Tod im Beginenhaus von Petra Schier

Begonnen von Annette B., 26. November 2007, 10:01:18

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Annette B.

Hallo zusammen,

Ich möchte an dieser Stelle wie versprochen, meine Meinung zu diesem Buch kund tun: :-)

[isbn]3499243814[/isbn]

Kurzbeschreibung
Herbst in Köln. In einem Spital der Beginen stirbt ein verwirrter alter Mann. Und das war nur der erste Tote. Eine Seuche? Adelina, die Tochter des Apothekers, glaubt nicht daran. Doch wem nutzt der Tod der armen Kranken? So selbstlos sich die frommen Frauen um die Geistesschwachen kümmern, mit jeder Leiche rückt die Schließung des Beginenhauses näher. Adelina hegt einen Verdacht, und den will sie beweisen, so sehr ihr Vater um den Ruf seiner eigensinnigen Tochter fürchtet. Aber heiraten will die ohnehin nicht. Schon gar nicht ihren seltsamen Untermieter, den Medicus Burka. Oder vielleicht doch?

Meine Meinung

Das Buch ,,Tod im Beginenhaus" ist offenbar das Erstlingswerk dieser Autorin und somit bin ich nicht mit besonders hochtrabenden Erwartungen an dieses Buch herangegangen. Ich wurde jedoch schon nach den ersten 60-70 Seiten angenehm überrascht!

Der Schreibstil von Frau Schier ist flüssig und leicht verständlich. Die Autorin lässt durch liebevolle und detaillierte Beschreibungen, von Orten und Personen, den Leser schnell in Adelina`s kleine Welt, in Köln im Jahr 1396 eintauchen.
Die Apotheke, die Adelina zusammen mit ihrem Vater führt, die Küche im Hause des Apothekers und auch die Leute mit denen Adelina Tag und Nacht zusammen ist, sind dem Leser schnell vertraut. Genauso wie der Tagesablauf im Haus des Apothekers und auch das Leben selbst in der Stadt Köln.
Das die Beginen in Köln damals eine große Rolle spielten, dass haben wir ja schon durch die Bücher von Andrea Schacht erfahren. Auch ist es tatsächlich verbrieft, dass die Beginen in Köln durchaus ein Mitspracherecht im kirchlichen und politischen Leben einnahmen.
Vor diesem Hintergrund erzählt die Autorin die Geschichte von einer Apotheker-Tochter und ihrem Kampf um ihren geistig behinderten Bruder. Adelina liebt ihren Bruder und will verhindern das er irgendwann mal in den Narrenturm gesperrt wird, darum setzt sie alles daran, das Hospital für geistig behinderte Menschen, welches die Beginen in Köln führen, zu erhalten. Genau an diesem Punkt beginnt dann der Krimi, denn in diesem Beginen-Hospital sterben plötzlich Patienten ohne irgendeinen ersichtlichen Grund.
Petra Schier erzählt die Vorfälle und auch die Umstände so lebendig und einfühlsam, dass der Leser schnell merkt: Adelina hat hier mit einer oder zwei Bemerkungen irgend jemanden nervös gemacht und voll in ein Wespennest gestochen!
Aber wen hat sie nervös gemacht? Und warum müssen auf einmal noch mehr behinderte Patienten in dem Hospital sterben? Tja und was hat dann dieser reiche Kaufmann auf einmal für einen Grund so sauer auf Adelina zu sein?
Fragen über Fragen für Adelina und das auch noch zu einem Zeitpunkt da ein seltsamer, gutaussehender Medicus ins Apothekerhaus gezogen ist und die finanzielle Situation im Apothekerhaus trotzdem nicht besonders rosig ist.
Mit Adelina ist man als Leser schnell vertraut, man kann ihre Gedanken und Gefühle sehr schnell nachvollziehen und verstehen. Auch mit allen anderen Personen in diesem Buch kann man recht schnell etwas anfangen und ihren Charakter einschätzen. In diesem Punkt hat die Autorin wirklich ganze Arbeit geleistet, genauso wie bei der Recherche! Man merkt das Frau Schier sich sehr eingehend mit der damaligen Zeit beschäftigt hat und auch sorgfältig recherchiert hat, was zum Beispiel eine Kräuterteemischung oder eine Salbe gekostet hat damals.
Der Sprachgebrauch ist der damaligen Zeit sehr schön angepasst worden ohne verwirrend oder total Veraltert zu wirken.
Der Spannungsbogen ist sanft gespannt und man hat bis zum Schluss ein Fragezeichen auf der Stirn, denn es ist verdammt schwer irgendwen als Täter herauszukristallisieren! Dennoch ist am Ende die Auflösung klug und schlüssig dargestellt und man fragt sich warum man nicht eher darauf gekommen ist.
Alles in allem hat mir dieser historische Krimi und auch die ,,Lovestory" die darin enthalten ist sehr gut gefallen und ich werde mit Sicherheit auch die Fortsetzungen dieser Serie lesen:
Mord im Dirnenhaus ( Feb. 2007)
Verrat im Zunfthaus (April 2008)
Ein winziger Kritikpunkt für mich ist, dass Frau Schier leider keinen Humor in diese Geschichte eingebracht hat. Es fehlen irgendwie so kleine auflockernde Bemerkungen oder vielleicht auch etwas Situationskomik. Dieses Buch wirkt über weite Strecken etwas dunkel und an manchen Stellen hätte eine pfiffige Bemerkung vielleicht diesen Eindruck gemindert.
Dennoch würde ich sagen, ist dieses Buch ein gelungenes Erstlingswerk und auf jeden Fall ein spannender historischer Krimi den man gelesen haben muß!
Überings hat die Autorin in einem ausführlichen Nachwort auch erklärt, wie die politische Lage in Köln damals war und was sie erfunden hat in diesem Roman und was der Wahrheit entspricht. Dieses Nachwort sollte man zum besseren Verständnis ruhig zum Schluss lesen.



Note 2 +

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Liebe Grüße Annette

Lannie

Danke, Annette, für Deine Rezi!  :-B Mal schauen, vielleicht zieht es irgendwann bei mir ein.

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder