Der Liebesbund - Mary Sharratt

Begonnen von uschi, 22. März 2007, 21:14:29

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uschi

 Club-Premiere, Bertelsmann-Club
Bestell-Nr. 084440
Der Liebesbund – Mary Sharratt



Über den Autor

Mary Sharratt,1964 in Minneapolis, Minnesota geboren, arbeitete zwölf Jahre lang an einem Literaturinstitut in München und lebt heute im englischen Lancashire. Der Liebesbund ist ihr dritter Roman und der erste, der in deutscher Übersetzung erscheint.

Meine Meinung:

Gloucestershire, England, 1689:

May und Hannah Powell leben bei ihrem Vater in ärmlichen Verhältnissen. Er ist Arzt, aber es reicht für die Familie gerade zum Überleben. Sein Augapfel ist Hannah, die Jüngere der Schwestern. Ihr bringt der Vater schon früh alle medizinischen Kenntnisse bei. Hannah begleitet ihren Vater zu allen Hausbesuchen, da ihr Vater inzwischen schon alt und zittrig ist, nimmt sie im geheimen sogar kleinere Eingriffe vor. Hannah träumt von einem Medizinstudium, aber Frauen ist der Arztberuf im ausgehenden 17. Jahrh. noch verwehrt.
May findet von ihrem Vater wenig Beachtung, sie erinnert ihn schmerzlich an seine verstorbene Frau. So geht May schließlich immer mehr ihre eigenen Wege. Sie verführt die jungen männlichen Bewohner von Gloucestershire, lebt ihre Sexualität voll aus. Das hat Folgen, bald ist sie in der Gemeinde als Hure verschrien. Ihr wird schnell klar, dass sie in ihrem Ort keine Zukunft mehr haben wird, dass sie auf keinen Heiratsantrag hoffen kann. Sie würde sowieso lieber ein selbst bestimmtes, freies Leben führen, erkennt aber, dass dies wohl schwer möglich sein wird.
Als ihr Vater ihr eines Tages eröffnet, dass es beschlossenes Sache ist, dass sie den Sohn eines weitläufigen Verwandten heiraten soll, ist sie erst einmal schockiert. Aber sie sieht auch eine Chance, der Engstirnigkeit ihrer Heimatstadt zu entfliehen, denn ihr zukünftiger Ehemann lebt in Maryland auf einer Tabakplantage. Sie hofft dort auf ein besseres Leben und mehr Freiheit, so besteigt sie schließlich frohen Mutes das Schiff nach Übersee.

Als nach ein paar Jahren ihr Vater stirbt, macht sich Hannah ebenfalls auf den Weg, um Unterschlupf bei ihrer Schwester zu finden. In Maryland erwartet Hannah eine Schreckensnachricht, ihre Schwester ist inzwischen am Kindbettfieber gestorben. Schon bald zweifelt Hannah, dass ihre Schwester tatsächlich am Kindbettfieber gestorben ist, sie sucht zu ergründen, was zum Tode ihrer Schwester geführt hat.

Mary Sharrat ist ein überaus faszinierender, vielschichtiger Roman über zwei starke Frauen gelungen. Sie zeigt auf, welche Hürden für Frauen des ausgehenden 17. Jahrhundert zu bewältigen waren, wenn sie ein selbst bestimmtes Leben führen wollten. Detailreich und einfühlsam erzählt sie vom Leben in der Wildnis, den Kampf der Menschen mit der Natur, der harten Arbeit, um die nackte Existenz zu sichern. Aber auch von Liebe, Hoffnung, Verlust und Reue, handelt diese wunderbare Geschichte. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten.
Ich vergebe:

[note2+]

Liebe Grüße
Uschi

__________________
Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)
Liebe Grüße
Uschi

Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

Steffi

Hallo Uschi!

Jetzt hab ich gleich noch viel mehr Lust auf das Buch. Ich habe es seit Anfang der Woche auf dem SUB. Und Deine Signatur ist so schööön!

