Rindell, Suzanne: Die Frau an der Schreibmaschine

Originaltitel: The other typist
Verlag:
btb
erschienen:
2015
Seiten:
384
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3442756324
Übersetzung:
Beate Brammertz

Klappentext:

Mit ein paar Anschlägen auf ihrer Schreibmaschine kann sie jemanden lebenslang ins Gefängnis befördern. Rose Baker arbeitet als Stenotypistin im New York City Police Department. Geständnisse zählen zu ihrem Alltag. Es ist das Jahr 1923. Und wenngleich Rose grausame Details über Messerstechereien und Morde protokolliert – sobald sie den Verhörraum verlässt, zählt sie wieder zum schwachen Geschlecht. Doch die Zeiten ändern sich. Die Frauen auf New Yorks Straßen tragen Bob, trinken Alkohol. Die prüde Rose allerdings hängt am Bild der fürsorglichen Frau. Und an dem charmanten Seargent, den sie heimlich anhimmelt. Bis eines Tages eine neue Kollegin kommt: die glamouröse Odalie. Sie entführt Rose in die Nachtclubs der Stadt. Rose ist schockiert – und ebenso fasziniert. Aus Faszination wird Obsession. Und dann gibt es einen mysteriösen Todesfall …

Rezension:

Normalerweise sollte man ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen und das werde ich auch in dieser Rezension tunlichst unterlassen. Dennoch muss ich gestehen, ich sah das Cover in der Vorschau und wollte das Buch lesen und da hatte ich noch kein einzige Wort des Klappentextes gelesen. Und wenn man es vor sich liegen hat, ist es noch viel wunderschöner und gibt zudem perfekt die Stimmung des Romans wieder. Aber nun genug gelobhudelt und weiter im Text. ;-)

Suzanne Rindell fängt den Leser von der ersten Seite mit ihren ungewöhnlichen Stil ein. Ich weiß nicht, wie sie es macht, aber ich habe mich sofort eine Straße in New York im Jahre 1923 hinunter laufen sehen. Natürlich in passenden Mary Jane Schuhen, rotem Lippenstift und gelegten Wellen. Nicht nur durch die Handlung und die Personen, sondern eben auch durch die Art und Weise wie Rindell alles beschreibt, erweckt sie eine vergangene Epoche zum Leben.

Nun muss ich gestehen, habe ich ohnehin eine Schwäche für New York und den Stil der 20er Jahre und bin von daher sehr empfänglich für alles, was in diesem Roman passiert. Durch Rose, die Protagonistin, erfahren wir fast beiläufig, was das damalige Leben für eine Frau bedeutet. In den USA erhielten die Frauen 1920 das uneingeschränkte Wahlrecht und dennoch führten sie natürlich oft noch ein Schattendasein. Die Männer lösen die Fälle, während Rose als stille Typistin nur am Rande wirkt.

Die Gegensätzlichkeit zwischen Rose und der progressiven Odalie ist offenkundig und macht den Reiz des Romans aus. Odalie verführt Rose mit Glamour, Alkohol und einem vermeintlichen Freiheitsgefühl und reißt die bis dato brave junge Frau in den Abgrund. Die Beziehung zwischen den beiden und besonders Roses Entwicklung sind faszinierend.

Der im Klappentext angesprochene Mordfall bietet zusätzliche Spannung, die bis zum Schluss aufrecht erhalten wird. Allerdings ist „Die Frau an der Schreibmaschine“ kein gewöhnlicher Krimi, der mit Tempo auf die Lösung zusteuert. Der Roman ist eher etwas für Leser, die Sprache, Stimmungen und Atmosphäre zu schätzen wissen und darin aufgehen. Ich persönlich hätte so viele tolle Sätze anstreichen können und habe das Buch auch mehr als Gesellschaftsroman gesehen, der wirklich sehr eindrucksvoll das damalige Leben beschreibt und die zwiespältige Rolle der Frau beleuchtet.

Eine schöne Rezi findet Ihr auch bei den Mädels vom Rattenbau.

Note: 2+

Der Song zu Buch und Rezi:

hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert