Gedge, Pauline: Pharao

Originaltitel: The Twelfth Transforming
Verlag:
rororo
erschienen:
1988
Seiten:
574
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3499123355
Übersetzung:
Margaret Carroux & Ulla de Herrera

Klappentext:

Echnatons Vater Amenophis III hat Ägypten Wohlstand und Frieden beschert. Eigentlich sollte sein älterer Sohn, Thutmosis, sein Nachfolger werden. Da der aber vor seinem Vater stirbt, gelangt Amenophis IV, der sich später Echnaton nennt, auf dem Thron. Unter seiner Herrschaft geht das Land fast unter. Amenophis gründet eine neue Hauptstadt und verehrt nicht mehr den Gott Amun, sondern Aton und ändert seinen Namen …

Rezension:

„Pharao“ von Pauline Gedge spielt im 14. Jahrhundert v. Chr. im Alten Ägypten und erzählt die Geschichte von Pharao Echnaton, seiner Mutter Teje und der berühmten Nofretete, eine von Echnatons Hauptfrauen.

Der Roman ist 1984 erschienen und außer heutiger Sicht „leider“ ein „Kind seiner Zeit“, denn die Autorin schildert die Geschichte auf Basis der damaligen Forschungsergebnisse. Ich selbst habe das Buch nahezu 30 Jahre nach der Veröffentlichung gelesen. Gerade am Anfang des Romans habe ich mich ein wenig über die Geschichte und Fakten über Pharao Echnaton informiert, um besser in die Geschichte reinzukommen, zumal es für mich der zweite Anlauf mit diesem Buch war. Da die Forschung heute deutlich weiter ist und viele der damaligen Fakten, inzwischen widerlegt sind, fällt mir die Bewertung ein wenig schwer, da ich das Buch nicht mehr als „glaubhaft“ einstufen kann. Ich weiß zwar, dass es ein Roman ist, aber bei historischen Romanen ist für mich das Hauptkriterium, dass ich mir vorstellen kann, dass es tatsächlich so war, wie der Autor/ die Autorin es darstellt und durch mein angelesenes (trotzdem noch rudimentäres) Basiswissen, kann ich das hier leider nicht. Es mag unfair sein, denn eigentlich hat Pauline Gedge nichts falsch gemacht und sehr gut recherchiert. Trotzdem wäre mir ein moderner historischer Roman über Echnaton mit den Forschungsergebnissen der heutigen Zeit lieber gewesen.

Dennoch ist der Roman mit den Forschungsergebnissen der damaligen Zeit in sich rund und schlüssig erzählt. Die Autorin hat sich die damaligen Spekulationen um verwandtschaftliche Verhältnisse (z.B. Nofretetes Herkunft) zu Nutze gemacht und ihrem Roman einen gewissen familiär-verwandtschaftlichen „roten Faden“ gegeben, den sie konsequent durchzieht.

Das Alte Ägypten, die Kultur, Politik und gerade Pharao Echnaton faszinieren mich sehr und die Rolle, die Pauline Gedge Teje, Echnatons Mutter, und deren Bruder Eje in diesem Roman zuweist, ist äußerst spannend. Allerdings ist mir keine der Figuren so richtig ans Herz gewachsen, zumindest keine der Hauptfiguren. Sie sind von ihrer politischen Rolle her zwar äußerst spannend, aber sie sind zu intrigant, um wirklich mit ihnen mitfiebern zu können. Bestes Beispiel ist auch Echnaton selbst, der zum Spielball aller Anderen wird, die gegen ihn intrigieren bzw. mit ihm spielen. Gleichzeitig erscheint er jedoch auch unsympathisch und übt dadurch nur wenig Faszination auf mich aus. Umso erstaunlicher, dass ich bei seinem Tod doch das ein oder andere Tränchen verdrücken musste. Einige der Randfiguren mochte ich hingegen sehr, allen voran Ti-ah oder Mutnodjme, aber durch den inzestuösen Schwerpunkt wurden diese Figuren etwas stiefmütterlich behandelt.

Das Buch final zu bewerten fällt mir nicht leicht, zumal ich den Erzählstil der Autorin teilweise etwas langatmig und ausschweifend fand und keine Nähe zu den Figuren aufbauen konnte. Wenn mich der geschichtliche Hintergrund nicht so brennend interessiert hätte, hätte ich das Buch vermutlich nicht beendet. Alles in allem denke ich, dass mir eine Landkarte, ein Personenregister und ein Nachwort der Autorin (auch wenn es die damaligen Forschungsergebnisse beinhaltet hätte) schon viel geholfen hätte, denn dann hätte ich vielleicht nicht so oft im Internet nachgeschaut, wie es denn nur „wirklich“ war mit Echnaton und Co und mir somit die heutigen Forschungsergebnisse weniger genau angeschaut.

Note: 2-