Verlagsvorschau Mai 2016

Ich habe keinen Schimmer, wo der April geblieben ist. Ach was, ich habe keine Ahnung, wo das ganze bisherige Jahr geblieben ist. Und nun ist schon wieder Mai und ich bin gerade dabei die Herbstvorschauen 2016/2017 zu durchforsten. Kannste Dir nich ausdenken so was … Und wer bei diesen tollen Büchern im Mai nicht fündig wird, der sollte vielleicht lieber Briefmarken sammeln oder so was. :mrgreen:

historisch

fremantle

Elizabeth Fremantle: Im Schatten der Königin (C. Bertelsmann)

Wir schreiben das Jahr 1554: Edward VI. stirbt überraschend jung und bestimmt die erst sechzehnjährige Jane Grey zur Königin. Er will unbedingt verhindern, dass seine Halbschwester Mary seine Nachfolge antritt. Doch Janes Regentschaft dauert nicht einmal zwei Wochen, da hat Mary die unerfahrene Jane entmachtet und enthaupten lassen. Doch was geschieht mit Janes jüngeren Schwestern Katherine und Mary? Dass königliches Blut in ihren Adern fließt, wird ihnen zum Fluch, denn die kinderlose Queen Mary fühlt sich schon allein durch ihre Existenz bedroht.

Da muss nur irgendwas mit Tudors auf dem Buch stehen und schon hab ich es gekauft. Mittlerweile habe ich zwei Regalböden voll mit Tudor-Romanen, Sachbüchern und DVDs. :roll: 

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Knox, Ruthie: Caroline & West – Überall bist du

Band 1 Caroline &West

Originaltitel: Deeper
Verlag:
INK
erschienen:
2015
Seiten:
414
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3863960726
Übersetzung:
Sylke Hachmeister/Peter Klöss

Klappentext:

Als die Studentin Caroline Piasecki mit ihrem Freund Schluss macht, rächt dieser sich, indem er intime Fotos von ihr im Internet postet. Über Nacht scheint Caros Leben und ihre Zukunft als Anwältin zerstört. Ihr geheimnisvoller Nachbar ist da so ziemlich der Letzte, dessen Nähe sie jetzt suchen sollte. West Leavitt ist unverschämt attraktiv, ein Draufgänger. Über seine Vergangenheit spricht er nie, und es heißt, dass er mit Drogen dealt. Doch ausgerechnet bei ihm hat Caro das Gefühl, dass sie sich nicht verstellen muss. Obwohl die beiden wissen, dass zwischen ihnen nicht mehr als Freundschaft sein darf, kommen sie sich bald sehr nahe. Und plötzlich sieht Caro sich nicht nur mit den Problemen ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert …

Rezension:

Am ersten Band dieses Zweiteilers stimmt einfach alles. Ruthie Knox nimmt sich sehr viel Zeit die Gefühle, Bedürfnisse, Ängste und Zweifel ihrer Figuren auszuloten. Im Gegensatz zu vielen anderen New Adult Romanen hat man das Gefühl es mit realen Personen zu tun zu haben.

Caroline hatte eine behütete Kindheit und kommt aus einer vermögenden Familie. Trotzdem ist sie durch den Verrat ihres Ex-Freundes gezeichnet. Sie ist unsicher, fühlt sich schuldig und läuft über den Campus wie auf rohen Eier. Ja nicht auffallen, sich ja keine Gefühle gestatten. Ruthie Knox findet erstaunlich drastische Worte in Bezug auf die intimen Fotos, die von Caroline im Umlauf sind. Tatsächlich fragt man sich als Leser, wieso die junge Frau sich zu diesen Fotos bereit erklärt hat und ein wenig hält man sie tatsächlich für schuldig.

Genauso wie Caroline selbst, begreift man jedoch nach und nach, dass diese Schuldgefühle von außen an sie herangetragen werden. Sie fühlt sich schuldig, weil man das als gut situiertes Mädchen nun mal so tut und nicht weil es der Wahrheit entspricht. Doch es dauert viele viele Wochen und Monate, bis Caroline sich aus diesem Kokon der Selbstbestrafung befreit und beginnt wieder ein Leben zu führen.

