Hand, Cynthia: Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks

Originaltitel: The last time we say goodbye
Verlag:
HarperCollins
erschienen:
2015
Seiten:
320
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3959670028
Übersetzung:
Sarah Heidelberger

Klappentext:

Es war der zwanzigste Dezember. Hinter mir lagen genau sechs Monate mit Steven. 183 Tage voller Küsse, bevor die Gleichung sich änderte. Unwiderruflich. Das letzte Mal, dass Lexie glücklich war, war davor. Als sie einen wunderbaren Freund hatte, den Traum, Mathematik zu studieren, und einen Bruder. Tyler. Nun ist sie für die anderen nicht mehr das Zahlengenie, sondern nur noch das Mädchen, dessen Bruder sich umgebracht hat. Um mit der Trauer fertigzuwerden, beginnt Lexie, ihre Gefühle aufzuschreiben. Doch leider ist das Leben keine Gleichung, sonst könnte sie die quälende Ungewissheit auflösen: Tyler hat ihr vor seinem Tod eine SMS geschickt, die sie nicht beachtet hat. Hätte sie alles ändern können? Der Gedanke verfolgt Lexie wie ein Schatten. Bis sie erfährt, was es braucht, um ihr Glück wahrscheinlicher zu machen.

Rezension:

Vorab möchte ich sagen, dass ich Cynthia Hands Fantasybücher nicht kenne und „Die Unwahrscheinlichkeit des Glücks“ deswegen der erste Roman ist, den ich von ihr gelesen habe. Der nun auch in Deutschland vertretende HarperCollins Verlag veröffentlicht das Buch in seinem Young Adult Programm, aber ich glaube auch viele Erwachsene, werden an der tiefgründigen Geschichte ihre Freude haben.

Die Handlung ist von der ersten Seite an bedrückend, denn die Autorin versteht es sehr feinfühlig aufzuzeigen, wie eine Familie förmlich an einem Selbstmord zugrunde gehen kann. Lexies Vater hat sich schon vor Jahren von ihrer Mutter getrennt und die droht nun an dem weiteren Schicksalsschlag zu zerbrechen, während Lexie selbst gefangen ist in Trauer und Schuldgefühlen. Dabei gelingt es Hand jedoch sehr gut aufzuzeigen, wie unterschiedlich Menschen mit so etwas umgehen. Die analytische Lexie versucht dem Ganzen mit Stärke beizukommen, während ihre Mutter sich tränenreich meist in Selbstmitleid suhlt.

Sicherlich kann sich jeder auf die ein oder andere Art mit den Hinterbliebenen identifzieren und Cynthia Hand verzichtet auch darauf, die Art der jeweiligen Trauer zu bewerten. Tatsächlich ist es vielleicht sogar so, dass die vermeintlich starke Lexie viel mehr leidet, weil sie sich weigert ihre Gefühle zuzulassen.  Gerade deswegen ist es um so berührender, wie sie sich im Laufe der Handlung öffnet und versucht alles zu verarbeiten.

Der Roman selbst ist aus der Ich-Perspektive geschrieben und erzählt auch immer wieder in kursiv gedruckten Rückblenden  bzw. Tagebucheinträgen von den Geschehnissen der letzten Wochen und Monaten. Ich mochte Lexies anfänglich doch sehr sperrige Art sehr. Ich bin zwar nicht grad ein Mathegenie, aber mir ist ihre zurückhaltende Art und Weise sehr nahe. Ich mache auch gerne Dinge mit mir selbst aus und stoße dann irgendwann auf das Problem, dass alles doch irgendwie aus einem raus muss.

Lexies Weg den Tod ihres Bruders aufzuarbeiten ist auch ein Weg sich selbst zu erkennen und ein glücklicheres Leben zu führen. Sicher gibt es gerade im Jugendbuchbereich in den letzten Monaten recht viele Romane über Krankheiten und Tod, aber das Thema Selbstmord ist mir dabei noch nicht untergekommen. Das Nachwort der Autorin verrät zudem, dass sie das Schicksal mit ihrer Protagonistin teilt und das merkt man der Handlung in jeder Zeile an. Damit will ich nicht sagen, dass man nicht genauso eindrücklich schreiben kann, wenn man niemanden durch Selbstmord verloren hat, aber sicherlich war es für Cynthia Hand auch eine weitere Möglichkeit dieses Kapitel ihres Lebens zu verarbeiten.

Es gibt übrigens einige wenige phantastische Elemente, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind, trotzdem aber nicht so prägnant sind, das man gar Fantasybücher oder dergleichen mögen muss. Mir hat es gefallen, wenn es auch machmal ein bisschen kitschig daher kommt. Das Buch ist vom Grundtenor sehr düster und bleibt es auch mehr oder weniger bis zum Schluss. Das sollte man wissen und sich darauf einlassen. Die Thematik der Trauerbewältigung ist kein schmückendes Beiwerk, sondern das Hauptaugenmerk des Romans. Wer das zu deprimierend findet, sollte zu einem anderen Buch greifen.

Note: 2+

Der Song zu Rezi und Buch