Görden, Thomas: Die Krypta

Verlag: Knaur
erschienen:
2004
Seiten:
395
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN: 3426626276

Klappentext:

Vor dem Kölner Dom liegt eine schwarz gekleidete Leiche. Kriminalkommissarin Susanne Wendland sieht sofort, dass dieser Mord alles andere als ein Routinefall ist: Der Tote ist Weihbischof Oster, und in den Mordfall scheint alles verwickelt zu sein, was in Köln Rang und Namen hat. Im Laufe ihrer Ermittlungen stößt die Kommissarin auf eine verborgene Krypta, von der eine jahrhundertealte Gefahr ausgeht.

Rezension:

Der Klappentext verspricht einen spannenden Köln-Krimi. Die Handlung beginnt auch sehr schwungvoll, zwei Obdachlose finden einen Toten direkt am Kölner Dom und dieser Tote ist ein hoher Geistlicher. Die Kommissarin Susanne Wendland wird mit der Aufklärung des Mordes beauftragt. Soweit ist der Einstieg in diesen Krimi durchaus gelungen.

Doch der Autor fokussiert in dieser Handlung nicht die Ermittlungen um den Mord des Weihbischofs, sondern verirrt sich in der Beschreibung vieler kleiner Nebenschauplätzen oder Handlungssträngen. Die mystischen und auch die geschichtlichen Aspekte werden dabei bunt zusammen gewürfelt.

Da ist die Kommissarin die sich mit Hilfe einer Schamanin das Rauchen abgewöhnt. Leider hat die Schamanin selbst Beziehungs- und Jobprobleme. Dann haben wir die beiden Obdachlosen die uns in die „gute kath. Kirche“ führen wo wirklich noch der hilfesuchende Mensch ernst genommen wird. Und dann kommt natürlich auch die Hippie-Hausbesetzer-Bio-Bewegung ins Spiel und die Kölner High-society bekommt auch noch ihr Fett weg. Vom Domkapitel und deren Mitglieder mal ganz zu schweigen.

Wer jedoch glaubt der Autor würde mit diesen Zutaten nun den Mordfall lösen, wird enttäuscht. Diese Handlungsstränge laufen alle ins Nichts. Gut die Schamanin bleibt am Ende über, wenn man sich als Leser durch einige fragwürdige Rituale und Beziehungsstreitigkeiten gekämpft hat. Auch die Kommissarin ermittelt weiter, wird jedoch von ihrem Vorgesetzten ausgebremst, da der berühmte Kölner Klüngel mächtiger ist als die Polizei. Das war dann der erste Punkt an dem ich das Buch am liebsten in die Ecke gepfeffert hätte, aber die Hoffnung stirbt zuletzt und darum habe ich weiter gelesen. Und es kam noch schlimmer! Nun kommt ein Wünschelrutengänger ins Spiel und ein esoterischer Frauenkreis ist dann das Sahnehäubchen. Ich habe mich wirklich gefragt wie der Autor mit diesen vielen spirituellen Denkansätzen den Mord aufklären will?

Ganz einfach, indem er noch mehr mystische und fragwürdige Aspekte ins Spiel bringt. Das beginnt dann bei den Ley-Linien, die von einigen Fantasie-Autoren oft als mystische Macht verwendet werden, und endet beim chinesischen Yin und Yang! Wobei Yin und Yang in diesem Buch jedoch nicht einfach nur das Gute und das Böse im Menschen ist – NEIN – Yin ist das weibliche Böse und das Yang ist das männliche Gute! Man kann dem Autor nur gratulieren zu soviel Fantasie. Ich war am Ende wirklich verblüfft, dass der Mörder tatsächlich noch ein stinknormaler Mensch war und kein Waldgeist oder Hobbit.

Als ein dunkles und böse wirkendes Ölgemälde von Konrad von Hochstaden ins Spiel kam, hatte ich kurz den Verdacht, dass der Grundsteinleger des Kölner Doms eventuell zum Vampir mutiert sein könnte und mit dem Mord an dem heutigen Weihbischof Oster in Verbindung steht. Aber auf diese Komponente hat der Autor Gott sei dank verzichtet.

Ich könnte jetzt nicht sagen, dass dieser Krimi fesselnd oder spannend war. Im Gegenteil, es gab meiner Meinung nach viele überflüssige Schauplätze und Handlungsstränge die leider nicht zu einem ordentlichen Ende führten. Auch waren die Charaktere der Hauptfiguren nicht so schön gezeichnet. Die meisten Protagonisten blieben blass und oberflächlich, da der Autor ihnen nur mystische oder übersinnliche Eigenschaften gab und dabei die menschlichen Eigenschaften in den Hintergrund verbannte. Ich konnte weder mit der Kommissarin noch mit der Schamanin richtig warm werden, sie passten irgendwie beide nicht in die Welt, denn sie waren als „superschlaue“ Kommissarin und als „kuchensüchtige“ Schamanin einfach nur unglaubwürdig.

Mein Fazit: Dieser Krimi ist wie ein Eintopf der aus den Resten im Kühlschrank zusammen gerührt und gekocht wird. Diesen Eintopf kann man zwar essen und er macht vielleicht auch satt, aber er hat nicht nach einer guten Mischung geschmeckt. Wer gerne einen Köln-Krimi mit Fantasie Aspekt lesen mag dem sei dieses Buch empfohlen, aber wer einen wirklich guten Krimi lesen möchte der wird hier nicht auf seine Kosten kommen.

Note: 3-