Und hier meine Meinung zu "Die Geschichte der Baltimores":
Es sieht ganz danach aus, als ob ich einen neuen Auto-Buy-Autoren für mich entdeckt habe. Denn nachdem mich im Frühjahr Joel Dicker mit „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ schon absolut begeistern konnte, ging es mir im Herbst mit „Die Geschichte der Baltimores“ ganz genau so, auch wenn dieser zweite Roman des Autors nicht ganz mit seinem Erstling in meinen Augen ankommen konnte. Aber mal ganz ehrlich, wie groß ist schon der Unterschied zwischen zwei Büchern, eines mit einer 1- und eines mit einer 1* (mit Sternchen) bewertet? Kaum spürbar.
„Die Geschichte der Baltimores“ ist ein Roman, in dem die Freundschaft aus Kinder-/ Jugendtagen zwischen Marcus, Hillel und Woody die zentrale Rolle spielt. Es ist aber auch ein Familienroman, denn die Jungs sind über ihre Väter Nathan (Goldmans aus Montclair) und Saul (Goldmans aus Baltimore) mit einander verwandt. Und auch wenn „Die Geschichte der Baltimores“ für mich kein Krimi ist, so ist dieses Buch doch mindestens genauso spannend und packend wie „Harry Quebert“, denn hier wollte ich unbedingt wissen, was für eine Katastrophe die Familien erschüttert und aus dem Gleichgewicht gebracht hat und auch hinter die vielen kleinen Geheimnisse, die in der Familie Goldman und somit auch in dem Buch versteckt sind, wollte ich unbedingt kommen. Ja, ein Buch kann auch ohne Mordermittlung oder Serientäter höchst fesselnd sein und ohne Leserunde hätte ich das Buch sicherlich in 3-4 Tagen durchgesuchtet. Dank der Leserunde hatte ich dafür länger etwas von dieser tollen, tollen Geschichte. Es passiert viel in diesem Buch, viele Kleinigkeiten werden erzählt, und nichts davon ist umsonst erzählt worden. Der Autor greift alle teilweise lose wirkenden Fäden wieder auf und webt ein sehr dichtes Bild. Und ich liebe es, wie er seine Geschichten mit Gegenwartsteil (spielt in 2012)- und Vergangenheitsteilen (ab der Kindheit/ Jugend von Marcus, Woody und Hillel) aufbaut. Das ist einfach zu gut gemacht.
Der Autor greift auch hier wieder viele Themen auf, über die man sich stundenlang unterhalten kann: denn es geht um mehr als nur die Familien aus Montclair und Baltimore. Es geht um die Freundschaft zwischen Jugendlichen, die sich auf ihr gesamtes Leben auswirkt. Es geht um (oft unbegründete) Eifersucht und Neid, um falsche Entscheidungen, Missverständnisse und ihre Folgen, aber auch darum, an seinen Träumen festzuhalten, sie zu verwirklichen.
Der Grund, warum ich „Die Geschichte der Baltimores“ etwas schlechter bewerte als „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ liegt hauptsächlich daran, dass ich dieses Buch als etwas ruhiger empfunden habe, aber wie schon gesagt, wir reden von einer 1- im Vergleich zu einer 1* … wenn wir es denn in Noten ausdrücken wollen, was ich besser und differenzierter finde, denn bei den üblichen Rankings von 1-5 Sternen (Amazon/ Goodreads, etc.) haben beide Bücher 5 Sterne. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es gut war, dass ich einen gewissen zeitlichen Abstand (ca. ein halbes Jahr) zwischen beiden Büchern hatte. Ich denke, direkt hinter „Harry Quebert“ hätte ich die „Baltimores“ auch als Enttäuschung empfinden können.
Bewertung:
