Band 1 Chroniken der roten Abtei
Originaltitel: Maresi
Verlag: Heyne
erschienen: 2016
Seiten: 240
Ausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 3453316991
Übersetzung: Hedwig Binder
Klappentext:
In einer Welt, in der Mädchen keine Rechte haben, erscheint eine Insel, auf der nur Frauen leben und dort die Mythen der Göttin studieren, wie ein Märchen. Für die junge Maresi ist dieser Traum Wirklichkeit geworden: Sie ist bereits seit vier Jahren als Novizin auf der Insel und damit in Sicherheit. Bis eines Tages Jai – helles, wildes Haar, vor Schmutz starrende Kleider und Narben auf dem Rücken – einem Boot entsteigt. Sie sucht Schutz vor schrecklicher Gefahr und unvorstellbarer Grausamkeit. Doch als Jais Verfolger in der Roten Abtei auftauchen, muss Maresi über sich selbst hinauswachsen, um sich, Jai und ihr Zuhause zu retten …
Rezension:
Fantasyromane unter 600 Seiten zu finden ist ungefähr so schwierig wie die berühmte Nadel im Heuhaufen. Normalerweise braucht es halt ein paar Seiten für Weltenbau, Völkerkunde, Intrigen, magische Wesen, etc. Die finnische Autorin Maria Turtschaninoff braucht all dies nicht, um einen zarten, aber sehr eindrucksvollen Fantasyroman zu schreiben.
Es ist eher eine mythische Welt, in die wir als Leser eingeladen werden. Es gibt keine phantastischen Wesen, Magie oder dergleichen. Dafür umweht den Roman eine ganz besondere Stimmung. Die 13jährige Maresi erzählt uns ihre Geschichte selbst. Dabei steht der Alltag im Kloster im Vordergrund.
Im Gegensatz zur restlichen Welt, ist dieser Ort für die Mädchen und Frauen eine Zuflucht. Zwar herrschen auch dort strenge Regeln, aber sie sind sicher vor Gewalt und einem entbehrungreichen Leben. Das junge Mädchen erzählt dies alles sehr bildreich und anschaulich. Wie es z.B. Jai schwerfällt, zu anderen Menschen überhaupt wieder Vertrauen aufzubauen. Die Autorin legt in diesen Szenen sehr viel wert darauf, dass der Respekt füreinander immer fühlbar ist. Wie die Menschen miteinander umgehen, ist von tiefer Freundlichkeit gekennzeichnet, was dem Roman eine sehr friedliche Atmosphäre verleiht.
Die Seitenzahl von 240 Seiten hätte vielleicht eine hektische Geschichte vermuten lassen, in der alles Knall auf Fall geschieht, aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Turtschaninoff geht es mehr um die Gefühle ihrer Figuren und die Charakterentwicklung. Mich hat dieser kleine, aber feine Roman sehr beeindruckt. Wie die Menschen auf der Insel füreinander einstehen, davon könnten wir uns heutzutage wohl etwas abschneiden.
Obwohl wir es hier mit einer jungen Heldin zu tun haben, würde ich das Buch übrigens keinesfalls als Jugendbuch einstufen. Allerdings wird es vielleicht eher Frauen ansprechen, da hier sämtliche martialische Ader komplett fehlt. Wobei das nicht heißen soll, dass männliche Leser immer Kawumm brauchen. Es soll aber verdeutlichen, was man(n) erwarten kann.
Note: 1