Swan, Susan: Böse Mädchen

Originaltitel: Wifes of Bath
Verlag:
Piper
erschienen:
1997
Seiten:
249
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
349222041X
Übersetzung:
Heimo Mitterer

Klappentext:

Mit dreizehn Jahren kommt Mary, genannt Muaus, gegen ihren Willen auf ein Mädcheninternat. Sie findet dort Schlimmeres vor, als sie sich ausgemalt hat: lesbische Lehrerinnen, ein Gespenst, ein Zwerg und vor allem eine Zimmergenossin, die ihr ganz und gar unheimlich ist. Daß ihre Furcht vor der burschikosen Pauline begründet ist, begreift Maus, als die Ereignisse eskalieren und alles ein böses Ende nimmt.

Rezension:

Das Cover der deutschen Ausgabe und die Inhaltsangabe bei amazon sind eine Frechheit, hier hat jemand nix kapiert. Ich bin mehr als froh, dass ich die englische Ausgabe habe. Ich bin über den Film „Lost and Delirious“ auf das Buch gekommen und war überrascht von den großen Unterschieden- angenehm überrascht bisher, ich hoffe, das hält an, wenn ich den Film mal wieder sehe.

Eine spoilerfreie Rezension zu schreiben ist nicht ganz einfach, doch da schon das zweite Kapitel ein Prozessprotokoll ist, das klar macht, dass Paulie im Laufe des Romans ein ernsthaftes Verbrechen begehen (oder sich zumindest eines ernsthaften Verbrechens verdächtig machen) wird, kann ich das wohl verraten. Das ist übrigens imho eine der großen Stärken des Romans: Die abwechslungsreiche Art, wie er erzählt wird. Da ist Mouse‘ eigene Erzählstimme aber auch ihre Dialoge mit Alice, Träume, ihre Briefe an ihr Idol Präsident Kennedy, Briefe anderer Personen und die Prozessprotokolle. Die Geschichte wird gewissermaßen von vorne und hinten aufgerollt und man muss sich als Leser ständig orientieren. Das könnte anstrengend sein, wenn es nicht so gut gemacht wäre und in so mundgerechte kleine Kapitel-Happen zerteilt wäre. Für mich ist es trotzdem ein Buch, das ich definitiv mehrfach lesen muss, um ihm gerecht zu werden. Da steckt einfach zu viel drin, um es auf einmal erfassen zu können. Gerade Paulies Tragödie- wo hat sie der Realität dann komplett den Rücken gekehrt? Wo war der Punkt, wo man ihr noch hätte helfen können und wie? Fragen über Geschlechterrollen, Individualität und Identität drängen sich auf und dadurch, dass man nur Mouse‘ vorsichtige aber doch klar subjektive Erzählung hat, bekommt man keine leichten Antworten aufgedrängt sondern muss sich selbst welche suchen.

Fazit:

Ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch endlich gelesen habe und werde es bestimmt noch öfter tun. Buch und Film lassen sich völlig unabhängig voneinander genießen – sie zu vergleichen könnte aber noch eine besondere (wissenschaftliche  :-> ) Herausforderung sein.

Note: 1