Verlag: Ehrenwirth
erschienen: 2007
Seiten: 414
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 3431036996
Klappentext:
Venedig im Jahre 1475: Die Stadt feiert Karneval. In den verwinkelten Gassen der Serenissima versucht eine junge Frau verzweifelt ihren Verfolgern zu entkommen. Sie ist hochschwanger, und sie weiß, die drei maskierten Männer wollen ihren Tod. Die Häscher holen sie ein, doch bevor sie stirbt, bringt sie das Kind zur Welt … So beginnt das Leben von Sanchia, Ziehtochter des Glasmachers, die schon in ihrer frühen Jugend von der gefährlichen Vergangenheit ihrer Mutter eingeholt wird. Als sie Jahre später mit Lorenzo, dem wohlhabenden Spross eines Patriziers, eine verbotene Affäre beginnt, spitzen sich die Ereignisse auf dramatische Weise zu …
Rezension:
Wie immer bei den Ehrenwirth-Hardcovern bin ich begeistert von der Gestaltung des Buches, ein tolles Cover, Lesebändchen, feines, weiches Papier, Zeichnungen von Jan Balaz, Personenregister und ein Glossar und Nachwort der Autorin, da bin ich immer wieder mit zu begeistern. Da lohnt sich jeder Cent, den man für ein teures Hardcover ausgibt und ein Blick in mein Bücherregal dankt es mir!
Der Einstieg in das Buch fällt sehr leicht! Eine junge, hochschwangere Frau mit auffallend blonden Haaren wird auf den Straßen Venedigs verfolgt und tödlich verletzt. Ein Glasbläsermeister aus Murano und seine Gehilfen Vittorio und Pasquale versuchen der jungen Frau zu helfen, allerdings kann lediglich das Kind gerettet werden, die Mutter stirbt ihnen unter den Händen weg. Das kleine Mädchen wächst bei der Familie des Glasbläsers auf und findet dort ihre Heimat, der sie allerdings nach wenigen Jahren schon wieder durch den grausamen Mord an den Zieheltern entrissen wird.
Dieser Mord an den Zieheltern der kleinen Sanchia ist erst der Anfang vieler wüster Spekulationen meinerseits rund um Sanchias Vergangenheit bzw. ihrer Mutter und in alles scheint die Adelsfamilie Caloprini verstrickt zu sein. Nur wie, das erfährt der Leser erst auf den letzten Seiten ganz genau und hat mich vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt. Ich hab wirklich mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Auflösung der Geschichte. Bis es soweit ist, stellt die Autorin einige Fallen und lockt den Leser auf die falschen Fährte, was die Geschichte zu einem wirklich sehr spannenden Roman werden lässt und mit dieser Art von Spannung hab ich weiß Gott nicht gerechnet. Ich hab gedacht, ich bekomme einen normalen historischen Roman, doch „Die Madonna von Murano“ bietet wirklich viel mehr. Die Spannung des Buches ist gepaart mit zwei schönen Liebesgeschichten, tiefer Freundschaft und den Wirren in Italien gegen Ende des 15. Jahrhundert. Historische Persönlichkeiten wie Leonardo da Vinci oder auch Mitglieder der Familien Medici und Borgia sind geschickt in die Handlung eingewoben und der Leser erhält ein lebhaftes, farbenfrohes aber teilweise auch sehr düsteres Bild der damaligen Zeit.
Nicht nur die Geschichte selbst ist sehr abwechslungsreich, auch die Figuren gefallen mir äußerst gut. Wie heißt es so schön: „Der Herrgott hat einen großen Tiergarten“ und das trifft auf dieses Buch auch zu. Es sind so viele liebenswerte Figuren in die Geschichte verwickelt, dass einem der Abschied nach 1000 Seiten doch sehr schwer fällt. Sanchia, die weibliche Hauptfigur mag ich sehr gern, vor allem als Kind ist sie sehr knuffig in ihrer Wissbegierigkeit und auch später geht sie mutig ihren Weg, wobei sie nicht zur Super-Woman mutiert, sondern durchaus auch ihre Probleme hat und lernen muss, wie sie damit umgehen soll. Aber auch bei den Nebenfiguren sind sehr viele Sympathieträger zu finden, allerdings auch solche, die zu Sanchias Gegenspielern gehören und die man als Leser wirklich verabscheuen und hassen kann, aber solche Charaktere dürfen ja auch nicht fehlen. In diesem Buch hat jeder Charakter sein Päckchen zu tragen und seine eigene Geschichte und eigentlich ist das Buch viel zu dünn, um allen Figuren gerecht zu werden. Ob ich Sanchias Auserwählten so toll finden soll, weiß ich allerdings nicht wirklich, ich bin da eher für Pasquale zu begeistern, der das gesamte Buch über mein Liebling war.
Charlotte Thomas erzählt uns Sanchias Geschichte in einem wirklich schönen Stil, die Seiten blättern sich nahezu von alleine um, einzig die vielen italienischen Begriffe haben mich anfangs etwas irritiert, aber für die nicht italienisch-sprechende Bevölkerung gibt es ja einen Glossar am Ende des Buches und außerdem reißt einen die Geschichte dermaßen schnell in ihren Bann, dass die italienischen Begriffe irgendwann gar nicht mehr auffallen.
„Die Madonna von Murano“ ist ein wirklich wundervolles Buch und macht definitiv Lust auf mehr! Wie schön, dass das nächste Buch von Charlotte Thomas schon in Aussicht gestellt ist und wir bald wieder in Venedig „sein“ dürfen.
Note: 1