Ken Follett: Kingsbridge - Der Morgen einer neuen Zeit

Begonnen von sisquinanamook, 13. November 2023, 21:33:42

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sisquinanamook

ZitatEin Epos um Gut und Böse, Liebe und Hass - die Vorgeschichte zu Ken Folletts Weltbestseller "Die Säulen der Erde"

England im Jahr 997. Im Morgengrauen wartet der junge Bootsbauer Edgar auf seine Geliebte. Deshalb ist er der Erste, der die Gefahr am Horizont entdeckt: Drachenboote. Jeder weiß: Die Wikinger bringen Tod und Verderben über Land und Leute.

Edgar versucht alles, um die Bürger von Combe zu warnen. Doch er kommt zu spät. Die Stadt wird beinahe völlig zerstört. Viele Menschen sterben, auch Edgars Familie bleibt nicht verschont. Die Werft der Bootsbauer brennt nieder. Edgar bleibt nur ein Ausweg: ein verlassener Bauernhof in einem Weiler fern der Küste.


Meine bei READO veröffentliche Rezi:

Während Edgar ums Überleben kämpft, streiten andere um Reichtum und Macht in England. Unter ihnen: der gleichermaßen ehrgeizige wie skrupellose Bischof Wynstan, der idealistische Mönch Aldred und Ragna, die Tochter eines normannischen Grafen ...

Edgar, Ragna, Wynstan, Aldred - ihre Schicksale sind untrennbar miteinander und mit ihrer Zeit verbunden. Ihr Land, das England der Angelsachsen, ist eine Gesellschaft voller Gewalt. Eine Gesellschaft, in der selbst der König es schwer hat, Recht und Gerechtigkeit durchzusetzen.

Gemeinsam mit Edgar, Ragna, Wynstan und Aldred erleben wir den Übergang von dunklen Zeiten ins englische Mittelalter - und den Aufstieg eines unbedeutenden Weilers zum Ort Kingsbridge, den wir seit "Die Säulen der Erde" kennen und lieben.

In seinem neuen Roman geht Ken Follett zurück bis zu den Wurzeln von Kingsbridge, das im Dark Age noch weit davon entfernt ist, das Kingsbridge zu sein, das man aus den Säulen der Erde kennt.

Nachdem ist von ,,Schatten der Welt" sehr enttäuscht war, konnte mich dieser Roman nun wieder mehr abholen.
Ken Follett versteht es, geschichtliche Fakten (und auch ein bisschen historische Fiktion, denn gar so viele Fakten aus dem Dark Age gibt es ja nicht ;)) so zu verpacken, dass man trotzdem unterhalten wird.
Das Rad erfindet er dabei leider nicht neu.
Wie gewohnt sind seine Figuren eher schwarz weiß gezeichnet und so kann man sich darauf verlassen, dass die Bösen böse und die Guten gut sind. Wo die Liebe hinfällt birgt auch keine großen Überraschungen.
Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt, habe das ein oder andere erfahren,  das ich vorher noch nicht wusste und hatte ein paar leichte, unterhaltende Lesestunden., denn wie gewohnt, ist Folletts Sprache flüssig und gut zu lesen.

Alles in allem ein solider historischer Roman nach bekannter Ken Follet Manier.

Von mir gibt es 3/5 Sternen
Viele Grüße
Daniela

Annette B.

Zitat von: DanielWie gewohnt sind seine Figuren eher schwarz weiß gezeichnet und so kann man sich darauf verlassen, dass die Bösen böse und die Guten gut sind. Wo die Liebe hinfällt birgt auch keine großen Überraschungen.

Mit dieser Aussage hast du genau den Nagel auf den Kopf getroffen. :bang:  Diese schwarz/weiß Malerei und auch die einheitlichen Liebesgeschichten werden spätestens nach dem dritten Ken Follett sehr öde. :rollen:
Wahrscheinlich zieht mich auch deshalb nix mehr zu den Büchern von Ken Follett.
Liebe Grüße Annette

Tara

Danke für deine Rezi!
Ich glaub ich lass es auch lieber bleiben!
Sometimes you just need to lay on the couch and read for a couple of years.

With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? Oscar Wilde

Kathrin

Zitat von: Annette B. in 15. November 2023, 11:36:27Mit dieser Aussage hast du genau den Nagel auf den Kopf getroffen. :bang:  Diese schwarz/weiß Malerei und auch die einheitlichen Liebesgeschichten werden spätestens nach dem dritten Ken Follett sehr öde. :rollen:
Wahrscheinlich zieht mich auch deshalb nix mehr zu den Büchern von Ken Follett.
Das kann ich wirklich sehr gut verstehen. So war es zwar bei der Jahrhunderttrilogie auch, aber gerade Teil 3 hat mich doch echt positiv überraschen können. Trotzdem greife ich auch zu keinem weiteren Kingsbridge-Roman mehr. Aber aus dem Mittelalter-Romanen bin ich eh so gut wie raus.
Rock the Night!

sisquinanamook

Wenn meine Mutter mir das Buch nicht geschenkt hätte, hätte ich es auch nicht gelesen. Bei Ken Follet bin ich seit der Jahrhundertrilogie sowas von raus.

Aber hier war es dann doch netterweise eine gute Geschichte, ohne nennenswerte Höhen und Tiefen.
Ich hab mich nicht gelangweilt, aber bin vor Spannung jetzt auch nicht aus den Latschen gekippt.
Einfach ein solides Buch, das man durchaus lesen kann ohne etwas weltbewegendes zu verpassen, wenn man es nicht tut.
Viele Grüße
Daniela

Dante

#5
Und hier mein Eindruck zu "Der Morgen einer neuen Zeit":


Nach ,,Die Säulen der Erde" (DiSdE, 1990), ,,Die Brücken der Freiheit" (1996) und ,,Die Pfeiler der Macht" (1994) ist ,,Der Morgen einer neuen Zeit" (DeMenZ, 2020) mein vierter Roman von Ken Follett. Mich persönlich hat DiSdE damals dermaßen fasziniert, dass ich vorfreudig nach DeMenZ gegriffen habe. Aber wie soll ich es nach der Lektüre dieser 1000 Seiten positiv formulieren: Ken Follett hat sich in den letzten 30 Jahren offenbar weiterentwickelt – das kann man mögen, muss es aber nicht. Ich kann die gut begründeten 1- und 2-Sterne-Rezensionen sehr gut nachvollziehen, wenngleich ich dem Band dennoch 2,5 Sterne geben würde: Nicht so schlecht, aber eben auch in meinen Augen auf keinen Fall seinem Vorgänger ebenbürtig.

Warum?

DeMenZ nimmt Lesende mit in die Vorgeschichte von DiSdE und spielt gut 200 Jahre davor – man erfährt, warum Kingsbridge nicht mehr unter seinem ursprünglichen Namen geführt wird und verfolgt die Grundsteinlegung der Kirche, die in DiSdE von Tom Builder in Brand gesteckt wird. Wieder haben wir es mit einer für ihre Zeit sehr emanzipierten Frau zu tun, die psychische und physische Gewalt erfährt, es gibt einen (unfassbar unrealistisch) guten Mann, viele Bösewichte und am Ende wird alles super. Soweit und eben ,,so gut".

Entweder ist es der Übersetzung geschuldet oder aber Ken Follett hat seine Art zu Schreiben vollkommen überholt. Ich erkenne zumindest den Ken Follett von vor 30 Jahren kaum mehr – das ist per se nicht schlecht oder gut, der neue Sprachstil und die Hinwendung zu LGBTQ-Thematik fühlt sich für mich aber anachronistisch an und ich hatte einfach ,,Ken Follett" erwartet und nicht ,,Rosamunde Pilcher in brutal"; unangenehm hängengeblieben bin ich auch an viel zu vielen Wortwiederholungen, die einem guten Lektorat aufgefallen wären.

Die Handlung war zwar spannend, endete aber oftmals abrupt und wurde dort nicht hinreichend zu Ende erzählt, wo es sich an anderen Stellen unerträglich in die Länge zog. So sehr sich Follett manchmal in spannende, zumeist aber auch sehr gewaltvolle Szenen ergeht, sind die gezogenen Konsequenzen unbefriedigend: wird ein Bösewicht in DiSdE noch zu Tode verurteilt oder zumindest eingekerkert – also einer für ihre Zeit gerechten Strafe zugeführt – trifft hier einen Bösewicht z.B. einfach nur der Schlag und er fällt um; Witwen ohne Sohn verlieren nach dem Tod des Mannes nicht Haus und Hof und sehen sich nach einem neuen Ehemann um – nein: sie leben einfach in lesbischer Beziehung weiter. Für alle Probleme gibt es eine Blitz-Lösung – wenn nicht aufgeführt, dann eben einfach in Form eines Kapitelendes. Punkt. Im nächsten Kapitel ist dann der Istzustand erklärt – nimm es hin, o Lesender, es ist einfach so! Wie es dazu kam? Denke es dir einfach selbst aus.

Weiteres Manko: Eine Flut von Namen, die gefühlt alle aus einem Lexikon für altertümliche Namen nacheinander abgeschrieben wurden: Dreng, Den, Degbert, Edgar, Eadbald, Erman, Wigelm, Wilwulf, Wynstan ... Zudem wird der Geburtsname gleich im nächsten Satz oftmals mit dem Rufnamen ausgetauscht a la ,,... aber man nannte ihn schlicht Wilf." Und als sei dem nicht genug: auch Hund, Katze und – nicht Maus, aber Pferd – erhalten ebenfalls Rufnamen: Wenn man das nicht immer gleich am Schirm hat, verwirren Sätze wie ,,... er trieb Astrid ins Wasser".

Mein Fazit:
Verglichen mit ,,Die Säulen der Erde" blieb ich enttäuscht zurück – ,,Der Morgen einer neuen Zeit" ist ein Buch, das sich leicht lesen lässt, wenn man eindimensionale Handlungen mag, gerne querliest und den Sprachstil des Follett von vor 30 Jahren nicht kennt und/oder sucht.

2,5 Sterne von 5

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Der parallel gehörten Hörbuchvariante würde ich einen zusätzlichen Stern geben für die fabelhafte Sprecherleistung von Tobias Kluckert
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