Windgassen, Antje: Die Hexe von Hamburg

Verlag: Gmeiner
erschienen:
2015
Seiten:
401
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3839217342

Klappentext:

Hamburg 1622. Anneke Claen, Tochter einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie, wird der Hexerei bezichtigt. Mithilfe eines teuflischen Amuletts soll sie ein Unwetter herbeigerufen und Menschen krank gezaubert haben. Einige mysteriöse Todesfälle in ihrem Umfeld erhärten den Verdacht. Sie wird eingekerkert und soll unter Folter alle Missetaten gestehen. Wird ihr die Flucht ins Holländische gelingen? Dort könnte sie Ihre Unschuld mittels der kaiserlichen Hexenwaage beweisen. Das ergreifende Schicksal der Hamburger Kaufmannstochter Anneke Claen, nach einer alten Handschrift erzählt. Eine wahre Geschichte, die unter die Haut geht.

Rezension:

Hamburg im Jahre 1622, der 30jährige Krieg tobt vor den Toren Hamburgs. Noch sind die Bürger nicht betroffen, als eine wohlhabende Kaufmannsfamilie in eine Intrige verwickelt wird. Die Tochter Anneke Claen wird der Hexerei beschuldigt. Ein Amulett soll sie besitzen, mit welchem sie die Menschen verhext und Wetter macht. Dann sterben auf mysteriöse Weise auch noch einige Bürger in ihrem näheren Umfeld. Anneke wird eingesperrt und soll unter der Folter gestehen. Einzig die Hexenwaage in Holland könnte sie retten, aber kann sie es schaffen zu fliehen und ihre Unschuld beweisen?

Die Autorin Antje Windgassen erzählt hier die Geschichte einer jungen Frau, die der Hexerei angeklagt wird. Eindrucksvoll schildert sie von dem Drama, welches sich abspielt und vor allem davon, wie schnell ein leise gesprochenes Gerücht die Runde macht und dann sehr viel Schaden anrichtet. Für Anneke Claen beginnt ein Kampf, den sie eigentlich nicht gewinnen kann. Nur mithilfe ihrer Familie behält sie den Mut und verzweifelt nicht. Die Autorin zeigt aber auch wie schwer es für die betroffenen Familien war, bei so einer Anklage noch zu ihren Angehörigen zu halten. Einige sind daran zerbrochen und andere haben den Kampf aufgenommen und sind daran gewachsen. Es macht Spaß hier von Anneke zu lesen, man fiebert mit ihr mit und hofft und bangt, dass alles gut wird. Die Geschichte liest sich wie ein Krimi, auch wenn man von Anfang an weiß, wer für alles verantwortlich ist. Das Ende ist jedoch nicht vorhersehbar und gelungen.

Gleichzeitig schildert Windgassen aber auch das Leben in Hamburg und davon wie der Krieg drohend über der Stadt hängt. Davon wie die Bürger sich schützen wollen und ein bisschen wie sie lebten und arbeiteten. Ihre fiktive Geschichte um Anneke hat sie wunderbar eingewoben in historische Tatsachen rund um Hamburg. Ein Epilog beendet das Buch und klärt gleichzeitig Fiktion und Wahrheit.

In den Innenseiten des Buchcovers befindet sich ein kleiner Stadtplan Hamburgs, sodass der Leser auf den Spuren von Anneke wandern kann. Zudem gibt es am Ende ein Glossar der fremden Begriffe, dieses Glossar ist auch gleichzeitig ein Nachwort und erklärt ein paar historische Fakten rund um Hamburg. Alles in allem ein gelungener historischer Roman über eine junge Frau, die nur ihr Leben retten will.

