Originaltitel: A Simple Favor
Verlag: HarperCollins
erschienen: 2017
Seiten: 400
Ausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 3959671016
Übersetzung: Juliane Pahnke
Klappentext:
Stephanie, fürsorgliche Mutter, viel gelesene Mom-Bloggerin und jung verwitwet, hilft gerne aus; erst recht, wenn ihre glamouröse Freundin Emily, PR-Chefin eines New Yorker Modedesigners, sie darum bittet. Doch als sie an diesem Tag Emilys fünfjährigen Sohn Nicky nach der Vorschule mit zu sich nach Hause nimmt, ahnt sie nicht, dass dies das Ende ihrer brüchigen Vorstadtidylle bedeuten wird. Denn Emily holt ihren Sohn am Abend nicht ab. Und auch an den folgenden Tagen und Wochen taucht sie nicht auf. Stephanie kümmert sich um Nicky, zusammen mit Emilys Mann Sean. In ihm erkennt sie die unverhoffte Chance, noch einmal ein ganz anderes Leben zu führen. Und sie fasst einen folgenschweren Entschluss. Doch dann kommt der Anruf, vor dem sie sich die ganze Zeit gefürchtet hat …
Rezension:
Nach dem Lesen des Klappentextes hatte ich irgendwie einen anderen Roman erwartet, als ich bekommen habe. Was in dem Fall aber sogar positiv gemeint ist, denn Darcey Bell konnte mich mit Figuren, Handlung und ihrem Stil überraschen.
Aus verschiedenen Perspektiven erzählt sie die Geschehnisse um Emily, Stephanie und Shawn, wobei sie Stephanie auch durch die Beiträge in ihrem Mom-Blog sprechen lässt. Man glaubt die Figuren dadurch einschätzen zu können, aber besonders durch die Sichtweisen der anderen Figuren bekommt die Charakterzeichnung teilweise einen ganz anderen Sinn. Das habe ich als extrem faszinierend empfunden.
Stephanie kam mir anfangs zwar durchaus wie eine dieser Übermuttis vor, aber da das Hauptaugenmerk lange Zeit auf ihr liegt, versucht man sich in sie und ihre Gefühle hineinzuversetzen. Obwohl besonders ihre Blogbeiträge manchmal ein bisschen einfältig erscheinen, habe ich sie aufgrund ihrer eigenen Geheimnisse als undurchschaubar erlebt. Im Vergleich zu Emily kann man sie aber wohl mit Fug und Recht als Mutter Theresa bezeichnen.
Im Verlaufe des Romans wird mir die Handlung dann aber leider zu konstruiert. Die Figuren sind auch sehr amerikanisch mit ihren Vorstadthäusern und dem ganzen Mutti-Kram auf dem Blog. Irgendwann habe ich mich gefragt, wer denn bitte Stephanies Gejammer und Tränengedrüse ernst nimmt. Zudem war mir die Wahrheit hinter Emilys Verschwinden schon sehr früh klar. Wer das erste Drittel aufmerksam liest, weiß sehr schnell, ob Emily wirklich tot ist oder nicht. Die betreffende Szene hatte für mich etwas wie die berühmte Holzhammermethode.
Interessant ist, dass mir letztlich keine der Figuren sympathisch war, das aber dem Lesevergnügen keinen Abbruch tat. Was mich in der Annahme bestätigt, dass ungewöhnliche Protagonisten oft mehr zu fesseln wissen und konstruierte Plots ein wenig retten können. So war „Nur ein kleiner Gefallen“ für mich zwar letztlich nur nettes Mittelmaß, aber ein weiteres Buch der Autorin würde ich dennoch ausprobieren.
Note: 3+