Flanery, Patrick: Ich bin niemand

Originaltitel: I am no one
Verlag:
Blessing
erschienen:
2017
Seiten:
400
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3896675788
Übersetzung:
Reinhild Böhnke

Klappentext:

Als der Geschichtsprofessor Jeremy O’Keefe nach zehn Jahren aus Oxford in seine Heimatstadt New York zurückkehrt, um dort an der New York University zu unterrichten, gerät er in einen Sog seltsamer Vorfälle: Eine Studentin kommt nicht zum verabredeten Treffen, später stellt er verdutzt fest, dass er selbst die Verabredung abgesagt haben soll; ein ihm unbekannter junger Mann behauptet, ihn zu kennen; eine Reihe Pakete erreichen ihn, mit den Ausdrucken seiner Telefonverbindungen und seines Mailverkehrs der letzten Monate; der mysteriöse junge Mann taucht immer wieder auf – O’Keefe fühlt sich verfolgt, kann die Geschehnisse nicht zuordnen. Ist jemand hinter ihm her? Spielt ihm jemand einen bösen Streich? Wird er überwacht? Oder wird er einfach verrückt? Nach und nach stellt sich heraus, dass der Ursprung dieses Rätsels in O’Keefes Zeit in Oxford begründet liegt.

Rezension:

400 Seiten sind an sich für einen Roman kein Übermaß an Seiten. Es gibt 1000 Seiten Schinken, bei denen man am Ende gerne noch mal 500 Seiten weitergelesen hätte. Und es gibt 200 Seiten Bücher, die sind so präzise und bildhaft, dass sie trotz der Kürze mein Herz berühren. Will sagen, nicht die Seitenzahl macht ein gutes Buch aus. Im Fall von „Ich bin niemand“ möchte ich aber weinerlich seufzend sagen: „Lieber Patrick Flanery, hätten Sie bitte ihre Geschichte nicht etwas straffen können?“

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Lorenz, Wiebke: Alles muss versteckt sein

Verlag: Blessing
erschienen:
2012
Seiten:
352
Ausgabe:
Broschur
ISBN:
3896674692

Klappentext:

Ihre Gedanken sind mörderisch, ihre eigene Angst davor unaussprechlich: Nach einem Schicksalsschlag erkrankt Marie an aggressiven Zwangsgedanken, betrachtet sich als Gefahr für sich selbst und andere. Monatelang kämpft sie gegen die grausamen Mordfantasien an, die wie Kobolde durch ihren Kopf spuken, ständig verbunden mit der Panik, sie könne diese furchtbar realen Fantasien eines Tages nicht mehr kontrollieren und in die Tat umsetzen. Und dieser Tag kommt, als Marie neben ihrem toten Freund erwacht, der mit einem Messer auf grausamste Weise niedergemetzelt wurde. Am Ende eines Gerichtsprozesses wird sie aufgrund ihrer Schuldunfähigkeit zum Maßregelvollzug in der forensischen Psychiatrie verurteilt. Dort sucht Marie verzweifelt nach Erinnerungen an die Mordnacht, denn für Marie selbst sind die Geschehnisse wie ausgelöscht. Nur ihr Arzt Jan scheint sie zu verstehen und ihr helfen zu wollen. Aber schon bald wächst in Marie der Verdacht, dass in Wahrheit vielleicht nichts so gewesen ist, wie es scheint …

Rezension:

Ich gestehe, ich war bei diesem Roman etwas vorsichtig, weil mir Wiebke Lorenz‘ erster Krimi „Allerliebste Schwester“ nicht so gut gefallen hat. Allerdings klang der Klappentext doch zu verführerisch, weswegen ich es auf einen zweiten Versuch ankommen ließ.

Glücklicherweise, kann ich da nur sagen, denn „Alles muss versteckt sein“ ist ein packender Thriller, der allerdings in erster Linie von seiner Hauptfigur und ihrer Krankheit, als denn vom eigentlichen Mordfall lebt. Der Autorin gelingt es auch Nichtbetroffenen die Verzweiflung eines Menschen, der unter Zwängen leidet, darzulegen. Es wirkt weder lächerlich, noch übertrieben und man kommt nicht umhin sich zu fragen, was man selbst tun würde, wenn man an dieser Krankheit leiden würde. In oberflächlichen Büchern oder Reportagen werden immer nur die Dinge gezeigt, die bei diesen Menschen nicht stimmen (z.B. Waschzwang), aber es wird niemals darauf eingegangen, was in ihren Köpfen vor sich geht.

Mit Marie hat man in erster Linie Mitleid, dass sie nach einem schweren Schicksalsschlag auch noch diese Bürde mit sich herumtragen muss. Im ersten Teil des Romans geht es auch eigentlich mehr um die Aufarbeitung von Maries Trauma. Sie ist nach der Verurteilung wegen Mordes in einer geschlossenen Anstalt, deren Alltag zwischen Eintönigkeit, Hoffnungslosigkeit und ganz seltenen Momenten der Freude, gnadenlos seziert wird. In Rückblenden erfahren wir vom Tod ihrer Tochter und dem schleichenden Prozess ihrer Krankheit, die sie immer weiter in den Abgrund zieht.

Als ich das Buch las, war ich von der Recherche in Bezug auf Zwangserkrankungen wirklich beeindruckt. Erst lange nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich erfahren, dass die Autorin selbst eine zeitlang unter dieser Krankheit gelitten hat. Kein Wunder also, dass Wiebke Lorenz die Qualen ihrer Protagonistin so anschaulich gelungen sind.

Der Mordfall an sich ist anfangs spannend und scheint bei ca. 80% des Buches aufgelöst zu sein. Dann jedoch gibt es eine erneute Wendung und der Roman driftet für meine Begriffe ein bisschen ab. Auf mich wirkte das Ende zu sehr gewollt bzw. zu sehr konstruiert. Da wäre ein bisschen weniger mehr gewesen.

Wer jedoch auf eine psychologisch ausgefeilte Handlung wert legt und an Dingen interessiert ist, die im Hintergrund ablaufen, dem sei dieser ungewöhnliche Thriller auf jeden Fall empfohlen.

Note: 2-