Moran, Caitlin: All about a girl

Originaltitel: How to build a girl
Verlag:
carl’s books
erschienen:
2015
Seiten:
384
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Regina Rawlinson

Klappentext:

England 1990, die Happy Mondays sind in den Top of the Pops, Margaret Thatchers Regierungszeit neigt sich dem Ende zu, und das Land ächzt unter der Arbeitslosigkeit: Wie soll man bloß in einer Sozialsiedlung in Wolverhampton inmitten einer chaotischen Familie erwachsen werden – mit einem Vater, der seit zwanzig Jahren von einer Karriere als Rockstar träumt und einer Mutter, die, obwohl sie schon drei Kinder hat, eine erneute Schwangerschaft bis zum Geburtstermin als Magenverstimmung deutet? Reicht Johanna Morrigans Trickkiste aus schwarzem Eyeliner, Doc Martens, derben Sprüchen, einem wilden Partystil und einem immensen Wissen über angesagte Popmusik aus, um sich neu zu erfinden, endlich Sex zu haben und die Familie aus der Misere zu retten? Ein intelligenter, sprühend witziger Roman über das Erwachsenwerden, trügerische Rollenbilder und das Glück, ein Kind der Neunzigerjahre zu sein.

Rezension:

„All about a girl“ ist das zweite Buch von Caitlin Moran, die vorher mit „How to be a woman“, einem feministischen und autobiographischen Sachbuch Furore machte. Auch der nun vorliegende Roman scheint einige autiobraphische Züge zu haben, denn Caitlin stammt wie Johanna aus einer Sozialsiedlung in Wolverhampton. Zwar betont sie, dass besonders die Eltern nichts mit ihren realen Eltern zu tun haben, aber machen wir uns nichts vor, „All about a girl“ ist so entwaffnend ehrlich und eindrücklich, weil Moran genau weiß, wovon sie schreibt.

Ich bin mir sicher, nicht jeder wird mit diesem Buch etwas anfangen können. Es ist rotzfrech, so britisch wie der Big Ben und volle Kanne 90er. In der beschriebenen Zeit, war ich selbst ein Teenager und bei Erwähnungen von Bands, Top Ten Hits und Skandalen der damaligen Zeit, wird einem ganz warm ums Herz.  Zwischendurch hab ich glaube ich mal „Temple of Love“ gesummt. Ich will nicht sagen, dass jemandem der in dieser Zeit noch ein Kleinkind war, das Buch nicht gefallen kann, aber für „uns 90er Mädels“ ist es doch eine Zeitreise in die gute alte Zeit und das obwohl an Johannas Leben eigentlich vieles gar nicht so großartig ist.

Moran beschreibt die Aussichtslosigkeit einer englischen Sozialsiedlung schonungslos, aber mit Feingefühl und Witz und auch mit der nötigen Wärme. Johannas Eltern sind das absolute Looser-Ehepaar. Ihr Vater ein verkappter Musiker, der nichts auf die Reihe kriegt, die Mutter verschließt die Augen vor der Realität und merkt nicht mal, wenn sie schwanger ist. Die Kinder werden also groß in einer Umgebung voller Armut und Perspektivlosigkeit. Das alles garniert die Autorin aber mit typischem britischen Humor und vor allen Dingen mit Johannas frecher Klappe. Das Mädchen nennt alles beim Namen. Wer sich an einem 14jährigen masturbierenden Mädchen und auch ansonsten an diversen Kraftausdrücken und schonungslosen Betrachtungen stößt und das zu krass findet, dem fehlt vielleicht die Empathie sich das Leben auf dem sozialen Abstellgleis vorzustellen. Einfach mal schauen, wer auch in unserem Land mit 14 schwanger ist, keine Ausbdilung hat, etc.

Die Kunst an diesem Buch ist die Mischung an rüder und provokanter Sprache und der letztlich jedoch warmherzigen Geschichte eines Mädchens, dass seinen Platz im Leben sucht und immer wieder aufsteht und für seine Träume kämpft. Es mag nicht immer so realistisch sein, wie sich Johannas Träume erfüllen, aber es nötigt mir Respekt hat, wie sie für sich einsteht, den anscheinend für sie vorgesehenen Platz verlässt und nicht hinnimmt, dass ihr Leben genauso verlaufen wird, wie das ihrer Mutter.

Mir gefällt, dass Moran nichts beschönigt und die soziale Lage der Morrigans nicht für Klischees ausnutzt. Es ist einfach die Geschichte eines Mädchens, welche es damals (und wohl auch heute) zu tausenden gegeben hat. Den Kniff Johanna mit Dolly Wilde ein Alter Ego zu geben, finde ich ziemlich clever. Haben wir nicht gerade als Teenager alle mal davon geträumt jemand anderes zu sein? Für Johanna ist es der Weg auszubrechen. Dabei überschreitet sie jede Menge Grenzen, gerät ins Stopern, muss mit den Konsequenzen leben und geht dann weiter.

Das ist manchmal übertrieben, überbordend, anstrengend zu lesen und vulgär und doch irgendwie auf eine fragile Art und Weise berührend. „All about a girl“ ist vorlaut, bunt, leidenschaftlich und chaotisch und ich fand es wunderbar.

Das Buch ist übrigens für eine Verfilmung vorgesehen. Und für alle, die jetzt auch noch mal Bock auf die Musik von damals haben – meine Güte, Ofra Haza ist auch schon 15 Jahre tot. Wo ist die Zeit nur geblieben?!

Note: 2

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