Inges Wanderbuch 2025 - Die Glasglocke von Sylvia Plath

Begonnen von Inge78, 13. Februar 2025, 13:04:49

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sisquinanamook

Zitat von: Christiane in 17. Oktober 2025, 17:22:29Mir aber nicht - ab 03.11. bin ich im KH und dann in Reha. Da ist nix mit mal eben zur Post gehen.  :rollen:

Achja stimmt... Das hatte ich überhaupt nicht mehr auf dem Schirm...  :dong:

Also es ist so, dass die Sendungen eine Woche in der Packstation verbleiben können. Wenn Du es also Mitte/Ende übernächster Woche verschickst, dann hätte ich auch noch genug Zeit es abzuholen, wenn wir von Moni zurück sind.
Viele Grüße
Daniela

Christiane

Hey Daniela,
das Päckchen ist vorhin auf die Post gegangen und sollte im Lauf dieser Woche bei Dir in der Packstation ankommen. Viel Spaß damit  :flirt: .
Staunt euch die Augen aus dem Kopf, lebt, als würdet ihr in zehn Sekunden tot umfallen. Bereist die Welt. Sie ist fantastischer als jeder Traum, der in einer Fabrik hergestellt wird.
Ray Bradbury (1920 - 2012)

sisquinanamook

Ich hab zwischenzeitlich natürlich schon in Inges Buch reingeschmökert, aber ehrlicherweise holt es mich grade nicht wirklich ab.
Hab so rund 70 Seiten bisher, tu mich aber ein bisschen schwer damit reinzukommen.
Viele Grüße
Daniela

Inge78

Ich kann es verstehen, einfach und "schön" ist es nicht
Und wie immer gilt: nicht quälen
Wenn es nicht passt, dann lass es
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

sisquinanamook

Zitat von: Inge78 in 17. November 2025, 10:43:55Ich kann es verstehen, einfach und "schön" ist es nicht
Und wie immer gilt: nicht quälen
Wenn es nicht passt, dann lass es

Das ist es gar nicht mal.
Ich mag ja durchaus auch schwierige Bücher, auch gern mit Bezug zu psychischen Erkrankungen. 
Hab den roten Faden hier aber noch nicht so richtig gefunden.
Kommt vielleicht noch.
Im Moment finde ich es leider recht langweilig.

Aber ich hab ja noch ein bisschen Zeit.

Viele Grüße
Daniela

sisquinanamook

Ich hab am WE noch ein bisschen weiter gelesen und bin jetzt ein bisschen über der Hälfte.
Nun ja...
Den Hype, den es um das Buch gibt kann ich leider nicht so richtig nachvollziehen.
Aber vielleicht muss man das Buch wirklich einfach im historischen Kontext sehen. Über Depressionen bzw. psychische Erkrankungen zu schreiben, war in den Anfängen der 60iger (da ist es ja erschienen) ja doch eher was unkonventionelles. Und ich konnte sogar 2-3 feministische Aussagen finden bisher.
Trotzdem.... Ein Highlight ist das Buch für mich jetzt nicht.
Ich seh schon kommen, dass da eine Bewertung nicht so einfach wird.
Viele Grüße
Daniela

Inge78

Ja, der historische Kontext ist da wichtig
Ich fand es ja ganz gut und ich fand es gut, es mal gelesen zu haben
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

sisquinanamook

Ich habe das Buch heute beendet und muss meine Meinung ein bisschen revidieren.
In der zweiten Hälfte bin ich dann doch richtig gut ins Buch rein gekommen.
Rezi folgt noch.
Aber ich muss wirklich sagen,dass der zeitliche Kontext hier extrem wichtig ist.
Da geh ich in meiner Rezi nochmal genauer drauf ein, warum ich das so wichtig finde.
Viele Grüße
Daniela

sisquinanamook

#68
So, hier also meine - etwas lang gewordene - Rezi.
Da nun alle das Buch kennen, spar ich mir den Spoiler.

Liebe Inge,
da hast Du ja was rundgeschickt...

