Ewald Arenz - Zwei Leben

[Esmeralda]

1971 in einem Dorf in Süddeutschland.
Als einziges Kind ihrer Eltern gibt es für Roberta keine andere Zukunft als die, einmal die Bäuerin auf dem Hof zu sein. Hier auf dem Land sind Vergangenheitsbewältigung, Kriegsdienstverweigerung, Feminismus, Popkultur und Miniröcke nichts, womit man sich beschäftigt. Hier zählen Arbeit, Gehorsam und moralisches Verhalten. Doch Roberta träumt davon, eigene Kleider zu entwerfen, auch wenn sie genau weiß, dass das ein Traum bleiben wird. Zugleich liebt sie ihren Hof und die körperliche Arbeit in der Natur, in der sie sich zu Hause fühlt. Und dann gibt es da noch den Pfarrerssohn Wilhelm, ihren Freund aus Kindertagen. Die beiden verlieben sich ineinander.
Wilhelm ist nicht nur für Roberta der Grund, im Dorf zu bleiben. Auch seine Mutter Gertrud bleibt wegen ihres Sohnes. Im Gegensatz zu Roberta hasst sie das Landleben und wünscht sich nichts mehr, als weggehen zu können, hinaus in die Welt.
Bald sind beide Frauen gezwungen, ihr Leben zu überdenken und Entscheidungen zu fällen, die nicht nur für sie alles verändern.

Ewald Arenz ist für mich ein Garant für gute Geschichten. So habe ich z.B. die Romane "Alte Sorten" oder "Die Liebe an miesen Tagen" sehr geliebt. Und auch nach dem Klappentext von "Zwei Leben" habe ich mich sehr auf sein neues Buch gefreut - und bin vermutlich mit zu hohen Erwartungen an den Roman herangegangen.

Damit will ich nicht sagen, dass der Roman eine Enttäuschung war, aber so richtig gepackt hat er mich erst im letzten Drittel - dann aber richtig mit dickem Kloß im Hals.
Bis dahin plätscherte die Geschichte eher so vor sich hin und ich habe mich ein ums andere Mal dabei ertappt, dass ich quer lesen wollte - die Atmosphäre hat mich diesmal nicht so fesseln können.

[note 3]

[Inge78]

Ich fand ja "Die Liebe an miesen Tage" nicht so toll, auf dieses Buch bin ich jetzt aber auch wieder sehr gespannt

[Kathrin]

Ach schade, dass es nicht so Deins war, Sandra! Ich weiß noch nicht, wann ich es lese. Eigentlich gerne bald, aber ich warte vielleicht noch etwas ab.

[Inge78]

Bei mir ist das Buch heute auf jeden Fall eingezogen

[Kathrin]

Und hier nun auch endlich meine Meinung zu "Zwei Leben" von Ewald Arenz

,,Ja", sagte sie langsam, ,,das ist anders bei Dir. Wir sind schwer von all den Geschichten, von all dem, was vor uns gekommen ist. Manchmal denke ich, wir schleppen das ganze Land mit und mit jeder Generation werden wir noch schwerer und langsamer. Und es wird immer härter es abzuschütteln ... das mag ich so an Dir. Du bist viel leichter."

Hach! Ewald Arenz und seine Geschichten, die so sehr aus dem Leben gegriffen sind, werden mit jedem neuen Buch besser und besser. Während des Lesens dachte ich noch, dass sein neuester Roman ,,Zwei Leben" nicht ganz mit ,,Die Liebe an miesen Tagen" mithalten kann, doch je länger ich über das Buch und seine Protagonisten nachdenke, desto mehr liebe ich es. Ich war extrem schnell in der Geschichte um die junge Roberta, ihren Jugendfreund Wilhelm und dessen Mutter Gertrud drin und extrem schnell auch ganz nah bei den Figuren. Ich rieche den Frühling, das frisch gemähte Gras, spüre die Unbeschwertheit von Robert, Wilhelm und Wolfgang, sehe das verfallene Wirtshaus am aufgegebenen Steinbruch vor mir und ich weiß, wie die Menschen in diesem fränkischen Dorf, in dem die Geschichte spielt, ticken. Ewald Arenz findet einfach die richtigen Wort für die Stimmungen seiner Figuren und seiner Geschichten und sagt ganz oft mit nur wenigen Worten doch so viel. Es gab Passagen in diesem Buch, in denen ich schon fast vergessen habe zu atmen, es war mucksmäuschen still um mich herum. Und dann gab es Passagen, die hätte ich besser nicht im Zug gelesen, denn ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so laut und so heftig geweint habe, wie hier in dieser Geschichte.

Wie immer finde ich die Figuren der Geschichte einfach nur grandios und wunderbar vielschichtig und echt gezeichnet. Vor allem zu Robertas Großvater habe ich eine große große Opa-Liebe entwickelt. Was für ein toller, toller Mensch und so wichtig gerade für Roberta! Aber ich liebe auch Roberta und Gertrud und ihre Geschichten, die durch Wilhelm eng miteinander verknüpft sind.

Das Ende war mir persönlich jedoch etwas zu ,,drüber", etwas zu ,,rosarot" – auch wenn es das eigentlich nicht war, schon aufgrund von dem, was in dem Buch alles passiert. Trotzdem war das Ende während und kurz nach dem Lesen der Grund, warum es hinter ,,Die Liebe an miesen Tagen" rangierte. Aber je länger das Lesen her ist und je intensiver ich an die Geschichte denke, merke ich, dass dieses Buch gerade zu meinen Lieblings-Arenz wird.

Große, große Leseempfehlung!

        

[Esmeralda]

Ach, wie schön, dass Dich das Buch so begeistern konnte, Kathrin. 

Bei mir ist nichts "nachgereift"  - aber ich freue mich für Dich, dass "Zwei Leben" Dein Lieblings-Arenz-Buch geworden ist. 

[Kathrin]

Ach, wie schön, dass Dich das Buch so begeistern konnte, Kathrin. 

Bei mir ist nichts "nachgereift"  - aber ich freue mich für Dich, dass "Zwei Leben" Dein Lieblings-Arenz-Buch geworden ist. 

 
Ja, es war irgendwie einfach meins.

[Inge78]

Ach, es subt immer noch bei mir 

[Kathrin]

Ich war von meinem vorhin beendeten Buch so gefrustet, dass ich kurz davor war, es nochmal zu lesen. Stattdessen habe ich einen kleinen Frusteinkauf gemacht ...