Karin Lindberg - Unsere Tage am Fluss

Begonnen von Sagota, 15. August 2025, 19:14:30

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Sagota

Der neue Roman von Karin Lindberg, deren Namen ich zwar schon länger kannte, aber noch nichts von ihr bis dato gelesen habe (was sich jetzt ändern soll), erschien bei Tinte & Feder, Luxembourg, 2025.

Elisa hat ihren Job in den Sand gesetzt als Investigativjournalistin und weiß nicht, wie es weitergeht, als Leah, ihre Schwester, ein Foto und Unterlagen der Großmutter auf dem Dachboden findet: Sie schlägt Elisa vor, sich des merkwürdigen Fundes anzunehmen, zumal die verstorbene Großmutter ein Tagebuch erwähnt, das sich unter den Dielen eines Herrenhauses in England befindet und von Harriett Lynham geschrieben wurde. Da Elisa nichts zu verlieren hat, entdeckt sie, dass auf "Rosewood Manor", wo ein Nachfahre noch immer das Anwesen besitzt, gerade u.a. eine Housekeeperin sucht. Kurzerhand bewirbt sie sich, bekommt ein Vorstellungsgespräch mit dem kühlen und reservierten Hausherrn - und auch den begehrten Job. Nun kann sie in Ruhe nach dem Tagebuch suchen, was sich jedoch bei der Größe und Unkenntnis des Zimmers, wo es verborgen sein könnte, als wahre Mammutaufgabe herausstellen sollte.

Harriett wollte eigentlich Medizin studieren, nach dem Tod des Vaters jedoch platzte dieser Traum und eine Ehe mit Edward Lynham wurde arrangiert, in der sie mehr als unglücklich ist: Trotz ihrer vierjährigen Ehe konnte sie ihrem Ehemann noch keinen Stammhalter schenken und Edward missachtet mehr und mehr seine Ehefrau, ohnehin zur Gewalt neigend und stellt sie gar bloß, wenn sich Besuch auf Rosewood Manor einfindet. Cresseda, die Mutter des unsympathischen und tyrannischen Earls, ist erkrankt und eines Tages kommt Dr. Arthur Schelling, der vollkommen andere Behandlungsmethoden an den Tag legt, die jedoch dem/der zu Behandelnden abverlangen, aktiv mitzuarbeiten...

Für Harriett ist es schwer, mit dem netten Arzt in Kontakt zu kommen und mit ihm über seine Profession zu reden, an der sie sehr interessiert ist: Als sich die beiden zufällig am Fluss begegnen, wohin Harrietts Spaziergänge sie regelmäßig führen, kommen sie ins Gespräch und nach und nach entwickelt sich eine tiefe Verbindung, aus der Liebe erwächst. Aus Furcht vor ihrem Ehemann beschließen beide nach der Ballsaison, die Harriett noch für ihre Halbschwester Rose ausrichtet, zu fliehen. Doch jemand sollte diese Pläne durchkreuzen, der auf Rache sinnt...

Viele Wendungen und Ereignisse, zuweilen romantischer, zuweilen dramatischer Natur, machen diesen flüssig und bildhaft geschriebenen Roman aus, die man gut nachvollziehen kann und die meisten Figuren sind sehr liebenswert; allen voran wohl Harriett und Arthur, Elisa und Calam, mit denen wir so manche Höhe und Tiefe durchschreiten, nachdem sich auch hier eine gefühlvolle und ehrliche Verbindung angebahnt hat.

Der Roman beinhaltet zwei Zeiteibenen; die Gegenwart, in der Elisa und Calam agieren und die Zeit um 1908, als es für Frauen, die unglücklich verheiratet waren, denkbar schwer wenn nicht sogar unmöglich war, sich zu trennen. Das Tagebuch Harrietts hat die Autorin geschickt in die Handlung eingeflochten. Die Romanthemen sind vielfältig: Es geht um Familiengeheimnisse, um arrangierte Ehen und Standesdünkel, Gewalttätigkeit und Rechtlosigkeit von Frauen vor 100 Jahren; um Familienzusammenhalt und um die zeitlose Kraft der Liebe, die hier auch mit einer guten Prise Romantik und Atmosphäre daherkommt, jedoch nie schwülstig wird.

Fazit:

Ein atmosphärischer, romantischer Roman um ein Familiengeheimnis mit Tiefgang, der mit sympathischen Figuren aufwartet und den ich allen ans Herz legen kann, der die beschriebenen Themen gerne liest; besonders Fans von Familiengeheimnissen sollten hier zugreifen. Von mir gibt es gute 4* und eine Empfehlung.


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