich wirklich traurig gestimmt. Ich denke letztlich war auch sie nur ein Mensch, der sein Leben lang auf der Suche nach Anerkennung und Liebe war, aber immer nur getreten wurde.

Gut fand ich, dass das Buch mit einem Bezug auf den Prolog geendet hat und das Buch in Sachen Theresa sogar ein wenig offen geblieben ist. Mein Ende der Geschichte steht für mich fest und ich hoffe für sie, dass sie das auch noch irgendwann kapiert, dass sie es besser haben kann, als mit Willem und seinem fanatischen Onkel.

Bewertung:
[note2]

Liebe Grüße
Kathrin
Rock the Night!