Auch die Beziehung zwischen Caroline und West hat großen Anteil an ihrer Genesung. Obwohl die beiden nur Freunde sind und sich selbst das die meiste Zeit nicht eingestehen wollen, gibt es doch viele sehr liebevolle und ruhige Momente, in denen bereits durchschimmert, was die beiden sein könnten, wenn sie sich nur trauen würde.

Normalerweise nervt es mich immer unglaublich, wenn in New Adult Romanen die Protagonisten nicht in die Pötte kommen, eingebildete ach so große Probleme hinzukommen und sich der männliche Part selbstredend wie die Axt im Walde benimmt. In „Überall bist du“ ist zum Glück nichts davon der Fall. West ist kein Badboy (Halleluja!!), aber ein Junge, der einfach nicht weiß, wie es sich anfühlt, wenn sich jemand um einen sorgt, wenn einen jemand unterstützt. Die Annäherung zwischen Caroline und West dauert sehr lange, aber sie ist wirklich glaubwürdig und voller behutsamer, trauriger und lustiger Momente. So wie das Leben nun mal ist.

All das führt übrigens auch dazu, dass sich die Anziehung zwischen West und Caroline schließlich wie ein Sturm entlädt. Die Erotikszenen gegen Ende des Buches sind deswegen auch ziemlich deutlich. Kein Schmalz, kein romantisches Kindergartengetue, sondern ziemliche rohe leidenschaftliche Realität. Komischerweise wirkt das alles dadurch viel poetischer und tiefgründiger, als ich es jemals in einem Buch dieses Genres gelesen habe. Die Protagonisten lassen sich einfach mit Haut und Haaren ohne jegliches Fallnetz aufeinander ein und das spürt man mit jedem Wort.

Stilistisch weiß das Buch ebenfalls zu überzeugen. Abwechselnd wird aus der Sicht von Caroline und von West erzählt und obwohl beide natürlich vollkommen unterschiedliche Sichtweisen und Charaktere haben, ist da diese unerschütterliche Verbindung zwischen ihnen und auch zwischen den Figuren und dem Leser.

Und das Schöne ist, die Fortsetzung „Caroline & West – Lass mich nie mehr los“ setzt noch einen drauf.

Note: 1

Morel, Alex: Survive

Originaltitel: Survive
Verlag:
INK
erschienen:
2013
Seiten:
256
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3863960475
Übersetzung:
Michaela Link

Klappentext:

Wie durch ein Wunder überlebt Jane einen Flugzeugabsturz mitten in den Rocky Mountains. Ironie des Schicksals – genau für diesen Tag hatte sie ihren Selbstmord geplant. Außer Jane hat es nur noch ein einziger Passagier geschafft: Paul. Gemeinsam schlagen sich die beiden Teenager durch die eisige Wildnis, und dabei erkennt Jane zum ersten Mal seit Langem: Sie will leben. Das ist vor allem Paul zu verdanken, der ihr Bestes zum Vorschein bringt. Nie zuvor hat Jane so etwas für jemanden empfunden, und für diese unverhoffte Liebe wächst sie über sich selbst hinaus …

Rezension:

Dieses keine 300 Seiten lange Jugendbuch ist ein Tour de Force Ritt für jeden Leser. Abseits von Fantasy, Dystopien und anderen momentan sehr beliebten Themen geht es in „Survive“ um zwei Jugendliche in unserer realen Welt. Dabei ist aber besonders die Protagonistin außergewöhnlich zu nennen. Jane leidet unter Depressionen und ist nun seit einem Jahr in einer Klinik untergebracht, wo man ihr helfen will. Doch Jane spielt Pflegern und Ärzten etwas vor und plant seit Wochen sich umzubringen. Als sie zu einem Weihnachtsurlaub nach Hause fliegen darf, will sie ihren Plan in die Tat umsetzen. Sie will sich während des Fluges mit Tabletten umbringen.

Es vergehen ca. 50/60 Seiten bis es zum im Klappentext erwähnten Flugzeugabsturz kommt, aber bis dahin hat man als Leser schon einiges zu verarbeiten. Jane ist eine zutiefst traurige junge Frau, die, man muss es so krass sagen, einer Familie von Selbstmördern entstammt. Die Ich-Erzählerin ist nicht wirklich sympathisch zu nennen. Sie wirkt abgeklärt, kann keinen Schritt tun ohne alles zu planen und hat eine fast sarkastische Art ihre Sicht der Dinge zu zeigen. Wie sie über den Selbstmord ihres Vaters, der sich eines Nachts eine Kugel in den Kopf schoss, denkt und redet, zeugt gleichzeitig von großer Wut und großer Traurigkeit.

Ihre Mutter verharrt in dieser Trauer und ist Jane keine große Hilfe. Weder als junges Mädchen, noch als Teenager kann sie die Tat ihres Vaters verstehen und fast hat es den Anschein, als müsse sie selbst erst diese Tat begehen, um zu verstehen, wieso all dies passiert ist. Interessanterweise verklärt weder der Autor noch Jane den Selbstmord an sich. Sie gibt sich keiner romantischen Vorstellung hin, aber aus irgendeinem Grund glaubt sie, es sei ihr vorbestimmter Weg.

Und dann geschieht der Absturz, der nicht nur eine unfassbare Veränderung in Janes Denken vollzieht, sondern ca. 160 Seiten spannungsgeladene Szenen nach sich zieht. Jane und Paul sind die einzigen Überlebenden und wie sich durch die Wildnis und fast tödlicher Kälte schlagen, ist einfach nervenzerreißend und brutal beschrieben. Ich habe noch nie beim Lesen eines Buches so gefroren wie bei „Survive“. Selbst mit Wärmeflasche und Doppeldecke im Bett, läuft es einem in so mancher Szene eiskalt den Rücken herunter.

Auch sprachlich hat mich der Roman überzeugt. Jane ist wie gesagt eher sarkastisch veranlagt, aber der Autor passt ihren Erzählstil dem Geschehen an. Besonders direkt nach dem Absturz wirken Janes Gedanken gehetzt und sie selbst reagiert wie auf Autopilot, was sich in kurzen fast stakkatohaften Sätzen zeigt. Auch ansonsten zeigt sich Alex Morel manchmal schonungslos schnörkellos. Wenn es um Gefühle oder lebensbedrohliche Situationen geht, haut er schon mal einen besonders trockenen Satz raus, der einem durchaus manchmal die Schuhe auszieht. Bei „Survive“ sollte man sich nicht wundern, wenn man auf nicht mal 300 Seiten einiges an Gefühlchaos erlebt. Tatsachlich war es ein Buch, bei dem ich seit ewigen Zeiten mal wieder ein Tränchen verdrückt habe.

Die Beziehung zwischen Jane und Paul ist natürlch auch der Notlage geschuldet, in der sie sich befinden, aber trotz der atemberaubenden Spannung schafft es der Autor, in den wenigen ruhigen Momenten zu zeigen, dass sie auf ihre Art viel gemeinsam haben und doch gut zusammen passen.

Faszinierenderweise ist das Buch von einem Mann, was ich erst während des Lesens festgestellt habe, als ich mal einen Blick auf die Innenklappe warf. Normalerweise vermutet man hinter einer weiblichen Protagonistin immer eine Autorin, aber siehe da, auch ein Autor kann das Innenleben eines weiblichen Wesens perfekt beleuchten.

Das Buch habe ich in einer Leserunde gelesen und obwohl es alle sehr gut gefunden haben, war doch keine so begeistert wie ich. Aus irgendeinem Grund war ich also besonders empfänglich für das Buch oder gerade in der richtigen Stimmung. Das sollte man vielleicht beim Lesen dieser enthusiastischen Rezension beachten. ;-)

Note: 1+ (mit Sternchen)