Hi Christiane,
@ Hans: Ganz ehrlich - ich hab noch niemals nicht an Schach als Kriegsspiel gedacht. Ich hab das nie so interpretiert. Das war für mich immer so ein reines Strategiespiel, also eins von der Sorte, die mir meist zu anstrengend sind.
aber was ist denn der Sinn von all der Strategie beim Schach? - Antwort: Es geht darum den gegnerischen König Matt zu setzen. Und was heisst das? - Der König wird geschlagen, und seine Figuren damit ihrer Handlungsfähigkeit beraubt. Ich kenn es zwar so, das man sich den letzten Zug, wo der König geschlagen wird, meisst schenkt, aber letzlich kommt es auf's Selbe heraus. Und nennt man Schach ja auch "das königliche Spiel", analog zum persichen Wort "Schah", das König bedeutet. Und womit waren Könige in der Vergangeheit sehr oft beschäftigt? - Ein Blick in die Geschichte lehrt, das viele damit beschäftigt waren, Krieg zu führen.
Oder von einer anderen Seite betrachtet: was symbolisieren die Figuren denn eigentlich? Heinzelmännchen?? - Wohl eher nicht, wenn man sich einige eher hochpreisige Figurensätze mal genauer ansieht. Die sehen dann meisst aus wie Ritter, Landsknechte und ähnliche Leute, die man zusammenfassend meist als Soldaten bezeichnet. Und dann lehrt die Wikipedia über die Geschichte des Schachspiels:
In der folgenden Tabelle sind die Namen der Figuren dargestellt, wie sie vom Indischen über das Persische und Arabische nach Europa gelangt sind:
Gegenüberstellung der indischen, persischen, arabischen, lateinischen, englischen und deutschen Namen der Figuren
Sanskrit | Persisch | Arabisch | Latein | Englisch | Deutsch |
Radscha (König) | Schah | Schah | Rex | King | König |
Mantri (Minister) | Vazir (Wezir) | Firz | Regina (Königin) | Queen | Dame |
Gajah (Kriegselefant) | Fil (Elefant) | al-Fil | Episcopus/Comes/Calvus | Bishop/Count | Läufer |
Ashva (Pferd) | Asb (Pferd) | Fars | Miles/Eques | Knight | Springer |
Ratha (Streitwagen) | Roch | Ruch | Rochus/Marchio | Rook | Turm |
Padati (Fußsoldat) | Piadeh | Baidaq | Pedes/Pedinus | Pawn | Bauer |
Ich denke, da sprechen die Übersetzungen der Sanskritnamen eigentlich schon für sich, speziell bei Läufer, Turm und Bauer. - @Katrin: Also was ist jetzt bekloppt an der Behauptung, das Schach ein Kriegsspiel ist? - Ein hoch abstraktes zwar, aber eben ein Kriegsspiel.
Denn wenn ich spielen will will ich nicht so heftig grübeln müssen
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Das ist ja auch Dein gutes recht. - Und da stimme ich Dir auch zu.
Ist 'Mensch ärger Dich nicht' dann für Dich auch so fragwürdig? Da wird der Gegner ja auch rausgeworfen.
In der Tat ist das ein Grund dafür, das ich das nicht gern spiele. - Ich hab da nämlich meisst das Pech, andauernd heraus geworfen zu werden. Aber der Unterschied zum Schach ist ja der, das eine beim MÄDN rausgeworfene Figur wieder von vorne anfangen kann, während eine beim Schach geschlagene Figur raus ist.
Und Go? Das ist sehr territorial - da wird 'Gebiet gemacht'.
Go kenne ich bisher nur dem Namen nach. Gemäss der Wikipedia hat es zwar auch einen militärischen Hintergrund, aber es geht nicht explizit darum, eine gegnerische Figur in der Form fertig zu machen, wie es beim Schach der Fall ist.
So und um jetzt noch mal auf die Eingangsfrage zurück zu kommen, nämlich ob es Sinnvoll ist, Kindern das Schachspiel beizubringen?
Wahrscheinlich ist es sinnvoller, den Kindern Schach beizubringen, um ihren Verstand zu schulen, in der Hoffnung, das sie ihn später dazu benutzen, etwas Gutes zu tun, als das man sie mit Ballerspielen à la Doom und Konsorten allein lässt. Das ändert aber nichts daran, dass ich es grundsätzlich problematisch finde, das sich Kinder in Europa schon früh mit Krieg (eben auch in abstrakter Form) beschäftigen, obwohl wir es als Gesellschaft nicht nötig haben. Denn wenn der Krieg der symbolische Vater des Fortschritts ist, dann wird es Zeit, das wir uns nach einer neuen symbolischen Vaterfigur umsehen!
Hans