Heute: KohlrouladenHi there,
jetzt mal wieder 'ne neue Geschichte, wobei es diesmal etwas ungewöhnlich zugeht.

Kohlrouladen klingen ja erst mal nicht Originell, oder? -
Man nehme Weiskohl- oder Wirsingblätter, rolle da eine Mischung aus Hackfleisch, Brötchen und weiteren Zutaten nach belieben ein, koche oder brate das ganze und serviere mit Beilagen nach Geschmack. So jedenfalls in Kurzform.
Nun hab ich letzte Woche aus einem nicht näher betrachteten Grund mal ein Werbeprospekt der Firma Kaufland durchgeblättert, um zu gucken, was es da so zu gucken gibt. Darin befand sich so ziemlich am Ende dann ein interessantes Rezept:
Rotkohlrouladen mit Parmaschinkenfüllung. "
Krautrouladen" aus Rotkohl?! - Das kannte ich noch nicht, fand es aber interessant. Und dann noch eine Füllung aus Schinken. Klang ebenfalls sehr interessant. "
Das müsste ich mal meiner Schwester zeigen..." dachte ich mir und hab das Rezept ausgeschnitten. Als ich sie dann Anfang der Woche für ein paar Tage besucht habe, hab ich das Rezept eingepackt und ihr gezeigt. Die guckte sich das an, und fand es ebenfalls interessant. Dann hat sie mich überrascht, als sie meinte, sie müsste noch was für's Mittagessen einkaufen und u.a. die Zutaten für das Rezept meinte. Aber gut, dachte ich, dann finden wir wenigstens heraus, ob es auch schmeckt. Damit Ihr eine Idee davon bekommt, hier erst mal das Rezept:
Rotkohlrouladen mit Parmaschinkenfüllung
(4 Portionen)
Zutaten:
1 kleiner Rotkohl
Salz
5 EL Essig
4 Scheiben Parmaschinken
80 g getrocknete, in Öl eingelegte Tomaten
100 g Ciabatta
50 g geriebener Parmesan
4 EL Pflanzenöl
500 ml Brühe
1 Packung Gnocchi aus dem Kühlregal, 500 g
2 bis 3 EL dunkler Sossenbinder
1 EL Tomatenmark
einige geschnittene Thymianblättchen
und Rosmarinnadeln
frisch gemahlenen Pfeffer
Ausserdem: Küchengarn
Zubereitung:
1. Zuerst bei dem Rotkohl die äusseren Blätter entfernen und den Strunk keilförmig heraus schneiden.
2. Salzwasser mit Essig in einem grossen Topf aufkochen, Kohl für einige Minuten dazu geben, dann heraus nehmen.
3. Die äusseren Kohlblätter abtrennen. Den Prozess wiederholen, bis ausreichend Kohlblätter für 8 Rouladen abgelöst sind.
4. Rippen flach schneiden und jeweils 2 Blätter überlappend aufeinander legen. Schinken, Tomaten und Ciabatta würfeln, mit Parmesan mischen und Mix auf den Blättern verteilen.
5. Blätter aufrollen, mit Küchengarn fixieren und in 2 Esslöffel erhitztem Öl rundherum anbraten. Dann Brühe angiessen, aufkochen und abgedeckt circa 50 Minuten schmoren.
6. Gnocchi im restlichen erhitztem Öl goldbraun braten. Rouladen aus der Sosse nehmen und warm stellen. Sosse mit Sossenbinder andicken, mit Tomatenmark, Thymian und Rosmarin verfeinern und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Rouladen, Sosse und Gnocchi auf Tellern anrichten und servieren.
Benötigte Zeit: angeblich 1 Stunde + 50 Minuten
Das erste, was uns auffiel war, das man Parmaschinken nicht überall bekommt, also haben wir einen anderen Schinken genommen. Was man ebenfalls nicht überall bekommt und wonach wir eine Weile gesucht haben, waren die "
getrockneten, in Öl eingelegten Tomaten". Ach ja, und anstelle von Parmesan haben wir einen anderen geriebenen Käse genommen, da wir geriebenen Parmesan nicht gefunden haben. Später kam ich auf die Idee, dass wir vielleicht auch frischen Parmesan an der Käsetheke hätten kaufen können, aber da hatten wir das Menü schon zubereitet und waren es am verspeisen. Wir haben, als wir noch in dem Laden waren, wo wir auch die speziellen Tomaten gefunden haben, dann auch noch Parmaschinken gefunden, aber da hatten wir den anderen schon gekauft.
Das zweite war die Zubereitungszeit: Wie oben schon geschrieben, angeblich 1 Stunde + 50 Minuten. Nun ja, ich glaube, wir haben auch wohl knapp die doppelte Zeit gebraucht, wobei meine Schwester den ersten Teil alleine gemacht hat, weil ich ihr am Computer was eingerichtet habe. Ich kam dann bei Schritt 4 dazu und hab mitgeholfen. Da wir auch kein Küchengarn hatten, haben wir Zwirnfaden, bzw. weisses Nähgarn genommen, so wie Oma das früher bei Kohlrouladen auch immer machte. Das war dann beim Essen zwar etwas gefummel auf dem Teller, aber das macht es ja nur interessanter.