Ich hab mich tatsächlich bis ungefähr zur Hälfte mit dem Buch wirklich schwer getan.
Denn ich habe anfangs die Geschichte von Esther in meinem Kopf mit der aktuellen Welt/Ansichten abgeglichen. Das konnte einfach nicht stimmig werden.
Die 1950iger/1960iger wirken für mich einfach so nah – ist ja die Generation meiner Eltern - , dass ich nicht an das Buch ran gegangen bin, wie ich sonst an historische Bücher rangehe. Aber nichts anderes ist es am Ende – ein Buch, für das der zeitliche Kontext in dem es geschrieben wurde enorm wichtig ist und als ich den Blickwinkel veränderte und nochmal über das Rollenbild der Frau in den 1950iger recherchiert habe, habe ich das Buch mehr verstanden und auch ein bisschen, warum es später als Buch der Frauenbewegung gegolten hat.
Das Buch kann absolut als Kritik an der Gesellschaft der 50iger Jahre (in denen es ja auch spielt) gesehen werden. Frauen haben ein Rollenbild zu erfüllen, das da heißt, dass sie heiraten und Kinder bekommen sollen. Persönliche Entfaltung, Sich-Ausprobieren, das gehört definitiv nicht zum klassischen Rollenbild der Frau in der Zeit.
Auch Esther erlebt diesen Anspruch. Mit 19 darf sie sich ein bisschen ausprobieren, als sie im Zuge eines Stipendiums nach New York darf, aber danach soll doch bitte alles in geordneten Bahnen weitergehen. Esther spürt diesen Druck von außen, möchte ihm aber nicht nachgeben und zerbricht daran. Aktiver Widerstand ist ihr nicht möglich, sie hat ja auch keine Rollenbilder dafür und so entwickelt sie eine Art unabsichtlichen passiven Widerstand in Form einer psychotischen Depression.
Die Glasglocke ist ein wunderbares Bild dafür. Esther nimmt nicht mehr aktiv an der Welt teil unter ihrer Glocke, kann die Welt aber beobachten. Sie will/kann die Erwartungen, die an sie gestellt werden nicht erfüllen, hat aber für sich (noch) keinen Weg gefunden damit umzugehen.
Der Fokus des Buches liegen nicht in den Gründen der Depression, der Fokus liegt auf der Gefühlswelt der Protagonistin. Daher war ich oft verwirrt, weil die Gedankengänge Esthers es auch sind, aber nicht erklärt werden. Ich finde, dass die Autorin aufgrund ihrer eigenen Erfahrung sehr gut beschrieben hat, wie sich eine Depression mit psychotischen Schüben anfühlt.
Als das Buch 1963 erschien waren die wilden 60iger noch ein bisschen entfernt (die Protestbewegungen ab 1965 und die 68iger hat die Autorin nicht mehr erlebt) und ich kann mir gut vorstellen, dass es in dieser Zeit ein komplettes Novum war, dass eine Frau über eine psychische Erkrankung schreibt, die ihren Grund in den Erwartungen der Gesellschaft hat.  Und wahrscheinlich war es auch ein Novum, dass eine Frau so deutlich darüber schreibt, dass es auch Frauen gibt, die dem Rollenbild nicht nur nicht entsprechen wollen sondern sich dem Druck auch nicht beugen.
Esther findet für sich einen Weg in dem sie sich z.B. sexuell durch ein Diaphragma emanzipiert, ihrem möglichen Verlobten den Laufpass gibt, da sie für sich ganz klar entschieden hat, sich einem Mann nicht unterordnen zu wollen (was damals ja üblich war – bis 1977, dem Heiratsjahr meiner Eltern, durfte ein Mann z.B. einfach die Kündigung einer Frau für sie beim Arbeitgeber abgeben, wenn er das wollte. Erst 1969 wurden Frauen als uneingeschränkt geschäftsfähig erklärt).
Das Buch endet offen, indem es in dem Moment endet, in dem  Esther vor das Gremium tritt, das über ihre Entlassung aus der Anstalt entscheidet. Sie weiß, dass die Glasglocke immer über ihr schweben wird, denn wenn sie entlassen wird, wird sie auch wieder den Erwartungen der Gesellschaft ausgesetzt sein.


Ich finde, dass die Glasglocke ein Buch ist, das sich absolut lohnt zu lesen. Es empfiehlt sich aber, vorher ein paar Recherchehausaufgaben zu machen.

Von mir gibt es die Note 2.
Viele Grüße
Daniela

Inge78

Ach, danke für die tolle und erklärende Rezi
Freut mich dass Du für dich noch etwas aus dem Buch raus holen konntest

Ich habe mir noch eine Biographie von Sylvia Plath zugelegt, die versuche ich noch zu lesen (wenn ich sie irgendwann finde) und die würde ich dann in der nächsten Runde dem Wanderbuch dazulegen, vielleicht hat da ja noch jemand Interesse dran

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Zitat von: Inge78 in 01. Dezember 2025, 10:57:09Ich habe mir noch eine Biographie von Sylvia Plath zugelegt, die versuche ich noch zu lesen (wenn ich sie irgendwann finde) und die würde ich dann in der nächsten Runde dem Wanderbuch dazulegen, vielleicht hat da ja noch jemand Interesse dran

Das finde ich super, Inge. Ich hoffe, Du findest das Buch. Ich würde es gerne lesen  :knuddel:
Rock the Night!

Tara

Hmmm... Inge, musst du noch das Buch suchen oder die Zeit zum lesen dafür?
Sometimes you just need to lay on the couch and read for a couple of years.

With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? Oscar Wilde

Inge78

Zitat von: Tara in 02. Dezember 2025, 10:18:14Hmmm... Inge, musst du noch das Buch suchen oder die Zeit zum lesen dafür?

Beides  :wieher:
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf