Lobato, Carmen: Die Stadt der schweigenden Berge

Verlag: Knaur
erschienen:
2015
Seiten:
576
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN:
3426514559

Klappentext:

Berlin 1931: Die junge Amarna ist fasziniert von der Kultur der Hethiter und vor allem von deren alter, versunkener Hauptstadt. Sie träumt davon, selbst einmal dorthin zu fahren, und vertieft sich in die Lektüre der Schriften jener Zeit. Doch ihr Vater, ein Altorientalist, verweigert ihr die Reise, obwohl er die Leidenschaft seiner Tochter teilt. Was ist auf jener Expedition passiert, die ihn einst in die verlorene Stadt führte? Und warum spricht er nie von der Mutter, an die Armana kaum eine Erinnerung hat? Mit Hilfe ihres Freundes Paul, der Amarna schon lange liebt, gelingt es ihr schließlich, ihren Traum zu verwirklichen – der sich jedoch bald als Alptraum entpuppt.

Rezension:

Berlin 1930, es ist nicht üblich das eine Frau studiert noch dazu Archäologie doch Amarna, Tochter eines Archäologen macht genau dies, außerdem hat sie sich für ihre Abschlussarbeit ein schwieriges Thema ausgesucht, und zwar das Gilgameschepos. Da sie in Berlin nicht weiterkommt, will sie unbedingt an den Ort, der von diesem Epos erzählt, nach Hattusa. Sie ahnt zu Beginn nicht, dass dieser Ort für sie selbst einige Geheimnisse hat und mit ihrem Leben verbunden ist. Alle raten ihr von dieser Reise ab, aber sie setzt sich durch.

Carmen Lobato nimmt den Leser mit auf eine Reise in ein unbekanntes Land. Ihre Art zu erzählen ist fesselnd und lässt einen nicht mehr los. Einmal begonnen ist es fast nicht möglich, dieses Buch aus der Hand zu legen. Gerade die Protagonisten wie Amarna oder auch später Arman lassen einen nicht mehr los. Dabei ist es vor allem das Schicksal dieser Menschen mit ihrem tragischen Hintergrund welches zu Denken gibt. Die Reise in die Vergangenheit wird gerade für Amarna eine Reise in ihre eigene Vergangenheit, sie lernt dabei sich selber kennen und eben auch die Menschen die ihr viel bedeuten. Gleichzeitig lernt der Leser aber auch die Geschichte eines Volkes kennen. Über die Hethiter ist nicht so viel bekannt wie über andere Völker hier wird vielleicht sogar ein bisschen mehr als im üblichen Geschichtsunterricht erzählt.

Die gute Recherchearbeit der Autorin ist in jeder Zeile zu spüren, es steckt so viel Liebe im Detail. Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, wie viel Herzblut der Autorin in der Geschichte steckt, oder vielleicht ist es auch nur mir aufgefallen da ich, dank diverser Internetplattformen mitverfolgen konnte, wie sie der Veröffentlichung entgegen fieberte. So wurden mir die Protagonisten schnell vertraut und sind mir an mein Leseherz gewachsen.

Ich habe in diesem Buch einiges gelesen, was ich so nicht kannte und mich gleichzeitig aufgefordert gefühlt noch etwas mehr dazu zu lesen. Das Gilgameschepos war mir völlig unbekannt, über die Hethiter hatte ich bisher nur wenig gelesen. Außerdem erfährt der Leser sehr viel aus dieser vergangenen Epoche der Hethiter. Aber genauso auch einiges aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Gerade über das Schicksal der Armenier in der damals noch jungen Türkei ist wenig bekannt. Viele Gräueltaten aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts werden und wurden heruntergespielt, in leisen Tönen macht die Autorin auch darauf aufmerksam, soweit dies in einem Roman eben möglich ist.

Ein zweiter kleinerer Handlungsstrang ist den Menschen in Hattusa gewidmet. Er erzählt die Liebesgeschichte dreier Menschen und gleichzeitig auch die Geschichte Hattusas. Er hebt sich etwas von dem ersten Erzählstrang ab und ist vielleicht auch ein bisschen sperrig zu lesen, aber mir hat gerade dieser Teil sehr gut gefallen, gibt er doch Einblicke in eine längst vergangene Epoche. Auch dieser Charaktere werden schnell vertraut und man fiebert automatisch um ihr Schicksal und hofft für sie, dass alles gut wird.

„Die Stadt der schweigenden Berge“ ist nicht einfach nur ein historischer Roman, sondern er erzählt von Liebe und davon was Liebe alles Aushalten kann. Von Schicksalen die berühren und zum Nachdenken anregen. Selten war ich nach der letzten Seite eines Buches so berührt und musste immer wieder an Amarna und ihren Arman denken, diese Geschichte ist einfach noch nicht zu Ende erzählt und so warte ich gespannt auf die Fortsetzung.

Note: 1