Leila Slimani: Das Land der Anderen

Begonnen von Kathrin, 03. August 2024, 18:55:11

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Kathrin

Das Land der Anderen von Leila Slimani

Herausgeber ‏ : ‎ Luchterhand Literaturverlag
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 381 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3630876463

Inhalt:
Mathilde, eine junge Elsässerin, verliebt sich am Ende des Zweiten Weltkriegs in Amine Belhaj, einen marokkanischen Offizier im Dienst der französischen Armee. Die beiden heiraten und lassen sich in der Nähe von Meknès nieder, am Fuß des Atlas-Gebirges, auf einem abgelegenen Hof, den Amine von seinem Vater geerbt hat. Während er versucht, dem steinigen Boden einen kargen Ertrag abzutrotzen, zieht Mathilde die beiden Kinder groß. Voller Freiheitsdrang hatte sie den Aufbruch in ein neues, unbekanntes Leben gewagt und muss doch bald ernüchternde Erfahrungen machen: den alltäglichen Rassismus der französischen Kolonialgesellschaft, in der eine Ehe zwischen einem Araber und einer Französin nicht vorgesehen ist, die patriarchalischen Traditionen der Einheimischen, das Unverständnis des eigenen Mannes. Aber Mathilde gibt nicht auf. Sie kämpft um Anerkennung und ihr Leben im Land der Anderen.

Meine Meinung:
"Das Land der Anderen" ist der erste Teil einer Dilogie von Leila Slimani und für mich das erste Buch der Autorin. Erzählt wird die Geschichte der jungen Französin Mathilde, die Ende der 40 Jahre des 20. Jahrhunderts mit ihrem marokkanischen Ehemann Amine in dessen Heimat reist um dort zu leben. Sie hat in ihrer Naivität und Abendteuerlust von einem Leben wie Tanja Blixen geträumt, wird aber schnell von der Realität und der fremden Kultur und Lebensweise in der neuen Heimat auf den Boden der Tatsachen geholt.

Extrem viel hängen geblieben ist von dem Buch leider nicht. Während ich jetzt - gut ein halbes Jahr nach dem Lesen - das Buch durchblättere und die markierten Stellen durchlese, habe ich das Gefühl, dass ich das Buch direkt nach dem Lesen vielleicht etwas schlechter bewertet habe, als ich es jetzt empfinde und dass mir das Buch, wenn ich es in einer Leserunde gelesen hätte, evtl. durch den Austausch mit anderen Leser*innen mehr hätte geben können.

Der historische Hintergrund zu Marokko und seinem Streben nach Unabhängigkeit fand ich extrem spannend und kam gerade in den kulturellen Unterschieden zwischen Marokko und Frankreich als Kolonialmacht, wie auch im Verhalten der Bevölkerung gut rüber - Unterschiede mit denen Mathilde aber auch ihr Ehemann Amine zu kämpfen haben, denn sie stehen mit ihrer französisch-marokkanischen Mischehe irgendwie zwischen den Stühlen und das ist für beide nicht einfach.

Die Autorin hat dabei einen extrem guten Blick für ihre Figuren, deren Situationen und ihren Gefühlen. Und dabei ist es egal, auf wen sie ihren Blick gerade richtet, denn ich kann sowohl Mathildes als auch Amines Situation, Gefühle und Gedanken verstehen. Nur mitfühlen kann ich nicht mit ihnen, denn die Geschichte fühlt sich für mich zu distanziert erzählt an. Die verhältnismäßig wenigen Dialoge verschärfen die Distanz in meinen Augen noch, so dass sich eine wirkliche Nähe für die Figuren leider nie wirklich eingestellt hat. Mathilde empfand ich sogar lange Zeit als oberflächlich.

Auch wenn es mich oft nicht wirklich zu dem Buch und zum Weiterlesen gedrängt hat, so hat es sich - wenn ich erstmal am Lesen war - sehr gut und flüssig lesen lassen. Und jetzt, wo ich die Rezension geschrieben habe, kommt auch langsam aber sicher die Lust auf den abschließenden Band "Schaut wie wir tanzen" bei mir auf, der schon in meinem SUB darauf wartet gelesen zu werden.

Bewertung:
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Rock the Night!