Schliesslich zeichnete sich beim abschmecken der Sosse ab, dass die nicht dem bevorzugten Geschmack meiner Schwester entspricht. Ich dagegen fand sie sehr aromatisch und würzig, also mir schmeckte sie gut. Die Rouladen selbst schmeckten uns beiden. Und die Gnocchi, die als Beilage dazu kamen, kannte ich zuvor noch nicht, aber die werde ich mir in Zukunft wohl öfter mal kaufen.
Nun war es so, dass wir beim füllen zu Anfang die Menge falsch eingeschätzt haben, die in einer Roulade hinein soll. Wir hatten zwar auch überlegt, es abzuwiegen, haben uns dann aber dagegen entschieden. So kam es, dass ich schliesslich 9 Rouladen gerollt habe statt 8. Und am Ende blieb doch noch was von der Füllung übrig, denn die schon gerollten, gebunden und verknoteten Rouladen wollten wir nicht wieder aufmachen. Wir hatten erst überlegt, die restliche Füllung mit in die Sosse zu kippen, haben uns dann beim abschmecken aber dagegen entschieden, weil wir befürchteten, das die Sosse dann noch krasser schmecken würde, als sie es eh schon tat. Von den 9 Rouladen haben wir dann jeweils 2 gegessen, bzw. ich hab mir später noch eine klein ausgefallene 3. geholt, aber es blieben 4 Stück übrig.
Beim Essen haben wir dann spekuliert, welche Zutat wohl hauptsächlich für das besondere Aroma und den besonderen Geschmack verantwortlich ist. Macht es doch einen grossen Unterschied, wenn man anstelle von Parmaschinken einen anderen nimmt? - Die Frage gilt analog für den Käse? Parmesan vs. anderer geriebener Hartkäse? Oder könnte es an dem Olivenöl gelegen haben, in dem die Tomaten eingelegt waren? Und appropos Tomaten: Wie verhält es sich eigentlich, wenn man anstelle von
getrockneten, in Öl eingelegten Tomaten andere nimmt, etwa passierte Tomaten aus der Dose oder frische (Cocktail)Tomaten im Backofen selber trocknet? - Fragen über Fragen,

auf die wir keine Antworten hatten. Als ich dann packen und wieder nach Hause musste, hat
Schwesterchen mir die 4 übrig gebliebenen Rouladen samt restlicher Sosse und restlicher Füllung mitgegeben, weil die Sosse ihr nicht so wirklich schmeckte.
Am nächsten Tag, wieder zu Hause, hab ich überlegt, wie man die Sosse denn verlängern könnte, ohne noch mal alles neu machen zu müssen? Denn zum einen war mir die restliche Sosse zu wenig für 4 Rouladen zum anderen wollte ich etwas variieren. Das hab ich dann gemacht indem ich mir eine Portion Gulasch dazu gemacht habe. Also erst mal hab ich eine Packung Gnocchi und Gulasch gekauft. Dann hab ich 2 Zwiebeln, eine grosse und eine kleinere in Öl angebraten, oder besser geschmorrt, weil so richtig braun werden wollten sie nicht. (Wahrscheinlich war die Temperatur zu niedirg...

) Den Gulasch hab ich in mundgerechte Stücke geschnitten und zu den Zwiebeln dazu getan. Nachdem das ganze schön angebraten war, hab ich eine kleine Dose Tomatenmark und einen Schluck Wasser dazu getan, und das ganze bei mittlere Hitze vor sich hin brutzeln lassen. Um dem originalen Geschmack wieder näher zu kommen, hab ich aus einem Glas Fertigrotkohl eine Portion von 100 g abgewogen und zu den Zwiebeln und dem Fleisch dazu getan. Dann noch etwas geriebenen Käse, den ich normalerweise für Spaghetti oder andere Nudelgerichte verwende. Nachdem das Ganze dann ein paar Minuten gebraten hat, hab ich einen halben Liter Wasser dazu getan und das ganze eine halbe Stunde köcheln gelassen. Irgenwann während dieser Kochzeit hab ich die restliche , d.h. zuvor übrig gebliebene Füllung von den anderen Kohlrouladen, die ich noch hatte, zusammen mit ein paar Pfefferkörnern in den Topf getan. Jetzt stellte sich mir die Frage, wie man die Sosse am Ende wieder eindickt, bzw. ob ich dunkeln Sossebinder habe. Hatte ich natürlich nicht.

Ein Blick ins Kochbuch zum Thema
dunkle Sosse sagte mir, dass das frisch machen zu aufwändig ist und ausserdem nicht mehr lohnt weil es auch zu lange dauern würde. - Also machen wir (bzw. ich) 'ne klassische Mehlschwitze. Dazu hab ich zwei Esslöffel Mehl in einer Tasse mit ca. 100 oder 125 ml Wasser gemischt und mit dem Löffel einige Zeit Mehlklümpchen zerdrückt, so dass ich am Ende ein klümpchenfreies "Mehlwasser" hatte. Als das fertig war, war auch die Sosse soweit, dass man sie eindicken konnte. Das ganze dann mit zusätzlichem Pfeffer, Thymian und Rosmarin noch mal kurz aufgekocht, fertig.
Dummerweise wurde die Sosse dadurch hell. Um sie wieder dunkel machen fiel mir nur Zuckercouleur ein, aber den hab ich nicht, und um Zucker zu karamelisieren hatte ich keine Lust. Da stellt sich ausserdem die Frage, ob das ganze dadurch nicht zu süss wird und am Ende nicht mehr schmeckt? Auf das Experiment hatte ich dann doch keine Lust. Also hab ich es bei der hellbraunen Sosse belassen, die ich nun hatte. Mir fiel aber auf, dass das Mehl eine Menge von dem würzigen Geschmack neutralisiert hat. Da stellt sich mir jetzt die Frage, ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gibt, die Sosse einzudicken? Ohne Sossenbinder. Gelantine vielleicht? Oder funktioniert die nur, wenn sie wieder kalt wird?
Nun gut, dieser "Gulaschtopf" zusammen mit Gnocchi und einer Rotkohlroulade war für meinen Geschmack jedenfalls doch noch gelungen und eine zweite Portion hab ich nach der Hälfte stehen gelassen, weil nix mehr rein passte. Soweit mal wieder eine oder genauer gesagt: zwei Episoden aus der Küche.

Hans