Lockhart, E.: Solange wir lügen

Originaltitel: We were liars
Verlag:
Ravensburger
erschienen:
2015
Seiten:
320
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3473401307
Übersetzung:
Alexandra Rak

Klappentext:

Eine wohlhabende und angesehene Familie. Eine Privatinsel vor der Küste Massachusetts. Ein Mädchen ohne Erinnerungen. Vier Jugendliche, deren Freundschaft in einer Katastrophe endet. Ein Unfall. Ein schreckliches Geheimnis. Nichts als Lügen. Wahre Liebe. Die Wahrheit.

Rezension:

Ich bin so stolz auf Ravensburger, dass sie sich nicht haben hinreißen lassen, die halbe Geschichte auf dem Klappentext zu verraten. Tatsächlich bin ich das Buch ohne Erwartungen angegangen, weil ich gar nicht wirklich wusste, was Emily Lockhart so mit uns Lesern vorhat und das blieb eigentlich bis zum Schluss so.

In sehr kurzen knappen Kapiteln erweckt die Autorin eine Welt voller Luxus und Exklusivität zum Leben. Allerdings hatte ich irgendwie mehr Glitzer und Bling Bling erwartet, stattdessen präsentiert Lockhart uns eine einsame Insel, die wirklich nur jeden Sommer die versammelte Sippschaft der Sinclairs, verteilt auf mehrere Häuser, beherbergt. Die Kinder scheinen dort zu leben, als gäbe es keine Erwachsenen. Sie sind frei, ungezwungen und ohne Sorgen und dabei so arrogant, wie es wohl nur Kids der Upperclass sein können.

Cadence, die Ich-Erzählerin berichtet von den gemeinsamen Sommern in einer ungekünstelten Sprache, die mich wirklich sehr beeindruckt hat. Gefühle und Bilder beschreibt sie auf eine ungewöhnliche Art und Weise. Eigentlich passiert in dem Buch gar nicht so viel, aber die Atmosphäre ist so dicht, dass es schwer fällt, sich dem Buch zu entziehen.

Zudem weiß man wirklich bis zum Schluss nicht, was in einem der vergangenen Sommer genau passiert ist. Cadence erlitt damals ein Schädelhirntrauma und schlägt sich seitdem mit gesundheitlichen Problem herum. Erst zwei Jahre später kehrt sie auf die Insel zurück und versucht zusammen mit den anderen Jugendlichen der Familie ihre Gedächtnislücken zu schließen. Ehrlich, ich hatte keinen Schimmer, wie das Buch ausgehen wird und die Auflösung glänzt wirklich mit einem WOW-Effekt.

Die Figuren sind alle wohl nicht wirklich sympathisch. Wobei Cadence selbst noch am normalsten erscheint und einen sehr unverblümten Blick auf ihre Familie und deren Kleinkriege hat. Wie besonders ihre Mutter und ihre Tanten um das Erbe und das Ansehen bei ihrem Großvater buhlen, ist wirklich abstoßend. Irgendwie scheinen ohnehin alle Erwachsenen – trotz oder gerade wegen des Reichtums – ein unerfülltes und gescheitertes Leben zu führen.

Die extrem kurzen Kapitel, die ich in der Form nur von James Patterson kenne, führen mit der Spannung dazu, dass ich das Buch wie in einem Rausch an einem Abend durchgelesen habe. Irgendwann wollte ich einfach nur noch wissen, was denn in diesem verflixten Sommer passiert ist. Hinzu kommt noch eine kleine Liebesgeschichte, Themen wie angedeuteter Rassismus bzw. Klassendünkel, die auch heute noch nicht ausgemerzt sind.

Ich möchte Euch darauf hinweisen, dass man anfangs mit den vielen Mitgliedern der Familie vollkommen überfordert wird. Das legt sich aber schnell. Macht Euch nicht zu viele Gedanken und lest einfach weiter. Das Buch verdient jeden Leser, den es kriegen kann. Kauft es und macht ordentlich Werbung dafür!

Der Song zum Buch…

Note: 1