Caspari, Sofia: Im Tal der Zitronenbäume

Verlag: Bastei Lübbe
erschienen:
2015
Seiten:
480
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3404172124

Klappentext:

Italien, 1859: Die neunzehnjährige Pauline muss mit ihrem Vater Hals über Kopf aus Sizilien fliehen, nachdem dieser den Patron der Region betrogen hat. Sie schiffen sich nach Brasilien ein und lernen auf der Überfahrt die Familie Hartung kennen, die ihrem bescheidenen Leben im Hunsrück den Rücken gekehrt hat. Pauline und Jonas Hartung fühlen sich zueinander hingezogen, doch das Schicksal und Paulines Vater haben andere Pläne …

Rezension:

1859, die junge Pauline flieht gemeinsam mit ihrem Vater aus Deutschland. Zunächst führt ihre Flucht sie nach Italien. Auf Sizilien bauen sie sich scheinbar ein neues Leben auf. Aber dann gerät der Vater wieder in Schwierigkeiten. Sie müssen erneut die neue Heimat verlassen. Nun geht es weiter nach Brasilien, in der Hoffnung dort sicher zu sein. Schon auf der Überfahrt lernen sie dann die Familie Hartung kennen. Vor allem Jonas hat es Pauline angetan. Zunächst ist es nur Freundschaft, die die Zwei verbindet, aber haben die Zwei überhaupt eine Chance? In Brasilien sollen sich ihre Wege erst einmal wieder trennen. Der Vater hat viel vor mit seiner Tochter.

Sofia Caspari nimmt den Leser mit auf eine aufregende Reise an das andere Ende der Welt. Mit ihrem bildreichen Erzählstil schildert sie eindrucksvoll die Landschaften und die Menschen die Pauline auf ihrem langen Weg begleiten. Es macht Spaß dem Mädchen bei ihrem Leben zuzuschauen. Pauline macht im Laufe der Geschichte eine Veränderung durch, sie wird nicht nur vom jungen Mädchen zu einer erwachsenen Frau, sondern auch zu einem Menschen mit eigenem Willen und Verstand. Am Anfang befolgt sie noch brav die Anweisungen des Vaters, sie vertraut im blind. Erst im Laufe der Jahre merkt sie, dass nicht alles richtig ist, so wie es scheint und das Vertrauen zum Vater nimmt ab. Diese Wandlung hat die Autorin gut und glaubwürdig beschrieben. Überhaupt sind die Protagonisten gut dargestellt. Paulines Vater Valentin wirkt am Anfang sympathisch, büßt aber so nach und nach seine Sympathien ein. Vielleicht sind es auch einfach die Lebensumstände der Zeit, die dafür sorgen, dass er nicht immer den richtigen Weg nimmt.

Dann die Familie Hartung. Zum einen Jonas Hartung, ein junger Bursche, der sich auch dem Vater fügen muss und zunächst gegen seinen Willen mit nach Brasilien gefahren ist. Auch er wächst mit den Jahren und findet seinen Weg. Sein Vater Kasimir Hartung war als Bauer in der alten Heimat wenig erfolgreich und hofft einfach hier auf ein besseres Leben. Leider muss er erkennen, dass es auch hier nicht ohne die Hilfe anderer geht. So ist er schnell wieder genauso abhängig von Reichen und Mächtigen wie daheim. Dann gibt es noch die Greta, sie ist eine Cousine, die früh die eigene Familie verloren hat und bei den Hartungs lebt. Greta versucht verzweifelt Halt im Leben zu finden. Sie fügt sich wunderbar ein als arme Verwandte. Macht alles mit und versucht eben auch in Brasilien die Familie zusammen zuhalten. Nicht immer mit den richtigen Mitteln. Ihr Schicksal geht ans Herz, auch wenn ihr handeln nicht immer richtig ist. Am Ende kann sie einem nur leidtun.

In Brasilien kommt dann noch Augusto dazu. Er ist Plantagenbesitzer und ein reicher Mann. Ab hier beginnt für Pauline ein Leben in Wohlstand. Caspari schildert die Lebensumstände auf solch einer Plantage gut. Für Pauline ist es nicht einfach, zumal es Sklaven bisher in ihrem Leben nicht gegeben hat. Mit ihrer liebenswürdigen Art schafft sie aber auch hier zu Recht zu kommen. Auch den Unterschied zwischen Arm und Reich hat die Autorin authentisch wieder gegeben.

„Im Tal der Zitronenbäume“ ist ein herrlicher Auswandererroman mit Protagonisten, die wachsen und dabei liebenswert sind. Es macht Spaß mit ihnen zu gehen, sie die Fremde entdecken zu sehen und an ihrem Leben teilzuhaben. Die letzte Seite war viel zu schnell gelesen, aber vielleicht geht es ja auch hier weiter und die Autorin entführt ihre Leser noch einmal in das ferne Brasilien.

