[ab 12] The Hollow - Jessica Verday

Begonnen von Lannie, 30. August 2010, 19:00:29

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Lannie

[isbn]978-3-401-06495-6[/isbn]Wahre Liebe ist unsterblich

Verlag: Arena
ISBN: 978-3-401-06495-6
Seiten: 432
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 15,95 €
ET: 06.2010

Abbeys beste Freundin Kristen ist verschwunden. Alle Bewohner von Sleepy Hollow glauben, dass das Mädchen tot ist. Dann taucht plötzlich Caspian auf – ein umwerfender, rätselhafter Junge, der immer dort aufkreuzt, wo auch Abbey ist. Und schließlich stößt sie im Tagebuch ihrer Freundin auf ein dunkles Geheimnis – und muss bald erfahren, dass auch Caspian nicht der ist, der er zu sein scheint.

Meine Rezension

Zu Beginn liest sich ,,The Hollow" leider sehr holprig, was sich im Laufe der weiteren Handlung allerdings verflüchtigt und einem angenehmen, flüssigen Lesevergnügen weicht. Ich muss jedoch einräumen, dass ich den Roman wirklich jederzeit hätte zur Seite legen können und letztendlich nur weiter gelesen habe, weil ich auf den großen Moment des Romans gewartet habe.

Was das Buch zu Beginn vor sich hin stolpert, macht es leider auch nicht durch Spannung wett. Denn auch der Spannungsbogen entwickelt sich erst nach und nach und dabei derart langsam und dürftig, dass es zu Beginn wirklich einiges an Stehvermögen kostet, um nicht vorzeitig die Segel zu streichen. Bis die Autorin zum im Klappentext erwähnten Tagebuch kommt, vergehen allein zweihundert Seiten, um nur ein Beispiel für den langsamen Handlungsaufbau zu nennen. Hat man diese Hürde genommen, wird man belohnt. Allerdings nicht mit einer Fantasy-Geschichte, die man erwartet hat, sondern mit einer Teenagergeschichte, in der es in erster Linie um Trauerarbeit und die erste Liebe geht. Zumindest wird der Plot temporeicher und spannender.

Von der Handlung hatte ich mir etwas ganz anderes erhofft und bin daher auch ein wenig enttäuscht. Die Kurzbeschreibung lässt den Schluss auf eine ganz andere Geschichte zu und führt den potentiellen Leser absolut in die Irre. Ich hatte einen Fantasy- oder zumindest Mystery-Roman erwartet und war wirklich erstaunt, wie viel Raum Abbeys Trauerarbeit tatsächlich in der Handlung einnimmt, bevor überhaupt etwas Mysteriöses geschieht. Der Hintergrund der Geschichte, die Bewältigung des Todes der besten Freundin, ist für Teenager sicherlich nachvollziehbar und auch ausreichend dargestellt. Die Tiefe, die sich hier ein Erwachsener wünschen würde, fehlt allerdings.
Dazu kommt noch, dass sich die Autorin widerspricht, einige Szenen und Gedankengänge unplausibel und nicht schlüssig sind und sich die Logikfehler häufen. Auch die große Liebesgeschichte ist eher nüchtern und wenig romantisch. Abbey verhält sich zwar irrational, wie man es von einem verliebten Teenager erwarten würde, allerdings ist sie dabei derart naiv, dass sie wiederum nicht glaubwürdig erscheint, was aber auch daran liegen mag, dass ich nicht zur Zielgruppe zähle. Junge Mädchen mögen hier durchaus auf ihre Kosten kommen.
Dinge, die der Protagonistin merkwürdig erscheinen, müssen von der Autorin in Worte gefasst werden, da sie sich bedauerlicherweise nicht durch die Handlung erklären. Vieles wird somit erzählt und nicht gezeigt, was der Atmosphäre abträglich ist.

Die Protagonistin Abbey war mir aufgrund ihrer skurrilen Spleens auf Anhieb sympathisch. Leider verlaufen diese gänzlich im Sande, so dass Abbey für mich zu einem wenig Aufsehen erregenden Mädchen wird, dem bis auf ein besonderes Hobby jegliche Tiefe fehlt. Und leider trifft diese Farblosigkeit auf alle Figuren zu. Die Autorin geizt mit Beschreibungen ihrer Charaktere und bis auf die Haarfarben der einzelnen Figuren – das einzige, was mit einer ausgeprägten Regelmäßigkeit wiederholt wird – , hatte ich keine klare Vorstellung von ihnen und blieben für mich somit dunkle Schemen. Meine Hoffnungen, die ich in Caspian gesetzt habe, wurden auch nicht erfüllt. Das, was Abbey fehlt, versucht Jessica Verday bei ihm durch übertriebene Charakterzüge auszugleichen, so dass auch er nicht überzeugend wirkt, sondern leider nur unglaubwürdig und überzeichnet. Aber auch dies mag vor allem einem Erwachsenen so vorkommen und vielleicht sind Teenager diesbezüglich noch nicht so kritisch.

Wenn man ,,The Hollow" unter den richtigen Gesichtspunkten liest, nämlich der Trauerarbeit von Jugendlichen, wie es sie aus der Bahn wirft, wenn jemand, der ihnen nahe steht, stirbt, dann ist ,,The Hollow" durchaus ein gutes Jugendbuch. Da hat die Autorin gute Arbeit geleistet und ich kann mir gut vorstellen, dass das bei Teenager gut ankommt und sie sich auch mit Abbey deutlich mehr identifizieren können als ich es konnte. Den Fantasy-Anteil muss man hier aber als völlig nebensächlich ansehen, denn der kommt tatsächlich erst auf den letzten Seiten zum Tragen. Da es eine Fortsetzung geben wird, gehe ich davon aus, dass diese dann deutlich mehr ins Fantasy-Genre passt. Und ich fürchte, ich werde auch sie lesen, was allein den letzten drei Seiten zu verdanken wäre, die mich wirklich überrascht und eine interessante und spektakuläre Wendung eingebracht haben, mit der ich bei einem Jugendbuch eher weniger gerechnet hätte.

Fazit

Bei einem Roman, der in Sleepy Hollow angesiedelt ist, in dem diese Legenden und auch der Autor, Washington Irving, hoch in Ehren gehalten werden, habe ich deutlich mehr unheimliche Begebenheiten, ein wenig Mystery und Grusel erwartet. Den Leser erwartet eine seichte Liebesgeschichte vor den Hintergrund jugendlicher Trauerarbeit. Insgesamt ein durchaus gutes Jugendbuch, wenn man es mit der richtigen Erwartungshaltung liest. Für Erwachsene ist ,,The Hollow" weniger geeignet, da es an nötiger Tiefe und Komplexität fehlt.

Meine Bewertung

[note3-]
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder