Nguyen Phan Que Mai: Wo die Asche blüht

Begonnen von Kathrin, 21. November 2025, 12:33:17

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Kathrin

Nguyen Phan Que Mai: Wo die Asche blüht

Herausgeber: Insel Verlag
Seitenzahl der Print-Ausgabe: 443 Seiten
ISBN-10: 3458644210

Inhalt:
Vom Schicksal der vergessenen Kinder des Vietnamkrieges

Vietnam, 1969: Die beiden Schwestern Trang und Quỳnh wachsen in einem kleinen Dorf im Mekongdelta auf. Als junge Frauen bestellen sie die Reisfelder ihrer verarmten Eltern, der Vater ist als Invalide aus dem Krieg heimgekehrt. Als eine Freundin ihnen erzählt, in Saigon wäre es für Mädchen wie sie leicht, Arbeit als Barmädchen zu finden, fassen sie den Entschluss, in die Stadt zu gehen. Trang lernt dort einen amerikanischen Soldaten kennen und stürzt sich mitten in den Wirren des Krieges in eine Affäre mit ihm, die nicht ohne Folgen bleibt ...
Jahrzehnte später kehrt ein amerikanischer Veteran zurück nach Ho-Chi-Minh-Stadt in der Hoffnung, sich von den Schatten der Vergangenheit befreien zu können. Er trifft auf Phong, den Sohn einer Vietnamesin und eines ehemaligen GIs, der in einem Waisenhaus aufwuchs und verzweifelt seine Eltern sucht – kann Phong ihm helfen, seine alte Schuld wiedergutzumachen?

Der atmosphärisch dichte neue Roman der internationalen Bestsellerautorin ergründet das bewegende Schicksal der Kinder vietnamesischer Frauen mit amerikanischen Soldaten – und erzählt eine unvergessliche Geschichte von Schuld und Vergebung.

Meine Meinung:
Der Roman ,,Wo die Asche blüht" ist der zweite ins Deusche übersetzte Roman von vietnamesischen Autorin Nguyen Phan Que Mai und für mich stand nach ,,Der Gesang der Berge," welches ein großes Highlight für mich war, außer Frage, dass ich auch dieses Buch der Autorin lesen würde.

Der Roman ist auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einem befinden wir uns im Jahr 1969 bei den Schwestern Trang und Quynh, zwei einfachen Mädchen vom Land, die während des Vietnamkrieges als Barmädchen in Saigon versuchen Geld zu verdienen um ihre verarmten Eltern zu unterstützen. Im zweiten Erzählstrang begleiten wir den Kriegsveteranen Dan mit seiner Frau Linda nach Vietnam, wo er versucht, seine Vergangenheit und die Ereignisse des Krieges, in dem er als Soldat gedient hat, aufzuarbeiten. Hierbei trifft er aud Phong, Sohn eines ehemaligen GI's und einer Vietnamesin, der seine Eltern versucht zu finden, da er als Neugeborenes vor einem Waisenhaus abgelegt wurde.

Der Einstieg in das Buch war grandios. Ich war – trotz der Vielzahl an ungewohnten Namen – schnell in der Geschichte drin und nahe bei den Hauptfiguren. Auch wenn von Anfang an klar zu sein scheint, wie die Geschichten von Dan, Phong sowie Trang und Quynh zusammen hängen, mindert dies keinesfalls die Spannung. Eher im Gegenteil, egal in welcher Zeit oder in welcher Erzählperspektive ich mich befinde, ich will immer genau dort bleiben, weil es einfach mit sehr viel Tiefgang erzählt ist und man so sehr in die Geschichte eintauchen kann. Es wird durch die drei Erzählperspektiven ein wirklich vielschichtiger Blick auf den Vietnamkrieg geworfen und was dieser Krieg mit dem Land, den Bewohnern aber auch mit den nord- und südvietnamesischen wie auch amerikanischen Soldaten gemacht hat. Die Auswirklungen des Krieges auf die Menschen, die Armut, der Kampf ums Überleben, die Einsamkeit, die Suche nach den Wurzeln, das Aufarbeiten der Kriegstraumata, das alles hat mich sehr erschüttert. Gerade auch Kleinigkeiten, vermeintliche Nebensächtlichkeiten haben viel zu der Tiefe des Romans beitragen.

Aber ich habe auch das Gefühl gehabt, dass das Buch für seine knapp 450 Seiten zu viel will. Durch die ständigen Perspektivwechsel und die für mich ungewohnten vietnamesischen Namen, hatte ich  - allerdings auch stressbedingt – mehrfach etwas Mühe den Überblick über die Figuren und die Geschichte zu behalten. Dadurch nahm irgendwann die Nähe zu den Figuren ab. Auch werden teilweise Geschichten/ Ereignisse ,,nur" angedeutet, die interessant hätten sein können. Aber hier habe ich die glasklare Hoffnung, dass sie Autorin noch viel Geschichten in sich und zu erzählen hat. Das Ende hat mir – gerade weil es nicht rosarot war – extrem gut gefallen.

Auch wenn ,,Wo die Asche blüht" vielleicht nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht, so war es doch ein großartiges Buch, das ich jedem der gerne (hist.) Romane mit Tiefgang liest wärmstens ans Herz legen kann. Die Kritikpunkte sind Meckern auf sehr hohem Niveau. Es ist so wichtig, dass Geschichten wie diese erzählt werden, auch wenn dies hier "nur" ein Roman ist. Der Irrsinn dieses Krieges, wie auch aller anderen Kriege darf nie vergessen werden. Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung:
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Rock the Night!