Note: 2

Caspari, Sofia: Im Land des Korallenbaums

Verlag: Bastei Lübbe
erschienen:
2011
Seiten:
704
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3404166019

Klappentext:

Im Sommer 1863 lernen sich die jungen Deutschen Anna Weinbrenner und Viktoria Santos auf der Überfahrt nach Buenos Aires kennen. Beide Frauen sind auf dem Weg zu ihren Ehemännern, die ihnen vorausgereist sind. Viktorias Mann haben dringende Geschäfte schon früher zu seiner Estancia im Norden Argentiniens gerufen. Annas Familie hingegen konnte die Kosten für die gemeinsame Überfahrt nicht aufbringen. In dem fernen Land, das für die Reisenden mit großen Hoffnungen verbunden ist, trennen sich ihre Wege zunächst. Doch Viktorias vermeintlich rosige Zukunft gestaltet sich anders als erhofft, und Anna erwartet bei der Ankunft eine schreckliche Nachricht …

Rezension:

Anna Weinbrenner und Victoria Santos, zwei Frauen aus Deutschland die Mitte des 19Jahrhunderts nach Argentinien auswandern. Sie machen sich auf den Weg ihren Ehemännern zu folgen. Die beiden Frauen lernen sich auf dem Schiff kennen und freunden sich an. Auch der Kaufmannsohn Julius Meyer reist mit diesem Schiff und so entwickelt sich schon zarte Bande. In Argentinien angekommen trennen sich ihre Wege. Anna lebt nun bei ihrem Mann und ihren Eltern in Buones Aires und muss lernen mit der neuen Armut zu Recht zu kommen. Victoria reist zu ihrem Mann nach Salta auf dessen Estancia und findet dort auch nicht das vor was sie sich erhofft hat. Später begibt Anna sich ebenfalls auf das Anwesen von Victoria weil sie deren Hilfe benötigt

In zwei nebeneinander herlaufenden Erzählsträngen gewährt die Autorin dem Leser Einblick in das Leben der Protagonisten Anna die zur ärmeren Bevölkerungsschicht gehört und hart arbeiten muss um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie zu verdienen. Sie muss ihren kranken Ehemann pflegen und sich gleichzeitig auch um Vater und Mutter kümmern, die nur wenig zum Lebenserhalt der Familie beitragen.
Im zweiten Erzählstrang erfährt der Leser wie es Viktoria Santos ergeht, da ihr Ehemann der Erbe einer großen Estancia ist braucht sie nicht zu arbeiten. Deswegen ist ihr Leben aber nicht unbedingt einfacher. Sie hat andere Sorgen und Nöte. Sofia Caspari hat es geschafft mit ihrem leichten facettenreichen Erzählstil dieser Geschichte leben einzuhauchen.

Sie erzählt von den Ängsten und Nöten dieser Zeit in der Unterschicht genauso wie in der Oberschicht. Zunächst laufen die beiden Leben parallel nebeneinander her um sich dann aber immer mal wieder zu kreuzen und sich schließlich miteinander zu verbinden.
Die Orte und Landschaften die Anna oder auch Viktoria aufsuchten und durchquerten konnte ich mir sehr schnell lebhaft vorstellen. Auch die Lebensweisen der beiden Frauen sowie ihre Art zu handeln waren gut dargestellt.
Es hat Spaß gemacht Victoria auf ihren Ausritten auf der Estancia  zu begleiten. Oder Anna dabei zuzuschauen wie sie ihren Lebenstraum verwirklicht.

Die Autorin hat hier liebenswerte Charaktere geschaffen. Nicht nur die beiden Frauen auch etliche Charaktere am Rande sind gut ausgearbeitet und lebhaft. Dies gilt auch für die Charaktere, die nicht unbedingt zu den Guten zu zählen sind. Gerade das es hier auch böse Mitmenschen gibt macht die Geschichte glaubwürdiger. Sie alle sind mir schnell ans Leseherz gewachsen. Sie durch ihr Leben zu begleiten war ein tolles Leseerlebnis auch wenn ich mir zwischendurch ein bisschen mehr Spannung und vielleicht mehr Initiative der Protagonisten  gewünscht hätte. Auch hätte die Autorin auf einige Szenen gern etwas näher eingehen können. Es hätte für mich das Gesamtbild stimmiger gemacht, aber wahrscheinlich würde dies die Seitenzahlen des Buch sprengen.

Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut. Es hat schöne aufeinander abgestimmte Farben und das Bild lässt die Weite Argentiniens erahnen. Mein Fazit: „Im Land des Korallenbaums“ ist ein romantisch, verträumter, historischer Roman der ans Herz geht. Er kommt ohne übertriebene Gewalt aus und malt ein farbenprächtiges Bild Argentiniens im 19 Jahrhundert. Ich hatte unterhaltsame Lesestunden.

Note: 2-