Robathan, Magali: Die Frau von Shearwater Island

Originaltitel: The Reluctant Islander
Verlag:
List
erschienen:
2014
Seiten:
384
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3471350985
Übersetzung:
Maja Ueberle-Pfaff

Klappentext:

Alice lebt auf Shearwater Island, einer kleinen Insel vor der Küste Englands. Sie liebt die raue, wilde Schönheit der Landschaft, und sie schätzt die Abgeschiedenheit, in der sie sich in Sicherheit glaubt. Seit sie Zeugin eines brutalen Verbrechens war, vertraut sie niemandem mehr. Doch der Inselrat entscheidet, dass ein gefeierter Schriftsteller bei ihr einzieht: Patrick, der seinen nächsten Roman auf der Insel schreiben möchte. Der attraktive Londoner bringt Alice dazu, ihm die Geschichten der Insel zu erzählen. Von Rivalität und Neid, von Liebe und Eifersucht, von der Untreue ihrer Mutter – und von sich selbst. Alice verliebt sich rückhaltlos in ihn. Doch das enge Zusammensein auf kleinem Raum und Alices Unsicherheit ihren eigenen Gefühlen gegenüber bringen ihre Welt zum Einstürzen.

Rezension:

Eigentlich war alles angerichtet für einen richtig schönen Schmöker. Eine einsame raue Insel, ein kleines Grüppchen Inselbewohner, alte Geheimnisse und Intrigen und ein Außenstehender, der in diese Welt hineinbricht und das Herz der Protagonistin stiehlt. Blöd nur, wenn das Ganz so vorhersehbar ist, wie der Schlaf nach einem Beruhigungstee.

Patrick war mir von der ersten Sekunde an unsympathisch und im Verlaufe des Buches ist er so offensichtlich eine falsche Schlange, das ich mich ernsthaft frage, wie Alice so doof sein kann und ihm immer wieder vertraut. Er ist absolut selbstgerecht. Immer dreht sich alles nur um seine Befindlichkeiten, um seine gescheiterte Ehe und um seine Verfehlungen. Dabei möchte er von Alice nur hören, wie toll er doch eigentlich ist und die, ganz die treudoofe kleine graue Maus, erfüllt ihm natürlich diesen Wunsch. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich  mich im letzten Drittel über diese Figurenkonstellation aufgeregt habe. Hätte Patricks fehlerhafter Charakter nicht etwas subtiler präsentiert werden können? In einem Krimi läuft der Mörder ja auch nicht rum und schüttelt einem mit einem fröhlichen  „Guten Tach, ich bin der Gärtner und habe ihre Großmutter gerade unter den Rosen beerdigt. Soll ich Scotland Yard anrufen oder machen sie das?“ die Hände.

Immer wenn die Autorin die Insel und das schwere Leben dort beschreibt, ist der Roman richtig gut und auch die Schreibe weiß dann zu überzeugen, aber was Figuren und ihr Miteinander angeht, so gerät Magali Robathan immer wieder ins Straucheln. Alice ist ihr dabei noch am Besten gelungen. Sie ist eine eher schüchterne Frau Mitte dreißig, die jedoch einiges an Mut und Tapferkeit in sich trägt und dies am Schluss auch auslebt, dennoch ist sie mir an vielen Stellen viel zu devot. Natürlich lässt sich das teilweise mit den Geschehnissen aus der Vergangenheit erklären, die nach und nach entblättert werden. Aber im Laufe der Zeit erkennt Alice (ca. 200 Seiten später als der Leser, aber immerhin… ), welches Spiel Patrick mit ihr und allen anderen Bewohnern der Insel treibt und noch immer versucht sie ihn zu entschuldigen. Hier hat mir absout das Verständnis gefehlt.

Alle anderen Figuren sind leider seltsam blass, was vor allen Dingen daran liegt, dass Robathan sie nicht vernünftig beschreibt. Bis zur Offenbarung wer Quinn (Alice bester Freund) wirklich ist, war mir z.B. nicht klar, wie alt er überhaupt ist. Bis dahin hatte ich ihn sogar als potentiellen Partner für Alice angesehen. Auch viele anderen Bewohner bleiben für mich gesichtslos (Brigid, Barbara, etc.).

Probleme und Intrigen sind leider auch viel zu dick aufgetragen. Selbstmord, Vergewaltigung, Ehebruch, Familienstreiteren und das bei gefühlten 30 Leuten, die überhaupt noch auf Shearwater leben. Als Alice sich z.B. Patrick offenbart und von den wahren Gründen für den Tod ihrer Tante und ihres Onkels erzählt, so bleibt dem Leser nur ein Achszelzucken. In dem ganzen Wust von schrecklichen Dramen, fällt ein weiteres einfach nicht mehr ins Gewicht. Mir ist ehrlich gesagt nur noch noch ein „ach jetzt nicht auch noch Missbrauch“ durch den Kopf gegangen.

Ganz schlimm wird es dann jedoch am Ende. Schwuppdiwupp eine Figur aus der Vergangenheit hervorgezaubert, Alice ist glücklich und auch der Rest hat sich plötzlich ganz doll lieb. Ja, is denn heut schon Weihnachten? Was mit Patrick passiert und ob er sein vermaledeites Buch veröffentlicht, bleibt ein großes Geheimnis.

Mich hat das Cover in der Vorschau sofort angesprochen und wenn es um Autoren in Romanen geht, bin ich immer sehr empfänglich, aber das ganze hat leider nur Groschenromanniveau und dafür sind 18 Euro für ein Hardcover definitiv zu viel.

Note: 4