Frontzek, Alice: Blaues Gold

Verlag: Sutton
erschienen:
2015
Seiten:
200
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3954006057

Klappentext:

Der 30-jährige Krieg bedroht den Erfurter Waidhandel. Nur Florian und Caterina Seber erweisen sich als geschickte Händler des traditionsreichen Blaufärbemittels – zum Neid der Zunftbrüder. Dann kehrt Florian von einer Handelsreise nicht zurück und Caterina steht vor der schwierigen Aufgabe, den Handel gegen den Widerstand der Zunft weiterzuführen. Sie muss sich über die Waidordnung hinwegzusetzen, egal, welche Konsequenzen das für sie haben wird.

Rezension:

Caterina, eine junge Italienerin, ist der Liebe wegen nach Erfurt gezogen. Ihr Mann Florian Seber lebt und arbeitet dort im Jahre 1630. Er ist Waidhändler und dies sehr erfolgreich. Auch wenn es für die Menschen schwer war in dieser Zeit des Krieges, denn der Krieg bedroht die für die Stadt Erfurt so wichtigen Waidfelder. Das Schicksal meint es auch nicht gut mit Caterina, schon bald verliert sie ihren Mann. Nun muss sie allein dafür sorgen, dass ihr Geschäft weiterläuft. Die Zunft der Stadt sieht dies aber nicht gern. Vor Caterina entsteht ein Berg von Problemen.

„Blaues Gold“ erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die versucht sich in einer fremden Welt zu Recht zu finden. Für Caterina ist schon das Eingewöhnen in der fremden Umgebung schwer genug, als sie dann auch noch ihren Mann verliert, scheint es so als habe sie nun gar keine Chance mehr. Mit viel Mut macht sie sich daran, ihr Schicksal zu meistern. Die Autorin hat hier das Schicksal der jungen Frau wunderbar mit historischen Details über die Waidherstellung und dessen Verwendung verwoben. Sie schildert eindrucksvoll nicht nur von den Schwierigkeiten, sondern auch von dem Leben in dieser schweren Zeit.

Scheinbar ganz nebenbei entsteht eine gewisse Spannung. Man ist automatisch bei der Protagonistin, die es eben nicht leicht hat. Sie ist schön und eine Fremde. Die Menschen in Erfurt wollen sie nicht recht akzeptieren und legen ihr einige Steine in den Weg. Frontzek schildert wunderbar, wie sie eben nicht aufgibt und ihr Leben meistert. Sie erzählt aber eben auch von der Herstellung und von der Verwendung des Waid. Wie aus der Pflanze Waid eben ein Farbstoff zum Blaufärben wird. Es gibt Einblicke in die Gegebenheiten der Zunft und gemeinsam mit Caterina lernt man die historische Stadt Erfurt kennen. Caterina zur Seite steht vor allem ihre Schwiegermutter, die für sie einsteht und ihr hilft. Die Protagonistinnen sind sympathisch und mal fühlt und leidet einfach mit ihnen.

Ein Nachwort lässt das Buch ausklingen. Ein kleines Glossar und ein Personenregister der historischen Persönlichkeiten befinden sich auch noch am Ende. Für meinen Geschmack hätten es gern ein paar mehr Seiten sein können. Die eine oder andere Szenen gern ein bisschen länger und ausführlicher erzählt, obwohl die Autorin alles gesagt hat, was es wohl zu sagen gab. Die Geschichte in sich ist stimmig.

Note: 2

Yoon, Nicola: Du neben mir und zwischen uns die ganze Welt

Originaltitel: Everything, Everything
Verlag:
Dressler
erschienen:
2015
Seiten:
336
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3791525409
Übersetzung:
Simone Wiemken

Klappentext:

Am Anfang war ein Traum. Und dann war Leben! Wenn ihr Leben ein Buch wäre, sagt Madeline, würde sich beim Rückwärtslesen nichts ändern: Heute ist genau wie gestern und morgen wird sein wie heute. Denn Madeline hat einen seltenen Immundefekt und ihr Leben lang nicht das Haus verlassen. Doch dann zieht nebenan der gut aussehende Olly ein – und Madeline weiß, sie will alles, das ganze große, echte, lebendige Leben! Und sie ist bereit, dafür alles zu riskieren. So hat man die Liebe noch nie gelesen! Das neue Lieblingsbuch für Töchter und ihre Mütter: Eine außergewöhnlich berührende Liebesgeschichte für Fans von Jojo Moyes und John Green mit besonderen Illustrationen, Skizzen, Notizen und E-Mails.

Rezension:

Dies wird eine sehr subjektive Rezension. Nun könnte man sagen, dass sind Rezensionen immer, aber ich versuche in der Regel schon auch mit einem gewissen Abstand ein Buch zu bewerten, um für alle Interessierten einen Mehrwert zu schaffen. Dies fällt mir ehrlich bei „Du neben mir“ ein bisschen schwer, denn ich habe es vorletztes Wochenende gelesen, als in meinem Bekanntenkreis ein junger Familienvater an Krebs gestorben ist. Das ganze Wochenende kreisten meine Gedanken um diese Tragödie und um dieses Buch. Ehrlich gesagt, musste man mich nur anpieksen und ich bin wegen jeder Kleinigkeit in Tränen ausgebrochen.

Vorweg, in diesem Buch geht es, wie ja auch schon im Klappentext ersichtlich nicht um Krebs und eigentlich auch gar nicht so sehr um Madeline Krankheit, sondern mehr um die Frage, was wir vom Leben erwarten, wie wir es nutzen, wie wir es wirklich leben und welchen Einschränkungen wir selbst dabei unterliegen. Manchmal sind dies Einschränkungen von außen. Von Menschen, Krankheiten und anderen Lebensumständen, aber oft erlegen wir uns auch selbst diese Einschränkungen auf.

Mich hat dieses Jugendbuch sehr getroffen. Etwas unglücklich finde ich den Vergleich mit Jojo Moyes und John Green im Klappentext. Nicola Yoons Roman ist ein Jugendbuch und nicht jeder, der Jojo Moyes Unterhaltungsromane gelesen hat, mag sich vielleicht darauf einlassen. John Greens Bestseller „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ hat mich nicht sonderlich von den Socken gehauen, während mich Madeleine, ihre Geschichte und auch die Schreibweise sehr berührt haben.

Das Buch ist auch drucktechnisch ein Genuss. Der Text wird oft unterbrochen durch Bilder, Tabellen, Notizen, Zitate und ähnliches. Dies lockert den Roman zusätzlich auf, verleiht ihm gleichzeitig aber auch eine große Tiefe, da diese Einschübe immer etwas mit dem Geschehen zu tun haben und sie noch auf ihre Art verstärken. Madeleine hat kaum Möglichkeiten mit ihrer Umwelt zu kommunizieren und ihre Schicksal zu verarbeiten und so sind diese Kleinigkeiten neben dem Text auch immer das Spiegelbild ihrer Gefühlswelt.

Ich hatte bei einer bestimmten Szene in der Mitte des Buches eine Ahnung, wie das Buch ausgehen wird und so kam es dann auch, aber erstens wird wohl nicht jeder diesen Hinweis erkennen und zweitens hat es mir persönlich überhaupt nichts ausgemacht, weil Maddies Krankheit für mich ohnehin nur Mittel zum Zweck ist, um zu beschreiben, wie zwei Menschen zueinander finden (trotz aller Widerstände)  und um ihren lange verschütteten Willen nach wirklichem Leben zu zeigen.

Die beiden Protagonisten sind liebevoll gezeichnet und abgesehen von Madelines Mutter und ihrer warmherzigen Pflegerin die einzigen Figuren, die wirklich wichtig sind. Wie Madeline mit ihrem Schicksal umgeht, habe ich einerseits sehr tapfer, andererseits aber auch als sehr merkwürdig empfunden. Wie kann jemand jahrelang nicht nach draußen gehen und dabei auch noch ohne menschliche Kontakte überleben? Ich bin eher die Marke Stubenhocker und könnte mich durchaus wochenlang in meiner Bude beschäftigen, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich nicht mal ein Fenster öffnen darf (Madeline darf nur gefilterte Luft einatmen), geschweige denn Besuch empfangen, dann finde selbst ich das unglaublich beklemmend.

Madeline selbst ist ein sehr freundlich und zuvorkommend und versucht sowohl ihrer Mutter, als auch ihrer Pflegerin so wenig Arbeit wie möglich zu machen. Sie fühlt sich schuldig, weil durch die Krankheit nicht nur ihr Leben eingeschränkt ist, sondern eben auch das ihrer Mutter. Ich habe mich manchmal gefragt, wieso sie nicht wütend und verzweifelt ist und dann kamen wieder diese eingeschobenen Bilder und Sprüche und mir wurde klar, dass Madeline all dies durchaus ist, sie diese Gefühle aber nicht zulässt, um nicht durchzudrehen.

Madeline und Olly verlieben sich sehr schnell ineinander. Das mag der ein oder andere unrealistisch finden. Für mich war aber einfach offensichtlich, wie sehr die beiden sich brauchen und wie gut sie zusammenpassen. Madeline blüht förmlich auf, kann dadurch aber auch ihre Ängste und ihre Wünsche nicht mehr ignorieren. Ihre Liebe zu Olly wird zum Wendepunkt in ihrem Leben. Nicola Yoon beschreibt dies in so klaren und schmerzhaft schönen Worten, dass ich Buch nicht aus der Hand legen konnte. Ein bravoröser Debütroman von einer Autorin, von der ich sofort unbesehen jede weitere Veröffentlichung kaufen würde.

Note: 1

Schier, Petra: Die Bastardtochter

Band 3 Kreuz-Trilogie

Verlag: Rowohlt
erschienen:
2015
Seiten:
544
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3499268019

Klappentext:

Koblenz, 1362. Die schöne Enneleyn lebt mit einem Makel: Sie ist unehelich geboren. Zwar hat Graf von Manten sie als Tochter anerkannt, die gesellschaftliche Akzeptanz jedoch bleibt ihr verwehrt. Als Ritter Guntram von Eggern um ihre Hand anhält, zögert sie deshalb nicht lange.
Schon bald stellt sich heraus: Sie hat einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Nach außen ganz liebevoller Gatte, verbirgt Guntram geschickt seine dunklen Seiten. Nur Enneleyn weiß um seine Brutalität und Machtgier. Und um seinen großen Plan, der sie alle ins Unglück stürzen kann …

Rezension:

Mit einer Hochzeit beginnt dieser dritte Teil der Kreuztrilogie von Petra Schier. Enneleyn ist die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten. Er hat sie zwar anerkannt, aber trotzdem bleibt der Makel ein Bastard zu sein bestehen. So ist sie dann auch froh, als der Ritter Guntram von Eggern um sie wirbt. Sie willigt ein, seine Frau zu werden. Alles scheint also gut zu werden. Aber der schöne Schein trügt, schon bald muss Enneleyn hinter die Fassade ihres Mannes schauen und ihr Schicksal annehmen.

Mit ihrem leicht zu lesenden Erzählstil entführt die Autorin ihre Leser einmal mehr ins 14. Jahrhundert nach Koblenz. In die Bastardtochter erzählt sie diesmal von Enneleyn, der unehelichen Tochter des Grafen. Enneleyn hat in dem Ritter zwar einen Mann gefunden, der sie zur Frau genommen hat, aber das warum hat er ihr verschwiegen. Aber was der Ritter genau bezweckt, erschließt sich der Protagonistin und auch dem Leser erst so nach und nach. Eine spannende Intrige entwickelt sich.

In einem zweiten Handlungsstrang tritt dann Anton Bongert auf. Er ist nach Italien gegangen und dort Kaufmann geworden. Jetzt macht er sich auf den Heimweg nach Koblenz, um wieder in der Nähe seiner Schwester zu leben. Nicht zu Letzt auch um das geheimnisvolle Kreuz wieder zu einem ganzen zusammen zufügen. Anton fasst in Koblenz schnell Fuß und trifft auch wieder auf Enneleyn, die er nur als kleines Mädchen kannte. Nun sieht er sich einer erwachsenen Frau gegenüber, die Hilfe braucht. Hilfe die er ihr nicht verweigert.

Die Bastardtochter ist der dritte Band der Kreuztrilogie, spielt aber schon ein paar Jahre nach „die Gewürzhändlerin“ und „die Eifelgräfin“ und ist somit durchaus auch einzeln lesbar. Kleine Rückblenden sorgen dafür, dass das Gedächtnis aus den Vorgängerbänden aufgefrischt wird, oder dass Leser, die die Geschichte noch nicht kennen, die Zusammenhänge verstehen. Die Charaktere sind liebevoll gestaltet worden und man ist automatisch bei ihnen. Fühlt mit Enneleyn und sucht mit Anton nach Lösungen. Aber auch die Protagonisten der Vergangenheit haben ihre Auftritte und erzählen aus ihrem Leben.

Es bleibt auch hier wieder ein bisschen mystisch, denn auch hier wirkt das Kreuz auf seine wundersame Weise. Es summt und leuchtet und manchmal ist es auch recht laut. Es warnt seine Besitzer auch wenn diese noch immer nicht richtig deuten können was dieses Kreuz ihnen sagen will. Durch das Kreuz bekommt die gesamte Trilogie zwar einen Hauch von Fantasy, aber Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf dem historischen Teil. Das Leben dieser Zeit hat die Autorin wunderbar eingefangen. Einblicke in das Leben und den Glauben der Zeit sind gut wiedergegeben und wirken authentisch und echt.

Das Buch endet mit einem Personenregister, einigen Anmerkungen der Autorin und einem mittelalterlichen Kochrezept für Griechische Hühner. Außerdem gibt es noch einen kleinen Stadtplan von Koblenz, wer also mag, kann sich die Plätze und Straßen der Handlung durchaus auch heute noch anschauen und vielleicht einmal die Wege nachgehen die Enneleyn gegangen ist.

Note: 2-

Cohen, Tammy: Während du stirbst

Originaltitel: Dying for Christmas
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3734102197
Übersetzung:
Bernd Stratthaus

Klappentext:

„Sehr wahrscheinlich werde ich TOT sein, bevor Sie das hier zu Ende gelesen haben.“

Drei Dinge gibt es über Jessica Gold zu wissen: Sie ist neunundzwanzig Jahre alt, sie hat eine Knopfphobie, und sie wurde entführt. Von einem Fremden, der sie zwölf Tage lang in seiner Wohnung gefangen hält, sie mit perfiden Grausamkeiten quält, sie angekettet in einer Hundehütte am Fuß seines Bettes schlafen lässt. Und jeden Tag überreicht er seinem Opfer ein Geschenk – eines grausamer als das nächste –, bis Jessica am zwölften Tag sicher weiß: Der Mann wird sie töten. Doch Jessica hat ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt …

Rezension:

Bis auf meine Stamm-Autoren (Karin Slaughter, James Patterson, etc.) habe ich in den letzten Jahren wenig Thriller gelesen. Bei „Gone Girl“ hat mir schon die merkwürdige Verfilmung gereicht (und dann auch noch Ben Affleck :roll: ) und auch manch anderer Blockbuster wie „Girl on the train“ ist an mir vorbeigegangen oder liegt noch ungelesen im Regal (wahrscheinlicher auf einem der vielen Bodenstapel…). Ich hatte also mal so richtig Nachholbedarf und Cover und Klappentext von Tammy Cohens Debüt haben mich bereits in der Vorschau angesprochen.

Tatsächlich hat mich „Während du stirbst“ sofort gepackt. Jessica ist eine ungewöhnliche Protagonistin, die bis zum Schluss schwer fassbar ist. Die Autorin schafft es sie sehr facettenreich zu schildern, aber dennoch lässt Jessica den Leser (absichtlich) nicht in ihr Innerstes schauen. Sie ist definitiv ein bisschen merkwürdig und verschroben und gerade deswegen fand ich die ersten 200 Seiten Katz- und Maus Spiel zwischen ihr und ihrem Entführer Dominic Lacey total spannend.

Obwohl ihre Gefangenschaft bei weitem nicht so grausam wie nach dem Klappentext befürchtet, vonstatten geht, war ich die ganze Zeit gespannt wie ein Flitzebogen, weil ich immer das Gefühl hatte, Jessica könnte etwas vollkommen unvorhergesehenes tun. Eben weil ich sie überhaupt nicht einschätzen konnte. Im Prinzip ist sie in der Beziehung Dominic ebenbürtig. Es ist diese nervenzerreißende Spannung, dass irgendetwas schlimmes passieren wird, die einen das Buch nicht aus der Hand legen lässt.

Als dies dann passiert, habe ich wirklich atemlos erstmal das Buch zugeklappt (nachts um 1 Uhr), nur um am nächsten Tag festzustellen, dass eine weitere Wendung nicht auf sich warten lässt. Tatsächlich spielt Cohen gekonnt mit den Erwartungen des Lesers und vermag ihn immer wieder zu überraschen. Allerdings fällt es aufgrund der Handlung bis zum Schluss schwer wirklich für eine der Figuren Sympathie zu empfinden. Alle sind entweder aufgrund ihres Charakters, ihrer Verhaltensweisen oder ihrer Entscheidungen, Menschen, denen ich im wahren Leben nicht begegnen möchte.

Unterbrochen wird die Handlung mit Szenen der verantwortlichen Polizistin Kim, die sich zwischen ihrem Job und ihrer Familie aufreibt. Sehr eindrücklich schildert Cohen, wie Kim sich für ihre Familie oder ihre Karriere entscheiden muss und das sie keine wirkliche Wahl hat. Hier ist auch mein erster kleiner Kritikpunkt. Kims Ehemann Sean zeigt keinerlei Verständnis und setzt seine Frau furchtbar unter Druck. Überhaupt scheint es im ganzen Roman keine wirklich sympathische männliche Figur zu geben.

Für die Bestnote reicht es nicht, weil das letzte Viertel des Romans doch schon sehr konstruiert ist und ich gerne auch mehr über Jessicas Persönlichkeit und ihre Macken erfahren hätte. Das mit der Knopfphobie wird z.B. nur kurz erwähnt und hat dann keinerlei Bedeutung mehr. Dennoch ist der Thriller geschickt gemacht, überzeugt mit raffinierten Wendungen und vor allen Dingen einem Klappentext, der einen total in die Irre führt. Ob das alles bis zum Schluss realistisch ist, muss jeder für sich entscheiden, zumal der allerletzte Satz des Buches verschiedene Interpretationen bietet. So oder bleibt „Während du stirbst“ ungemein fesselnd und wird auch eingefleischte Thrillerhasen überraschen.

Note: 2

Gruen, Sarah: Die Frau am See

Originaltitel: All the water’s edge
Verlag:
Kindler
erschienen:
2015
Seiten:
448
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3463406608
Übersetzung:
Sabine Längsfeld/Marie Rahn

Klappentext:

Im Januar 1945 reist die wohlhabende Maddie zusammen mit ihrem Ehemann Ellis und dessen bestem Freund in ein abgelegenes Dorf in den schottischen Highlands. Der exzentrische Ellis will die Existenz der sagenumwobenen Nessie beweisen, Krieg hin oder her. Ausgestattet mit Fernglas, Kompass und Kamera begeben sich die beiden Männer Tag für Tag auf Exkursion. Maddie bleibt allein zurück in der kargen Pension dieses fremden Ortes. Immer stärker stellt sie ihr bisheriges Leben in Frage. Wer ist sie, und was will sie? Da lernt sie die Menschen der Pension kennen, zwei Mägde und den geheimnisvollen Pensionsbesitzer Angus. Und plötzlich weitet sich ihr Blick für überraschende Möglichkeiten des Lebens …

Rezension:

Schottland im Januar 1945, Maddie ist zusammen mit ihrem Ehemann Ellis und dessen besten Freund Hank angereist. Die Männer wollen sich auf die Suche nach dem bekannten Ungeheuer von Loch Ness machen. Dass in Europa ein verheerender Krieg tobt, interessiert die jungen Leute nicht. Sie haben das Geld um sich diesen Luxus leisten zu können, dass die Menschen hier aber unter diesem Krieg leiden und eigentlich auch nicht die nötigen finanziellen Mittel haben um Gäste zu bewirten interessiert weder Ellis noch seinen Freund. Einzig Maddie beginnt im Laufe der Zeit zu hinterfragen, was hier eigentlich los ist. In ihrer Heimat Amerika haben sie den Krieg nicht wirklich zu spüren bekommen, hier schon.

Sara Gruen erzählt die Geschichte aus der Sicht von Maddie in der Ich-Form. Auf diese Weise ist der Leser direkt bei Maddie und erlebt mit ihr diese Reise nach Schottland, die für Maddie einige Überraschungen parat hält. Erst hier lernt sie ihren Ehemann richtig kennen und muss auch erkennen, dass vieles nicht so ist, wie es zunächst den Anschein gehabt hat. „Die Frau am See“ ist ein wunderschöner Liebesroman. Die Wege, die diese Geschichte nimmt, sind verschlungene Pfade aus Sehnsucht und Hoffnung. Ein wenig mystisch und wehmütig und einfach nur wunderschön zu lesen.

Die einzelnen Charaktere hat Gruen intensiv geschildert. Sie entwickeln sich erst so nach und nach. Zu Beginn ihrer Reise sind gerade Maddie und Ellis noch ein glückliches Paar. Maddie mehr naiv zu nennen als weltgewandt. Sie verkörpern ideal die obere Schicht Amerikas, sie sind reich und haben eigentlich alles was sie sich vom Leben erträumten und wohl gerade deswegen begeben sie sich auf diese Reise nach Schottland. Hier muss Maddie bald lernen, dass das Leben eben nicht so einfach ist, wie sie es kennt. Ihr Mann sucht verzweifelt nach dem Ungeheuer von Loch Ness wohl um sich selber zu beweisen, dass er mehr kann, als nur zu trinken und zu feiern. Sein Freund Hank ist ihm dabei behilflich, wobei schon die Frage auftritt, was die beiden Männer eigentlich so stark miteinander verbindet.

Maddie bleibt oft allein im Gasthaus zurück. Für sie stellt sich die Frage, was mach ich hier eigentlich und wer bin ich? Als sie beginnt sich auf die Menschen im Gasthaus einzulassen und diese dabei richtig kennenlernt, begreift sie, dass ihr Leben so nicht weitergehen kann. Am Ende hat die Autorin nicht nur für die Protagonistin eine Überraschung parat. Mir hat gut gefallen, wie aus der snobistischen, reichen Amerikanerin langsam ein fühlender Mensch wurde. Lediglich in der Mitte der Geschichte lässt die Handlung ein wenig nach und es stellt sich die Frage, wie lange will Maddie sich noch gefallen lassen, wie ihr Mann sie behandelt. Die Autorin hat es aber geschafft, die Geschichte in die richtige Richtung zu lenken und zum Ende hin, wird es wieder richtig schön.

„Die Frau am See“ ist ein gefühlvoller Liebesroman vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. Er erzählt von Liebe, die alles verändert und von den Schicksalen der Menschen, die durch diesen Krieg geprägt wurden. In einem kurzen Nachwort klärt die Autorin noch Fiktion und Wahrheit und warum die Ereignisse in Europa nur im Hintergrund erzählt werden.

Note: 2