Joël Dicker - Die Affaire Alaska Sanders

Begonnen von Inge78, 18. Juli 2023, 08:00:48

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Inge78

ZitatEndlich - die Fortsetzung von Joël Dickers Weltbestseller ,,Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert"

April 1999. Im friedlichen Mount Pleasant an der amerikanischen Ostküste wird die Leiche der jungen Alaska Sanders geborgen. Die Geständnisse eines Verdächtigen und seines Komplizen genügen, um die Ermittlungen zu einem raschen Erfolg zu führen.

Juni 2010. Sergeant Perry Gahalowood, der seinerzeit von der Schuld des Verdächtigen restlos überzeugt war, erhält anonym eine verstörende Nachricht. Was, wenn er damals die falsche Fährte verfolgt hat? Gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller Marcus Goldman, dessen Erfolg ,,Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" vor der Verfilmung steht, rollt er den Fall neu auf – und fördert Details aus Alaskas Vergangenheit zutage, die die damaligen Ereignisse in ein völlig anderes Licht rücken ...

"Wir alle haben eine Möwe in uns, diese Versuchung der Faulheit und Leichtigkeit."

Schriftsteller Marcus Goldmann ermittelt zusammen mit Sergeant Perry Gahalowood in einem 11 Jahre alten Mordfall, der eigentlich aufgeklärt schien. Doch es gibt Zweifel.

Beide Protagonisten sind Fans von Joel Dicker aus dessen Roman "Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert" bekannt. Der neue Joel Dicker wird als Fortsetzung von "Harry Quebert" beworben, ich finde, es ist keine klassische Fortsetzung. Aber Harry Quebert wird immer wieder erwähnt, ohne dass zu dem Buch allzu sehr gespoilert wird, was ich wirklich gut finde, für die Leser, die das Buch nicht gelesen haben. Auch hier zeigt sich wieder, dass der Autor seine Fälle sehr verschachtelt aufbaut und dabei aber immer den Überblick hält und am Ende alle Fäden zusammen bekommt und quasi keine Fragen mehr offen bleiben. Es ist rund am Ende, auch wenn ich einige Handlungsstränge während des Lesens doch etwas konstruiert fand. Ich mag den flotten Schreibstil von Joel Dicker, ich mag die Zeitsprünge, die viele Fährten, die oft in Sackgasse oder gar ganz in in die Irre führen. Das lädt zum mit rätseln und mit fiebern ein und die Seiten fliegen so dahin. Vor Allem mag ich in "Alaska Sanders" die beiden Protagonisten Marcus und Gahalowood arg gerne und ich mag die Anspielungen auf "Die Geschichte der Baltimores", ein weiterer Roman von Joel Dicker. Das wird anscheinend ein richtiges "Marcus Goldmann Universum", denn das Ende verspricht einen weiteren Roman mit Marcus als Hauptfigur.
Man muss bei dem Roman am Ball bleiben, weil es viele Figuren gibt, weil wir immer wieder in verschiedene Vergangenheiten eintauchen und so langsam das Rätsel um den Fall von Alaska Sanders lösen. Und dann wird man mit einem super rutschig zu lesenden Roman belohnt.

[note 2+]
Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Kathrin

Meine Rezi zu dem Buch folgt vermutlich Ende der Woche oder Anfang nächster Woche.
Kann mich aber im Großen und Ganzen Inges Meinung anschließen.
Rock the Night!

Kathrin

Und hier meine Meinung:

Im Juni 2023 ist mit ,,Die Affäre Alaska Sanders" der heißersehnte neue Roman von Joel Dicker veröffentlicht worden. Nach ,,Die Wahrheit über Fall Harry Quebert" und ,,Die Geschichte der Baltimores" ist dies nun der dritte Roman, in dem der fiktive Romanautor Marcus Goldman als Protagonist fungiert. Zeitlich ist diese Geschichte zwischen ,,Harry Quebert" und den ,,Baltimores" anzusiedeln.

Ich selbst lese Roman-Reihen am liebsten in der chronologischen, zeitlichen Reihenfolge der (fiktiven) Ereignisse und liebe die Anspielungen zu ,,Harry Quebert" und den ,,Baltimores" hier sehr. Aber für den Fall Alaska Sanders selbst tun sie nichts zu Sache, weshalb man diese  Romane im Prinzip auch unabhängig voneinander lesen kann – selbst wenn ,,Alaska Sanders" als Fortsetzung von ,,Harry Quebert" beworben wird.

Der Fall um die vor 11 Jahren ermordete Alaska Sanders, den Markus Goldman zusammen mit Perry Gahalowood (den wir schon aus Harry Quebert kennen) neu aufrollen, wird in der gewohnt verschachtelten, dicker'schen Art und Weise erzählt. Unterschiedliche Zeitebenen und Perspektiven gemischt mit Andeutungen und Verdachtsmomenten gegen eine Vielzahl von Personen machen das Buch zu einem tollen Pageturner. Dass jedoch so viele der zwischendurch verdächtigten Figuren mehr oder weniger viel Dreck am Stecken und Geheimnisse haben, die nicht ans Tageslicht kommen sollen, lies den Fall aber irgendwie auch etwas konstruiert erscheinen. Zumal mir auch der Sinn und Zweck von einigen wenigen Ereignissen bzw. Figuren nicht wirklich klar war und was sie für die Geschichte getan haben sollen, z.B. Marcus Ex-Freundin Emma, die irgendwie künstlich in die Geschichte gewoben wirkte. Es ist allerdings auch so, dass ich die Art und Weise, wie Joel Dicker seiner Geschichten erzählt und Fälle aufbaut, inzwischen gut kenne und der Wow-Effekt, den er mit ,,Harry Quebert" noch bei mir erzeugen konnte, sich langsam etwas abnutzt. Aber mit dem Twist im Fall Alaska Sanders hat er mich dennoch auf dem falschen Fuß erwischt und überraschen können.

Absoluter Pluspunkt dieses Buches ist das Duo Marcus Goldman und Perry Gahalowood, die ich wunderbar zusammenfinde. Gerade Gahalowood hat sich mit seiner schroffen Art in mein Herz gespielt. Es ist vielleicht kein Typ für Liebe auf den ersten Blick zwischen Leser*in und Romanfigur, aber je besser man ihn kennenlernt, umso mehr weiß man ihn zu schätzen. Und auch wenn Dinge rund um Perry Gahalowood passieren, die mir das Herz gebrochen haben und Perry sich erst einmal eine Auszeit nach der Lösung des Falls nehmen wird, so hat mich die im Epilog angedeutete Aussicht, dass Joel Dicker dieses Dreamteam noch einmal gemeinsam ermitteln lässt, laut jubeln lassen.

Da mich das Buch zwischenzeitlich kurz verloren hatte (was aber hauptsächlich an einem persönlichen Umstand in meinem Leben lag und weniger am Buch) und ich es etwas konstruiert fand, ist es nicht das Highlight für mich geworden, das ich mir erhofft hatte. Aber grundsätzlich weiß Joel Dicker auch mit diesem Pageturner zu unterhalten und wenn man sich als Leser in der Geschichte verlieren und vom Alltag abschalten kann, dann ist das schon eine echte Leseempfehlung wert.

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Rock the Night!