Liebe Grüße,
Steffi
Ich lese gerade:
Steve Cavanah: Zu wenig Zeit zum Sterben
Taylor Jenkins Reid: Daisy Jones and the Six
Heidi Furre: Macht
        als nächstes auf dem SUB
Lea Stein: Altes Leid
Faith Jones: Ungehorsam


uschi

Hallo Steffi,

da darfst du dich ruhig freuen, es ist wirklich ein sehr schönes Buch. Ich war sehr überrascht!

Liebe Grüße
Uschi
Liebe Grüße
Uschi

Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

Lannie

Danke für die schöne Rezi. Als ich vor kurzem das Buch im Club entdeckte, hab ich es mir gleich für den nächsten Quartalskauf vorgemerkt und zum Glück hatte ich wohl den richtigen Riecher.  :flirt:

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

Lannie

Hallo Ihr Lieben,

ich lese ja derzeit das Buch und bin bisher leider gar nicht uschis Meinung.  :heul: Eine ausführliche Rezi wird folgen, aber ich musste jetzt mal meinen Kummer loswerden. Zu den meisten Figuren finde ich keinen Draht, auch betrachte ich die ganze Geschichte bisher mit einer ordentlichen Portion Abstand. Das, was ich bisher gelesen habe ist mir zu oberflächlich, zu unausgegoren. Schade, dabei hatte ich mich so auf das Buch gefreut. Aber, ich hab ja noch 200 seiten vor mir und vielleicht gibt es ja noch eine 180 Grad Wendung.

Liebe Grüße
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

uschi

Hallo Lannie,

schade, dass dir das Buch nicht besonders gefällt. Aber so ist das mal, die Geschmäcker sind halt verschieden.

Liebe Grüße
Uschi
Liebe Grüße
Uschi

Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

Lannie

Hallo Uschi,

naja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wer weiß, vielleicht bin ich am Ende ja schrecklich begeistert.  :->

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

uschi

Hallo Lannie,

hm, also eins kann ich dir versprechen, es ist kein 08/15-Ende (schreibt man das so?)! :-> Ich finde das hat die Autorin gut hinbekommen.

Liebe Grüße
Uschi
Liebe Grüße
Uschi

Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen. (Lao-Tse)

Lannie

#8
Meine Meinung

,,Der Liebesbund" ist der dritte Roman von Mary Sharratt, der erste, der in deutscher Übersetzung erschienen ist. Mehr als  10 Jahre hat die Autorin an diesem Roman geschrieben und laut Nachwort ausgiebig recherchiert. Leider habe ich davon auf den gut ersten 200 Seiten nicht viel gemerkt:

Stilistisch und sprachlich habe ich eigentlich nichts auszusetzen. Ich hatte mich nach kurzen Anlaufschwierigkeiten recht gut eingelesen und es geht auch flüssig voran, allerdings konnte mich der Roman nicht richtig packen. Mir fehlte es während der ersten Hälfte sichtlich an Spannung  und auch mit den Figuren konnte ich nicht warm werden. Die meiste Zeit war ich ein außenstehender  Beobachter und nicht in die Handlung mit einbezogen.  Nicht nur die Charaktere empfand ich als überwiegend oberflächlich, sondern auch die Geschichte selbst ging mir nicht tief genug. Die ersten Seiten plätschert die Handlung vor sich hin, ohne große Höhen und Tiefen. Ich empfand die Erzählweise leider als nüchtern, lieb- und farblos. Wirklich interessante Aspekte werden nicht näher beschrieben, stattdessen hat sich die Autorin gerne an Kleinigkeiten, wie die Einrichtung eines Hauses, unnötig lange aufgehalten. Stellenweise hatte ich den Eindruck, der Roman sei noch nicht wirklich fertig und wartet auf seine Überarbeitung. Leider ist ,,Der Liebesbund" stellenweise äußerst voraussehbar, was mich hin und wieder wirklich genervt hat. Ich hätte mir mehr überraschende Wendungen gewünscht.

Interessant, wenn auch ein wenig gewöhnungsbedürftig waren die vielen Perspektivenwechsel. Spannender haben sie den Roman dadurch nicht unbedingt gemacht, aber sie waren informativ und ließen mich Stück für Stück ein wenig mehr hinter die Fassaden schauen. Mary Sharratt erzählt dem Leser im stetigen Wechsel einmal Hannahs Geschichte in der Gegenwart und ein anderes Mal Mays Schicksal in der Vergangenheit – Bindeglied für beide Perspektiven ist Gabriel.

Die Protagonisten, Hannah, May und Gabriel, waren mir lange Zeit sehr fremd und in ihrem Verhalten zunächst einfach nicht nachvollziehbar. Auch ihre Charakterisierung ist deutlich zu flach und machte mich ihnen gegenüber recht gleichgültig. Mir schien, als wären sie nicht mehr als das, was man auf dem ersten Blick erkennen konnte, hinter ihrer Fassade schien nichts zu sein. Vielleicht bewegte mich ihr Schicksal daher die erste Zeit überhaupt nicht. Sympathien konnte ich erst sehr spät aufbauen und einige Figuren blieben bis zum Ende so farblos, dass ich sie in ein paar Tagen vergessen haben werde.
May, die Abenteuerlustige,  war mir zu überzeichnet, Hannah, die Intelligente, teilweise zu stoisch und Gabriel, der Empfindsame, war mir persönlich zu sanft. Was mir sehr fehlte waren das Zwischenmenschliche und echte, glaubhafte Gefühle der Figuren. Nachdem Hannah vom Tod ihrer Schwester erfahren und ein paar Tränen vergossen hat, macht sie fast genauso weiter, als wäre nichts geschehen. Einzig ihre Träume zeigen dem Leser, welche Gefühle in ihr kämpfen. Mir war das leider nicht genug. Viele Handlungen Hannahs konnte ich zunächst einfach nicht nachvollziehen und wirkten teilweise völlig unglaubwürdig.

Nach etwa 200 Seiten ein wenig langweiligen und oberflächlichen Erzählens wird das Buch Stück für Stück interessanter. Nicht nur geht die Handlung immer tiefer und kratzt nicht mehr nur ausschließlich an der Oberfläche, sondern auch die Figuren werden vielschichtiger und glaubwürdiger. Die Geschichte und das Verhalten der Protagonisten regen zum Nachdenken an und langsam findet man sich an der Seite von Hannah ein. Immer mehr wurde ich warm mit ihr und den anderen Figuren und fand mich in der Handlung zurecht, fühlte mich endlich einbezogen. Der Roman wurde weniger vorhersehbar und konnte mich ab und an auch überraschen.
Das letzte Viertel des Buches hat es mir sehr angetan und mich mit dem mittelmäßigen Anfang ein wenig versöhnt. Die Autorin hat Wendungen eingebaut, mit denen ich gar nicht rechnete und sie wunderbar gelungen umgesetzt. Hannah, May und Gabriel gewannen nochmals an Tiefe und weckten mein Mitgefühl. Das Ende hat mich äußerst zufrieden zurückgelassen, auch wenn ein romantischeres Herz damit vielleicht nicht allzu glücklich sein könnte. Was mich besonders freut, Mary Sharratts Figuren haben mir auch etwas für später mitgegeben. Ihr Schicksal sagt:

-   Jede Handlung zieht Konsequenzen nach sich
-   Selbst die größte Liebe hält stetigem Zweifeln nicht ewig stand
-   Vergebe, statt Rache zu üben

Auch wenn mich ,,Der Liebesbund" nicht vollkommen überzeugen konnte, möchte ich niemandem abraten dieses Buch zu lesen, denn vielleicht zieht ein anderes Gemüt oder eine andere Stimmung eine ganz andere Meinung nach sich.

Meine Bewertung

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Anmerkung

Im März 2008 erscheint das Taschenbuch im Handel:

Verlag: Btb
Seiten: 420
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 9,00
ET: 03.2008

[isbn]3442735637[/isbn]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder