Constanze Wilken - Das Erbe von Carreg Cottage

Begonnen von Annette B., 14. Januar 2021, 18:49:40

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Annette B.

Das Erbe von Carreg Cottage - Constanze Wilken


Goldmann Verlag
Taschenbuch 480 Seiten
ISBN-10 :    3442484766

Klappentext:

Die 35-jährige Lili Gray steht vor dem Nichts, als sie ihr Café in einem kleinen schottischen Küstenort schließen muss. Doch dann vermacht ihr ein Unbekannter ein altes Haus auf der Halbinsel Llyn in Nordwales. Die leicht verfallene Pilgerraststätte und der Garten an den Klippen ziehen Lili sofort in ihren Bann. Von dort blickt sie auf die Insel Bardsey, die eine unerklärliche Faszination auf sie ausübt. Aber Lilis Anwesenheit scheint jemanden zu stören, und die junge Frau ahnt nicht, wie sehr die Geschichte des Pilgerortes mit ihrer eigenen – und der des unbekannten Gönners verbunden ist


Meine Meinung:

Vor einigen Jahren hatte ich von Constanze Wilken das Buch >Sturm über dem Meer< gelesen. Dieses Buch hat mir damals so gut gefallen, dass ich unbedingt das nächte Buch dieser Autorin haben musste.

Das Erbe von Carreg Cottage.

Bücher die auf zwei Zeitebenen spielen lese ich besonders gerne und genau diese Bücher schreibt Constance Wilken.
Der Schreibstil dieser Autorin ist sehr angenehm und leicht zu lesen.
Die Handlung spielt zum einen im Jahr 2016 und zum anderen in der Vergangenheit, im Jahr 615 n.Chr.
Beide Handlungsstränge spielen am gleichen Ort, in Abardaron / Wales.

Die Hauptdarstellerin Lilian, erbt im Jahr 2016 überraschend ein altes Pilger-Cottage und natürlich auch genügend Geld, um es zu renovieren und erneut als Herberge zu eröffnen.
Wer der geheimnisvolle Gönner ist, wird natürlich nicht verraten. Der Lebensweg dieser Hauptdarstellerin im Jahr 2016 ist recht verworren und mit vielen Rätseln verbunden.
Mit der Hauptdarstellerin Lilian wurde ich gar nicht warm und sie blieb mir ein Rätsel. Sogar bis zum Schluss. Ihre Handlungsweise und auch ihre Umgangsformen habe ich oft als unlogisch und zickig empfunden.

Da war für mich die junge Druidin Lileas in der Vergangenheit schon viel besser zu verstehen, ihre Handlungsweise war immer gut durchdacht. Sie war in ihrem alten Glauben an die Muttergöttin fest verankert und hat sich als Heilerin einen guten Ruf erarbeitet.
Als der junge Mönch Cadeyrn in ihr Leben tritt müssen die beiden Liebenden einen Weg finden, der Verfolgung durch die römische Kirche zu entkommen.
Lileas wird wegen ihres alten Glaubens verfolgt und Cadeyrn weil er einen mächtigen Feind hat.
Obendrein gab es zu dieser Zeit in England noch viele machthungrige Fürsten und daher auch viele Kriege.
Diese politischen Themen wurden aber nur kurz angerissen in der Erzählung. Eben nur in soweit, dass man als Leser ahnen konnte, der nächste Überfall steht bevor.
Diese beiden Zeitebenen hätten nun viele Möglichkeiten für eine spannende Handlung bieten können, aber die Spannung konnte sich nicht richtig entwickeln.
Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart kam immer schon nach wenigen Kapiteln. Man war beim Lesen noch gar nicht richtig in der Vergangenheit oder Gegenwart angekommen, dann folgten schon wieder drei Kapitel in der anderen Zeitebene.
Diese schnellen Wechsel haben der Handlung nicht gut getan und mich immer wieder aus dem Lesefluss rausgerissen.
 
Etwa ab der Mitte des Buches entwickelte sich das Lesen zu einer zähen Angelegenheit. Die Handlung plätscherte vor sich hin.
Ich ertappte mich oft dabei, dass ich die ständigen Wiederholungen der Landschaftsbeschreibungen und Wetterbedingungen nur noch querlas.

Obwohl die Figuren auf beiden Zeitebenen häufig agierten, blieben sie doch alle recht blass für mich. Einzig die Charakter der Druidin Lileas und des Mönches Cadeyrn waren sehr gut gezeichnet.

Andere Figuren wurden nur als abgrundtief böse oder extrem gut gezeichnet. Andere Facetten konnte ich nicht entdecken.
Oftmals wirkten die Figuren sehr distanziert und die Dialoge sehr hölzern..

Irgendwann tauchte dann auch noch ein kurzer Handlungsstrang im Jahre 1885 auf, in dem die Frau eines Pfarrers, in Briefen an ihren Bruder, über ein altes Dokument aus dem siebten Jahrhundert berichtet.
Ja, dieses kurze Kapitel hat der Handlung zwar etwas Schwung verliehen, war aber leider zu kurz um noch etwas zu retten.

Was ich auch noch besonders Schade fand, war die Tatsache, dass man nur sehr wenig über den alten Glauben und über die Rituale der Druiden erfuhr. Es wurde zwar erwähnt, dass Lileas sich mit dem Volk der Feen verbunden fühlte und das sie auch Rituale durchführte um Gefahren vorher zu sehen, aber wie sie das machte wurde nicht beschrieben. 
Dafür wurden aber wieder die Grausamkeiten der katholischen Kirche und auch der Mönche in den Klöstern ausführlich beschrieben.

Das Ende hat mich auch nicht überzeugen können.
Es blieben viele Fragen offen und die Auflösung, wer der großzügige Gönner bei der Erbschaft war, passte auch nicht so recht zusammen. Die angegeben Jahreszahlen und das Alter von Lilian und ihrer Mutter passten nicht richtig. Egal wie ich es hin und her gerechnet habe. Andersherum werden vielleicht viele Leser diesen kleinen mathematischen Fehler gar nicht bemerken, aber mich stört so etwas.

Die Atmosphäre in diesem Buch ist in beiden Zeitebenen eher dunkel und nur bedrohlich. Mir hat das nicht so gut gefallen.

Dennoch, Liebhaber von historischen Romanen könnten dieses Buch vielleicht ganz anders sehen, weil es eben nicht im Mittelalter angesiedelt ist und weil der Ort des Geschehens eine ganz besondere Vergangenheit hat.

Als besonders hilfreich habe ich jedoch das Personen Register am Anfang des Buches empfunden. Mit den vielen alten Namen in der Vergangenheit wäre ich sonst gar nicht zurecht gekommen.

[note3]
Note 3
Liebe Grüße Annette

Firnsarnwen

Deine Rezi drückt gut aus, was auch meine Bewertung 2019 (6/10) runtergedrückt hat.
What we do in life, echoes in eternity

Inge78

Words are, in my not-so-humble opinion, our most inexhaustible source of magic. Capable of both inflicting injury, and remedying it - Albus Dumbledore

Im finst´ren Förenwald, da wohnt ein greiser Meister. Er ficht gar furchtlos kalt sogar noch feiste Geister.
(aus "ES" von Stephen King)

Fiktion ist wie ein Spinnennetz, das, auch wenn nur vielleicht ganz leicht, an allen vier Ecke des Lebens befestigt ist.
- Virginia Woolf

Annette B.

Zitat von: Firnsarnwen in 14. Januar 2021, 21:33:49
Deine Rezi drückt gut aus, was auch meine Bewertung 2019 (6/10) runtergedrückt hat.
Sag mal Firni...
Hattest du hier irgendwo auch schon eine Rezi eingestellt? :gruebel: Ich habe keine gefunden, sonst hätte ich meine Rezi dazu geschrieben.
Ich benutze immer erst die Suchfunktion bevor ich ein neues Thema aufmache.

Zitat von: IngeDanke für die sehr ausführliche Rezi

Gern geschehen.  :-)
Und weil es grade so gut läuft, habe ich auch schon die nächste Rezi hier gepostet. Dieses mal voller Begeisterung.  :->
Liebe Grüße Annette

Firnsarnwen

What we do in life, echoes in eternity

mowala

Danke für die ausführliche Rezi.  Vom Klappentext hätte mir das Buch auch gefallen können, aber du hast mich vor einer Enttäuschung bewahrt :-)
Das Leben ist zu kurz für später

Annette B.

Zitat von: mowala in 19. Januar 2021, 18:16:15
Danke für die ausführliche Rezi.  Vom Klappentext hätte mir das Buch auch gefallen können, aber du hast mich vor einer Enttäuschung bewahrt :-)

Gern geschehen.  :knuddel:

Obwohl Firni das mit diesem einen Satz auch schon treffend auf den Punkt gebracht hatte.  :respekt3:

Zitat von: FirniDie Geschichte um ein altes Pilgerhaus in Wales und seine Mythen hätte so schön sein können, wenn nicht der sperrige Gegenwartsteil mit einer unsympathischen Hauptfigur gewesen wäre.
Liebe Grüße Annette