Note: 2

Barenbrügge, Evelyn: Tayfun

Verlag: bookshouse
erschienen:
2015
Seiten:
484
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
9963527337

Klappentext:

Der junge Leandro Lovare wächst vor dem Zugriff der Obrigkeit verborgen unter dem Schutz seiner Urgroßmutter in einer Höhle im Bihorgebirge auf. Sie pflanzt die Traditionen und den Freiheitsgedanken tief in sein Zigeunerherz. Nach ihrem Tod begibt er sich auf die Suche nach seiner Familie, kämpft mit aufständischen Rebellen Seite an Seite in Siebenbürgen. Die Hinrichtung seines väterlichen Freundes und Rädelsführers Horea lässt ihn verstummen. Soldaten Maria Theresias ergreifen ihn und nennen ihn aufgrund seiner Schnelligkeit Tayfun. Seine Freiheit ist ihm wichtiger als ein behütetes Leben in einem Waisenhaus, er flieht und gerät in Wien in die Fänge des ehemaligen Soldaten Tom Held, der Straßenkinder zu Taschendieben ausbildet. Tayfun wird zu einem wichtigen Vertrauten des Königs der Diebe und verliebt sich unsterblich in das Zigeunermädchen Nura, eine Verbindung, die streng verboten ist. Eines Tages erschüttert ein Mord die Kaiserstadt.

Rezension:

Tayfun erzählt die Geschichte der Zigeuner im 18. Jahrhundert in Ungarn, unter der Regierung von Maria Theresia. Vom Leben dieser Menschen, von ihren Sitten und Gebräuchen und von ihrem Schicksal. Es beginnt im Jahre 1773, der Leser lernt zunächst die Eltern von Leandro Lovare kennen, ist bei seiner Geburt dabei und muss miterleben, wie ein neues Gesetz es den Zigeunern verbietet, ihre Kinder aufwachsen zu sehen. Der Vater schafft es, seinen Jungen im Wald, gemeinsam mit der Urgroßmutter zu verstecken. Leandro kann so unbeschwert aufwachsen, zwar ohne Familie dafür aber frei.

In einem zweiten Handlungsstrang erzählt Barenbrügge dann aus dem Leben von Tom, einem armen Bauernjungen. Tom ist zwölf Jahre alt, als er beschließt, die Heimat zu verlassen und in der Armee sein Glück zu machen. Bald schafft er es aufgenommen zu werden und bekommt eine Ausbildung. Durch ihn lernt der Leser die Seite der Armee kennen. Tom sein Schicksal ist nicht weniger spannend wie das von Leandro. Lange Zeit laufen die beiden Handlungsstränge nebeneinander her und erst im letzten Drittel des Buches finden sie kurz zueinander, verbinden sich und trennen sich dann wieder. Aber bei Genauerem lesen, merkt man schnell, dass sie vieles gemeinsam haben und ihre Schicksale so unterschiedlich sie auch sind, sich doch ähneln.

In die fiktive Geschichte von Leandro und Tom hat die Autorin wunderbar die historischen Begebenheiten der Zeit mit einfließen lassen. Sie hat Gesetzestexte mit aufgenommen und auch von dem Horeaaufstand, der in dieser Zeit stattfand, erzählt. Die Verbindung von Fiktion und Wahrheit ist ihr gut gelungen, in einem kleinen Nachwort erläutert sie dies auch noch kurz. Es macht Spaß die Geschichte zu lesen. Der leichte und flüssige Erzählstil trägt zu dem dazu bei, dass man schnell mit den Geschichten der Jungen vertraut wird. Einige Begriffe wie zum Beispiel Baba, als Anrede für die Urgroßmutter, mögen auf die Leser fremd wirken, tragen aber dazu bei, dass die Geschichte authentisch wirkt.

Ganz zu Beginn gibt es ein schönes Gedicht, welches extra für dieses Buch geschrieben wurde und sehr schön beschreibt, wie sich die Menschen damals wohl gefühlt haben mussten. Mir hat gerade dieses Gedicht sehr gut gefallen. Dann gibt es das Gesetz zu lesen in welchem darüber informiert wird, wie zukünftig mit Zigeuner zu verfahren sei. Dies war informativ und zugleich auch erschütternd. Zigeuner waren danach Menschen, die nichts wert waren und mit denen man im Grunde machen konnte, was man wollte. Mit der Geschichte von Leandro hat die Autorin versucht, diesen Schicksalen ein Gesicht zu geben. Ich finde es ist ihr gelungen.

Aber nicht nur schwere Zeiten machen Tom und Leandro durch, auch finden sie Menschen, die wie sie sind und sie so akzeptieren, wie sie sind. So ist dieser Roman auch ein wenig eine Liebesgeschichte. Der Leser darf dabei sein, wie sich Tom verändert und gerade die Liebe ihn verändert und verantwortungsbewusster macht. Auch Leandro findet eine Frau, mit der er seine Traditionen weiterleben kann. Ihrer beider Schicksal berührt einfach. Es macht Spaß von ihnen zu lesen und am Ende war ich doch ein wenig traurig sie wieder gehen lassen zu müssen, nicht aber ohne die Hoffnung, dass es vielleicht eine Fortsetzung geben könnte. Raum genug für die eigene Fantasie oder eine Fortsetzung hat die Autorin in jedem Fall gelassen.

Note: 2

Caspari, Sofia: Im Tal der Zitronenbäume

Verlag: Bastei Lübbe
erschienen:
2015
Seiten:
480
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3404172124

Klappentext:

Italien, 1859: Die neunzehnjährige Pauline muss mit ihrem Vater Hals über Kopf aus Sizilien fliehen, nachdem dieser den Patron der Region betrogen hat. Sie schiffen sich nach Brasilien ein und lernen auf der Überfahrt die Familie Hartung kennen, die ihrem bescheidenen Leben im Hunsrück den Rücken gekehrt hat. Pauline und Jonas Hartung fühlen sich zueinander hingezogen, doch das Schicksal und Paulines Vater haben andere Pläne …

Rezension:

1859, die junge Pauline flieht gemeinsam mit ihrem Vater aus Deutschland. Zunächst führt ihre Flucht sie nach Italien. Auf Sizilien bauen sie sich scheinbar ein neues Leben auf. Aber dann gerät der Vater wieder in Schwierigkeiten. Sie müssen erneut die neue Heimat verlassen. Nun geht es weiter nach Brasilien, in der Hoffnung dort sicher zu sein. Schon auf der Überfahrt lernen sie dann die Familie Hartung kennen. Vor allem Jonas hat es Pauline angetan. Zunächst ist es nur Freundschaft, die die Zwei verbindet, aber haben die Zwei überhaupt eine Chance? In Brasilien sollen sich ihre Wege erst einmal wieder trennen. Der Vater hat viel vor mit seiner Tochter.

Sofia Caspari nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise an das andere Ende der Welt. Mit ihrem bildreichen Erzählstil schildert sie eindrucksvoll die Landschaften und die Menschen die Pauline auf ihrem langen Weg begleiten. Es macht Spaß dem Mädchen bei ihrem Leben zuzuschauen. Pauline macht im Laufe der Geschichte eine Veränderung durch, sie wird nicht nur vom jungen Mädchen zu einer erwachsenen Frau, sondern auch zu einem Menschen mit eigenem Willen und Verstand. Am Anfang befolgt sie noch brav die Anweisungen des Vaters, sie vertraut im blind. Erst im Laufe der Jahre merkt sie, dass nicht alles richtig ist, so wie es scheint und das Vertrauen zum Vater nimmt ab. Diese Wandlung hat die Autorin gut und glaubwürdig beschrieben. Überhaupt sind die Protagonisten gut dargestellt. Paulines Vater Valentin wirkt am Anfang sympathisch, büßt aber so nach und nach seine Sympathien ein. Vielleicht sind es auch einfach die Lebensumstände der Zeit, die dafür sorgen, dass er nicht immer den richtigen Weg nimmt.

Dann die Familie Hartung. Zum einen Jonas Hartung, ein junger Bursche, der sich auch dem Vater fügen muss und zunächst gegen seinen Willen mit nach Brasilien gefahren ist. Auch er wächst mit den Jahren und findet seinen Weg. Sein Vater Kasimir Hartung war als Bauer in der alten Heimat wenig erfolgreich und hofft einfach hier auf ein besseres Leben. Leider muss er erkennen, dass es auch hier nicht ohne die Hilfe anderer geht. So ist er schnell wieder genauso abhängig von Reichen und Mächtigen wie daheim. Dann gibt es noch die Greta, sie ist eine Cousine, die früh die eigene Familie verloren hat und bei den Hartungs lebt. Greta versucht verzweifelt Halt im Leben zu finden. Sie fügt sich wunderbar ein als arme Verwandte. Macht alles mit und versucht eben auch in Brasilien die Familie zusammen zuhalten. Nicht immer mit den richtigen Mitteln. Ihr Schicksal geht ans Herz, auch wenn ihr handeln nicht immer richtig ist. Am Ende kann sie einem nur leidtun.

In Brasilien kommt dann noch Augusto dazu. Er ist Plantagenbesitzer und ein reicher Mann. Ab hier beginnt für Pauline ein Leben in Wohlstand. Caspari schildert die Lebensumstände auf solch einer Plantage gut. Für Pauline ist es nicht einfach, zumal es Sklaven bisher in ihrem Leben nicht gegeben hat. Mit ihrer liebenswürdigen Art schafft sie aber auch hier zu Recht zu kommen. Auch den Unterschied zwischen Arm und Reich hat die Autorin authentisch wieder gegeben.

„Im Tal der Zitronenbäume“ ist ein herrlicher Auswandererroman mit Protagonisten, die wachsen und dabei liebenswert sind. Es macht Spaß mit ihnen zu gehen, sie die Fremde entdecken zu sehen und an ihrem Leben teilzuhaben. Die letzte Seite war viel zu schnell gelesen, aber vielleicht geht es ja auch hier weiter und die Autorin entführt ihre Leser noch einmal in das ferne Brasilien.

Note: 2

Durst-Benning, Petra: Bella Clara

Band 3 Jahrhundertwind Trilogie

Verlag: List
erschienen:
2015
Seiten:
560
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3471350594

Klappentext:

1906: Clara Gropius kann die Herrschsucht ihres Mannes nicht mehr ertragen und lässt sich scheiden. Sie verliert alles, vor allem das Sorgerecht für ihre Kinder. Mittellos versucht sie, an ihre Ausbildung in der Apotheke ihrer Eltern anzuknüpfen. Doch als geschiedene Frau ist sie ein Skandal. Niemand will sie einstellen, sie wird wie eine Ausgestoßene behandelt. Nur ihre Freundinnen Josephine und Isabelle stehen ihr bei. Und tapfer hält Clara an ihren Träumen fest, sie zieht an den Bodensee und baut sich dort ein neues Leben auf. Mit einer selbstgemachten Creme beginnt es, ihre Schönheitsrezepte finden großen Anklang, schließlich revolutioniert Claras Naturkosmetik die Gewohnheiten ihrer Kundinnen. Aber zu keinem Zeitpunkt trösten Erfolg, Ruhm und die Aufmerksamkeit der Männer sie über den großen Verlust in ihrem Leben hinweg: Clara sehnt sich nach ihren Kindern.

Rezension:

1906, Bella Clara ist der dritte Band der Jahrhundertwindtrilogie und diesmal steht Clara im Mittelpunkt. Sie kann endlich aus ihrer ungeliebten Ehe mit Gerhard Gropius ausbrechen. Leider verliert sie mit ihrer Scheidung auch die Kinder, sie werden ihrem Mann zugesprochen. Das Erbe ihrer Eltern ist ebenfalls verloren und so steht sie zunächst mittellos da. Doch dann hat die Freundin Josefine die Idee, Clara könnte an den Bodensee zu einer weiteren Freundin ziehen. (Lilo hat ein gut gehendes Hotel und kann Clara helfen.) Für Clara beginnt ein ganz neues Leben.

Der Erzählstil von Petra Durst-Benning ist leicht und flüssig zu lesen und so fliegen die Seiten nur so dahin. In diesem dritten Teil ist nun Clara die Hauptfigur, sie muss jetzt ihr Leben selbst in die Hand nehmen und stellt sich den Herausforderungen. Auch wenn dies hier der dritte Band ist, man könnte die Bücher auch durchaus einzeln lesen, denn jede Erfolgsgeschichte ist in sich abgeschlossen. Die Autorin hat ihren Charakter der Clara hier weiter ausgearbeitet und sie zu einer Frau werden lassen, die ihr Leben meistern kann. Auch wenn die Schicksale dieser Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts schon etwas ungewöhnlich sind, so sind sie doch wunderbar zu lesen. Gleichzeitig erfährt der Leser so einiges über das Recht der Frau zu dieser Zeit. Eine Scheidung war eben damals nicht alltäglich und Clara bekommt deutlich zu spüren, was die Menschen in ihrer Umgebung davon hielten. Der Prozess zu beginn liest sich wie ein Strafverfahren eines schweren Verbrechens.

Das Hauptaugenmerk von Clara liegt auf der Schönheitspflege der Frauen. Durch sie erfährt der Leser so einiges zu diesem Thema und vor allem darüber, wie schwer es in dieser Zeit gerade für Frauen war, vor allem wenn sie allein und unverheiratet waren. Die Autorin hat mit ihren Protagonisten glaubwürdige Charaktere geschaffen, die von dem Schicksal der Frauen erzählen. Es fällt leicht, mit Clara zu gehen. Auch wenn es einiges gab, was ihr vielleicht ein wenig zu leicht von der Hand ging, für Clara gab es immer eine Lösung und auch Hilfe. Ihre Freundinnen standen ihr zur Seite und waren für sie da. Die Gefühlswelt Claras ist deutlich spürbar, ihre Not, weil sie die Kinder nicht mehr sehen kann, ihre Ängste, weil ihr Geschäftsvorhaben vielleicht nicht klappen könnte, aber vor allem auch ihr starker Wille der dafür sorgt, dass sie vorwärtskommt. Alles zusammen macht die Geschichte zu einem Lesevergnügen. Nicht zuletzt aber auch die Freundschaft der Frauen macht diese Bücher so liebenswert. Diese Freundschaft zeigt, was Freundschaft alles schaffen kann und wie wichtig sie sind, damals wie heute.

Ein kleines Nachwort klärt noch kurz wo die Idee zu diesem Buch herstammt. Es zeigt auch auf, dass es sehr wohl Frauen gab, die so handelten wie Clara in ihrer Geschichte oder es zumindest getan haben könnten. Es macht einfach Spaß, die Geschichten der Jahrhundertwindtrilogie zu lesen.

Note: 2

Pearson, Jeremiah: Die Täuferin

Band 1 Der Bund der Freiheit Trilogie

Originaltitel: The Brethren
Verlag:
Lübbe
erschienen:
2015
Seiten:
608
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Axel Merz

Klappentext:

Böhmen, 1517. Kristina ist noch ein Kind, als ihre Eltern auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden. Sie seien Ketzer, so das Urteil, Feinde der katholischen Kirche. Weil sie daran glaubten, dass jeder Mensch das Recht hat, Lesen zu lernen. Jahre später will Kristina ihr Werk fortführen. Mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter macht sie sich auf die gefährliche Reise nach Deutschland, um Verbündete in Mainz zu unterstützen. Doch unterwegs lauern nicht nur Ketzerjäger, sondern auch der Krieg. Bald liegt Kristinas Schicksal in der Hand eines einzigen Mannes: des hitzköpfigen Bauernkriegers Lud.

Rezension:

Anfang des 16. Jahrhunderts lebt in Böhmen in einem kleinen Dorf Namens Kunwald eine Gemeinschaft von gläubigen Christen. Sie verstecken sich hier vor der katholischen Kirche, da sie der Meinung sind jeder Mensch hat das Recht über sein Leben selbst zu bestimmen und auch Lesen und schreiben zu können. Sollten sie jemals entdeckt werden, droht ihnen der Tod auf dem Scheiterhaufen. Kristina wächst in dieser Gemeinschaft auf, sie macht es sich zu ihrer Aufgabe den Menschen auch außerhalb dieser Gemeinschaft das Lesen und Schreiben beizubringen. Gemeinsam mit einigen Gleichgesinnten begibt sie sich auf die gefahrvolle Reise nach Mainz.

Auf ihrem Weg dorthin geraten sie mitten in einen Krieg. Nun sind sie auf das Wohlwollen eines einfachen Söldners angewiesen. Lud steht in den Diensten von Dietrich Geyer, Ritter von Giebelstadt. Lud ist ein Leibeigener ohne eigenes Recht, aber trotzdem seinen Herrn treu ergeben. Er selbst führt einen kleinen Trupp Soldaten aus seinem Dorf Giebelstadt an. Die Jungen vertrauen ihm und fürchten ihn gleichzeitig. Lud hat vor Jahren eine Pockenepidemie überlebt, ist aber davon schwer gezeichnet. Hier im Krieg treffen nun die gläubige Kristina und der hörige Lud aufeinander, ihr Schicksal scheint sich zu verbinden.

„Der Bund der Freiheit“ ist der Auftakt einer Trilogie aus der Feder von Jeremiah Pearson. Der Autor hat schon einige Drehbücher erfolgreicher Filme wie zum Beispiel „Auf der Flucht“ geschrieben. Diese Buchreihe ist im Original in Amerika bereits veröffentlicht und so kann der deutsche Leser hoffen, dass die folgenden zwei Bände auch bald erscheinen werden. Der deutsche Titel „Die Täuferin“ ist vielleicht nicht geschickt gewählt. Im Original heißt das Buch „The Villeins Trilogie“, was ja so viel wie Leibeigene oder Hörige heißt, und mit Täufern nicht so wirklich, was zu tun hat. So finde ich den Untertitel dann doch etwas irreführend. Die Gemeinschaft der Täufer wird in dieser Geschichte dann auch nicht unbedingt behandelt. Langsam werden nun die einzelnen Charaktere vorgestellt. Es beginnt mit Kristina und ihrer Gruppe, sie dürfen sich alle nach und nach selbst vorstellen und von ihrem jeweiligen Schicksal erzählen. So gibt es auch immer wieder nette kleine Geschichten um die Menschen und ihre Schicksale.

Dann trifft der Leser auf Lud, er ist ein Leibeigener, der sich so seine Gedanken über das Leben macht und schon hinterfragt, ob alles so seinen richtigen Weg geht. Überhaupt werden in diesem ersten Band viele Protagonisten vorgestellt und es dauert eben ein paar Seiten, bis man wirklich in die Geschichte hineinfindet. Zudem gibt es mehrere Handlungsstränge, die zunächst unabhängig voneinander beginnen und erst später zusammenlaufen und sich dann auch wieder trennen. Die Charaktere sind ziemlich unterschiedlich und bunt gemischt. Auf den ersten Blick scheint nichts wirklich zusammenzupassen. Aber so nach und nach erschließt sich dem Leser das Geschehen. Interessant ist sicher die Beziehung von Lud zu seinem Herrn dem Ritter Dietrich Geyer, dieser sorgt sich sehr um seinen Untergebenen, fast schon zu sehr für die damalige Zeit.

Kristina und ihre Gruppe werden auch gut dargestellt. Immer wieder gibt es auch Zweifel, ob ihr Weg der Richtige ist, dies wird nachvollziehbar geschildert. Der Leser lernt die Protagonisten somit immer besser kennen und verstehen. Vielleicht ist die ganze Geschichte historisch nicht immer korrekt aber es handelt sich hier ja auch um einen Roman und kein Geschichtsbuch. Der Erzählstil ist jeden falls angenehm zu lesen und die Protagonisten sind gut dargestellt und bekommen die nötige Zeit um sich zu entwickeln. Deutlich wird vor allem, dass es immer mehr Menschen gibt, die sich gegen die vorhandene Ordnung auflehnen. Nicht nur die Kirche wird sich aufteilen in katholisch und protestantisch, sondern auch die Bauern beginnen zu Fragen ob es nicht auch einen anderen Weg gibt sein Leben zu leben. Viele beginnen damit das Lesen zu lernen und somit auch zu hinterfragen, was richtig ist und was nicht. Dies ist natürlich nicht im Sinne der Kirche und des Adels, so werden die Menschen verfolgt, die versuchen diese Lehren von der Freiheit zu verbreiten.

Schön sind die historischen Karten im Bucheinband. Gleich zu Beginn gibt es einen historischen Einblick und ein ausführliches Personenregister. Das Buch selbst ist noch einmal unterteilt in einzelne Teile, die jeweils betitelt sind. Vor jedem einzelnen Kapitel steht dann auch immer, um wen es sich handelt. So weiß der Leser genau, bei welchem Protagonisten er gerade ist und kann dadurch der Handlung gut folgen.

Auch wenn es sicher das eine oder andere hier zu bemängeln gibt, ist der „Bund der Freiheit“ trotzdem ein schöner historischer Roman über den Beginn der Neuzeit. Am Ende will man einfach Wissen wie es mit Lud und Kristina und deren Leuten weitergeht. Ob sie am Ende ihre Freiheit und ihren Frieden finden werden. Also heißt es warten auf Band 2.

Note: 2