Reh, Rusalka: back to blue

Verlag: magellan
erschienen: 2015
Seiten: 208
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
373485606X

Klappentext:

Eine glückliche Familie – so etwas hat Kid nie gekannt. Sie hat gelernt zu verstecken, wer sie ist, was sie sich wünscht, wofür sie sich begeistert. Denn da, wo ihre Eltern sind, ist kein Raum für sie. Als sie Maxim kennenlernt, wendet sich ihr Leben: Zum ersten Mal weiß sie, was es heißt, glücklich zu sein. Doch ihre Eltern gönnen ihr dieses Glück nicht. Erst nach und nach begreift Kid, dass Träume nur wahr werden, wenn man um sie kämpft.

Rezension:

Der erst 2014 gegründete Jugend- und Kinderbuchverlag magellan ist mir dieses Frühjahr zum ersten Mal aufgefallen, als er gleich mit einer ganzen Flut von wunderschön gestalteten Jugendbüchern aufwartete. Zudem klangen sie alle auch inhaltlich sehr außergewöhnlich und fernab der gängigen Jugendbuchliteratur, die zumeist besprochen wird. Und „back to blue“hat mich schließlich nicht nur äußerlich, sondern auch literarisch überzeugt.

In Tagebucheinträgen berichtet Kid von ihrem eintönigen und lieblosen Leben bei ihren Eltern. Sie wird zu Hause im besten Fal nur geduldet, ansonsten aber psychologisch klein gehalten.

Obwohl das Buch gerade mal 200 Seiten lang ist, zeigt es feinfühlig, wie sich Kid für minderwertig hält, weil man ihr immer gesagt, dass sie es ist. Doch durch ihren Freund Maxim und ihre Freundin Silvia erfährt sie, was es bedeutet geliebt und geachtet zu werden und in dem Mädchen erblüht der Widerstand wie eine zarte Blume.

Vielleicht ist Glück ja meistens eine Momentaufnahme, ein Polaroid der Seele (S. 182)

Stilistisch ist der Roman sicherlich außergewöhnlich. Unterbrochen von Kids und Maxims Gedichten und ausgeschnittenen Überschriften aus Zeitungen, ergibt sich ein beeindruckendes Bild einer suchenden Seele. Etwas unpassend fand ich manchmal die Jugendsprache (genialst, krass, etc.). Natürlich ist Kid ein Teenager, aber trotzdem passt so eine Ausdrucksweise irgendwie nicht zu ihr. Sie liest gerne, beschäftigt sich mit Sprache und ihren Metaphern und irgendwie wirken manche Wörter einfach zu gewöhnlich. Allerdings nimmt es nicht Überhand und so manch wunderschöner Satz gleicht es auch wieder aus.

Der Titel „back to blue“ ist übrigens eine Anleihe zu Amy Winehouses „Back to Black“.

Auf mich wirkt sie unter all ihren Haaren und der Schminke, als könnte man sie einfach in der Mitte durchbrechen. Und die Songs sind ihre Kleider.  Dass sie gestorben ist, ist traurig. […] Aber das war sie selbst glaube ich, die ganze Zeit über: traurig. (S.83)

Kid entdeckt jedoch ihre Farbe in Form eines blauen Kleides, welches ihr Leben verändert.

Die Gegensätzlichkeit zu Kids Familie auf der einen Seite und ihren Freunden auf der anderen sind so stark, dass sie sich gegenseitig verstärken. Ihre Eltern, besonders die Mutter, nicht zu verabscheuen, scheint dem Leser unmöglich. Silvia oder das Pärchen, bei dem Kid ab und zu für ein paar Stunden auf die Kinder aufpasst, sind hingegen so liebenswürdig, mutig und selbstlos, dass es einem fast die Tränen in die Augen treibt.

Ein wunderbares und anspruchsvolles Jugendbuch mit einem sehr überzeugenden Schluss.

Note: 2+