Gablé, Rebecca: Hiobs Brüder

Verlag: Ehrenwirth
erschienen:
2009
Seiten:
912
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 3431037917

Klappentext:

England 1147: Eingesperrt in einer verfallenen Inselfestung, fristen sie ein menschenunwürdiges Dasein, weil sie nicht zu den Kindern Gottes zählen: Simon hat die Fallsucht. Edmund hält sich für einen toten Märtyrerkönig. Regy ist ein Mörder und so gefährlich, dass er an einer Kette gehalten werden muss. Losian hat sein Gedächtnis und seine Vergangenheit verloren. Ausgerechnet Letzterem fällt die Führung dieser sonderbaren Gemeinschaft zu, als eine Laune der Natur ihnen den Weg in die Freiheit öffnet. Er bringt die kleine Schar zurück in die wirkliche Welt, wo Hunger, Not und Rechtlosigkeit herrschen. Auf ihrer Reise gelangt er zu erschreckenden Erkenntnissen über den Mann, der er einmal war. Und gerade als er einer Frau begegnet, mit der ein Neuanfang möglich scheint, beginnt Losian zu ahnen, dass er die Schuld an dem furchtbaren Krieg trägt, der England zugrunde zu richten droht …

Rezension:

Nachdem die Autorin das Wirken von William dem Eroberer in ihrem Roman „Das zweite Königreich“ ausführlich beschrieben hat, richtet sie in diesem Buch ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Streit um die englische Krone zwischen König Stephen und Kaiserin Maud. Wie immer in ihren historischen Romanen, hat Frau Gablé hier auch wieder einen akribisch gut recherchierten politischen Hintergrund gezeichnet. In diesem Punkt kann man sich auf diese Autorin verlassen und auch auf eine weitere persönliche Note kann man sich verlassen, nämlich darauf, dass auch dieses Buch mit einem 15 jährigen Jungen beginnt, dem ein unvorstellbar grausames Schicksal ereilt hat. In diesem Buch heiß der Junge Simon de Clare und er hat die Fallsucht.

Die Idee in diesem Buch aus den „ausgestoßenen und von der Kirche verdammten Menschen“  Helden zu machen hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin zeigt durch feinfühlige Szenen und Dialoge, wie diese verstoßenen Menschen eine verschworene Gemeinschaft bilden und so ihren Alltag meistern. Der Thronstreit zwischen der Kaiserin Moud und König Stephen ist zwar fester Bestandteil der Handlung, aber im Vordergrund stehen die Abenteuer dieser kleinen Gruppe ausgestoßener Menschen.

Diese Abenteuer haben mich häufig sehr berührt und ich habe mit den Helden mit gelitten, wenn ihnen wieder einmal unrecht getan wurde. Überhaupt hat die Autorin in diesem Werk ihr Augenmerk sehr auf die Lebensbedingungen der Randgruppen in der damaligen Gesellschaft gelenkt. So wurde auch der Umgang mit den jüdischen Mitbürgern in der damaligen Zeit thematisiert. Die verschiedenen Charaktere die sie dabei gezeichnet hat, sind alle sehr einfühlsam beschrieben.

Dieses Buch bietet viele Einblicke in den Alltag der armen Bauern, Fischer und Bürger der damaligen Zeit. Auch wenn am Ende dann Intrigen und Machtgerangel in den Reihen der Landbesitzer zu einem befriedigenden Ende der Geschichte führen, so ist mir doch das Schicksal der Ausgestoßenen wesentlich länger im Gedächnis geblieben. Ich fand das Buch wirklich spannend und der tolle Schreibstil dieser Autorin hat dann auch dazu geführt, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.

Note: 2