Hallo zusammen,
auch wenn der Thread hier schon ein wenig älter ist, schaden tut es nie, wenn ihn jemand aus der Versenkung holt, wo wir doch so ein schöne Leserunde zu "Die Geliebte des gelben Mondes" mit Susanne hatten. Hier dann also jetzt
meine Meinung:„Die Geliebte des gelben Mondes“ von Susanne Pilastro spielt im 11 Jahrhundert in China und erzählt die Geschichte von Min-Tao, die mit 13 Jahren an den chinesischen Hof als Nebenfrau des Kaisers kommt und dort die Liebe ihres Lebens, den kaiserlichen Heerführer Bao, kennenlernt.
„Die Geliebte des gelben Mondes“ ist für mich nicht der erste Roman von Susanne Pilastro und letztlich habe ich nur dank einer wunderbaren Lesung der Autorin zu Min-Taos Geschichte gegriffen. Die Lesung hat mich wirklich sehr neugierig gemacht auf das Buch, und das obwohl China bzw. Asien allgemein doch gar nicht mein Beuteschema bei historischen Romanen ist – und Liebesgeschichten schon gleich gar nicht! Das Buch hat sich sehr gut und flüssig lesen lassen, ich hatte noch nicht einmal Probleme mit den chinesischen Namen, auch wenn ich sie beim Laut-Lesen sicherlich falsch ausgesprochen hätte, trotz Personenregister und Aussprache-Hinweisen in den Extras des Buches, die ich bekanntlich sehr schätze. Spannenderweise habe ich sie hier deutlich weniger konsultiert als ich gedacht habe.
Ein bisschen Probleme hatte ich – wie so oft – mit der Ich-Form. Ich komme da zwar meist relativ schnell rein, aber grundsätzlich liegen mir Romane in der dritten Person einfach mehr. Hier kommt außerdem noch erschwerend hinzu, dass ich zu Min-Tao einfach keine wirklich Beziehung aufbauen konnte, dass sie mir nicht sonderlich ans Herz gewachsen ist. Gleiches gilt auch für ihren Geliebten Bao. Der ist mir einfach zu perfekt. Die einzige „Ecke oder Kante“ die er hat, ist die Tatsache, dass er etwas mit einer der verbotenen Frauen anfängt, was per se nicht wirklich schlau von ihm ist, aber ansonsten ist er leider wirklich nicht mein Fall. Auch die Seelenverwandtschaft zwischen ihm und Min Tao ist mir etwas zu dick aufgetragen, der erste Blickkontakt beim Essen und die erste Nacht deutlich zu kitschig. Das muss man mögen und ist einfach nicht mein Ding.
Auch wenn ich mit den beiden Hauptfiguren nicht viel anfangen konnte, so gibt es bei dem Roman doch auch etliche Aspekte, die mich wirklich überzeugt haben. So mochte ich zum Beispiel Wang-Anshi und Cheng-Si als Figuren sehr gerne, die in der Geschichte zwar nur eine Nebenrolle, dafür aber eine wichtige Nebenrollen spielen durften. Auch die inhaltliche Geschlossenheit des Romans hat mich fasziniert und begeistert. Ich habe mich oft beim Lesen dabei ertappt, wie ich mir Fragen stellte, die die Autorin meist schon auf der nächsten Seite beantwortet hat. Und so schlimm-kitschig ich die erste Nacht von Min-Tao und Bao fand, so super umgesetzt war Min Taos erste Nacht mit dem Kaiser, weil es wirklich sehr, sehr deutlich wird, wie jung Min Tao mit ihren 13 Jahren noch ist. Dass sie sich ihres Alters entsprechend benimmt bzw. passende Gedanken an „das Ding“ hat, hat einfach perfekt gepasst.
Besonders gut gefallen hat mir auch das Ende der Geschichte, denn Susanne Pilastro bietet ihren Lesern zwei Varianten, zum einen die Version, die sie für das Hörbuch neu entworfen hat und dann die Version, die sie eigentlich im Kopf hatte und die viel besser passt und die Geschichte viel besser abschließt.
Ich bin gespannt, welche ihrer Ideen Susanne Pilastro noch umsetzen wird. Sie hat, wie sie bei der Lesung erzählt hat, noch einige Geschichten im Hinterkopf. Jetzt muss sich nur noch ein gewisser Plagegeist wieder auf ihre Schulter setzen und auf die komplette Erzählung seiner Geschichte pochen. Mich würde das sehr reizen.
Bewertung:
