Das Phantom - Susan Kay

Begonnen von Kathrin, 15. November 2008, 17:45:17

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Kathrin

[isbn]3453063554[/isbn]   Verlag: Heyne
ISBN: 3453063554
Seiten: 415
Ausgabe: Taschenbuch
Preis: 14,90 DM   :->


Kurzbeschreibung:
Diese Romanbiographie des Phantoms, phantasievoll erzählt, aber historisch genau recherchiert, enthüllt zum ersten Mal das ganze Leben des unglücklichen Erik, von seiner Geburt bis zu seinem spektakulären Tod. Von der Natur entstellt, aber mit einer betörenden Stimme und einem genialen Verstand ausgestattet, wird er zum bedeutenden Magier. In der ganzen Welt erlebt er die unglaublichsten Abenteuer, bringt es zu Reichtum und Macht und verzehrt sich doch nach Liebe und Vertrauen ...

Meine Meinung:
Viele, viele Jahre stand der Roman von Susan Kay ,,Das Phantom" ungelesen im Regal und jetzt, wo ich das Buch endlich gelesen habe, kann ich überhaupt nicht mehr verstehen, warum ich mich nicht früher rangetraut habe. Heute weiß ich, dass es ein Buch ist, dass ich bestimmt noch ein paar Mal lesen werde, weil es mich einfach unendlich tief berührt und bewegt hat.

,,Das Phantom" erzählt in einem fesselnden und spannenden Stil die Lebensgeschichte von Erik, der mit einem entstellten Gesicht zur Welt kommt, von vielen als Monster oder Bestie angesehen, verachtet und gehasst wird und der später als Phantom der Oper in den Katakomben des Opernhauses in Paris lebt. Der Leser erlebt Eriks Leben hautnah ab dem Zeitpunkt seiner Geburt mit und begleitet ihn auf seinem Weg bis zu seinem Tod. Von Anfang an hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, auch wenn ich relativ weit am Anfang kurz davor war, das Buch aus der Hand zu legen. Madeleine, Eriks Mutter, kann ihren Sohn nicht lieben und bereitet für Erik somit einen schlechten Start in das Leben. Es ist verständlich, dass es für sie nicht einfach war als alleinerziehende Mutter, die auch noch von jedem gemieden wird, weil ihr Kind wie ein  Monster aussieht, aber dennoch war ich zutiefst erbost über ihr Verhalten und ihre Gefühle ihrem Sohn gegenüber. Ich war einfach nur schockiert und wollte das Buch kurzzeitig erst nicht weiterlesen, weil ich solch ein Verhalten nur schlecht ertragen und schon gar nicht verstehen kann und somit auch nicht davon lesen möchte.

Erik hingegen habe ich von Anfang an in mein Herz geschlossen. Er ist so wissbegierig und schlau, entpuppt sich schon früh als kleines Genie, dass man eher einen jungen Mann vor sich sieht als einen 8-jährigen Jungen. Es ist wirklich traurig miterleben zu müssen, dass Madeleine ihre Liebe zu Erik erst erkennt, als es zu spät ist, da Erik, der von Anfang an eigentlich nur von ihr geliebt werden will und das Gegenteil erfährt, in sehr jungen Jahren das Haus seiner Mutter verlässt und auf eigenen Füßen steht.

Das Buch ist in mehrere Abschnitte gegliedert, jeder Abschnitt jeweils aus der Perspektive einer anderen Romanfigur erzählt. Im Normalfall stören mich häufige Perspektivwechsel eher, hier war es jedoch nicht der Fall, da man so nicht nur Erik, seine Suche nach Liebe und Geborgenheit und seine Gefühlswelt kennenlernt, sondern auch die Gefühle seiner Mitmenschen, gerade auch ihm gegenüber. Mit der schönste Part des Buches ist Eriks Zeit in Rom, als er bei Baumeister Giovanni in der Lehre ist und zum ersten Mal als Mensch betrachtet wird und nicht als Monster oder Kuriosität, die man in einem Wanderzirkus ausstellen kann. Giovanni ist der erste Mensch, der freundlich zu Erik ist und nicht unbedingt hinter seine Maske sehen will, der Erik so akzeptiert, wie er ist, weil er selbst auch nicht frei von Fehlern ist und seine eigenen Fehler und Schwächen  sehr gut kennt. Leider geht diese Zeit durch ein großes Unglück viel zu schnell vorbei und Erik zieht weiter durch die Welt. Es ist schön zu sehen, dass Erik in seiner Zeit bei Giovanni viel gelernt hat und auch in seinem späteren Leben Freunde finden kann, die auf ihn Acht geben und Hüter seines Gewissens sind. Leider sind solche Freundschaft en durch Eriks extremen Gefühlsausbrüche oft gefährdet, dennoch, ich hätte Erik nicht anders haben wollen. Er gehört für mich eindeutig zu meinen TOP 10 Lieblingsromanfiguren. Erik ist unheimlich vielschichtig: traurig und einsam, aber er ist auch ein Blender, Verführer, Spieler, Manipulierer. Er ist zornig, verletzt, enttäuscht von der Welt, skrupellos, brutal, aufbrausend, fanatisch. Er ist ein Mörder, ein Dieb, drogensüchtig, aggressiv, gewalttätig...aber seine tiefe Liebe zu Christine ist einfach nur wunderbar und zum dahinschmelzen schön, ohne dabei ins Schmalzige abzurutschen. Seine Liebe hat etwas von ,,Die Schöne und das Biest" und da dies schon immer mein Lieblingsmärchen war und mir Erik vielleicht auch gerade auf Grund seines musikalischen Genies ans Herz gewachsen ist, bin ich sicher, dass ich zu Erik und seiner Geschichte zurückkehren werde, zumal es mir sehr schwer fiel, das Buch wirklich aus der Hand zu legen, als ich es beendet habe.

Es ist ein Buch voll von den verschiedensten Emotionen, Liebe, Hass, Eifersucht, Einsamkeit, aber auch wunderbaren Nebenfiguren, die alle ihre Fehler, Ecken und Kanten haben, aber dennoch hinter einer phantastischen Hauptfigur alle zurückstehen.

Bewertung:
[note1]
Rock the Night!

Lannie

Liebe Kathrin,,

vielen Dank für diese eindrucksvolle Rezi. Nun weiß ich, dass ich das Buch getrost kaufen kann.  :-B

LG
Lannie
Liebe Grüße
Lannie aka Cait

The Viewfinder

leseschnecke

Hallo Katrin,
habe das Buch schon vor vielen Jahren gelesen und habe es geliebt!! Vor kurzem habe ich es mir nochmal zugelegt, weil ich den alten  Band nicht mehr finden konnte. Das Re-Reading hat mich genauso hingerissen wie damals. Einfach ein fantastisches Buch, das einen nicht so schnell loslässt, nicht wahr!?
Alles Liebe
Leseschnecke

Kathrin

Ja, es ist wundervoll! Das ist definitiv ein Buch, dass einem aus einer Leseflaute reißen kann! Das kann ich vermutlich immer und immer re-readen!

lg
kathrin
Rock the Night!