Rosenfield, Kat: Tiefe Wellen

Originaltitel: Inland
Verlag:
FJB
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3841421709
Übersetzung:
Stefanie Schäfer

Klappentext:

Callie Morgan hat Angst vor dem Wasser. Ihre Mutter ist ertrunken – Unfall oder Selbstmord? Durch eine mysteriöse Krankheit steigt das Wasser auch in ihrer Lunge. Doch als ihr Vater ausgerechnet im feuchtwarmen Florida einen Job annimmt, verschwinden die Symptome. Callie findet Freunde, ein Junge verliebt sich in sie. Aber das schicksalhafte Verhältnis ihrer Familie zum Wasser scheint sie zu verfolgen.

Rezension:

Mit „Tiefe Wellen“ veröffentlicht FJB nach „Toter Sommer“ einen weiteren Roman von Kat Rosenfield. Die Autorin hat eine Gabe dafür Stimmungen zu erzeugen.Die düstere Atmosphäre entwickelt einen gewaltigen Sog, der den Leser besonders in der zweiten Hälfte stark an das Buch bindet.

Rosenfields Protagonistin ist eine durch ihre Vergangenheit geprägte Figur. Ihre merkwürdige Krankheit, der Verlust der Mutter, ihre Einsamkeit stehen im starken Kontrast zur neuen Situation in Florida, wo Callie aufblüht und fast ein normaler Teenager zu werden scheint. Auch stilistisch merkt man das dem Roman an. Obwohl die Autorin über das ganze Buch hinweg einen sehr poetischen Schreibstil bemüht, verändert er sich doch zusammen mit Callie, was dem Roman eine unglaubliche Tiefe verleiht.

Ich denke, ob einem der Roman gefällt, steht und fällt damit, wie schnell man weiß, was es mit Callies Verbindung zum Wasser auf sich hat und ob man sich auf gewisse Dinge einlassen will. „Tiefe Wellen“ lässt sich in keine Genre-Schublade packen. Manche mögen das, andere brauchen feste Genre-Regeln, um sich wohlzufühlen. Ich fand dieses hin und hertreiben sehr spannend und für mich blieb der Roman dadurch unvorhersehbarer. Ich hatte zwar eine Ahnung, aber die Autorin legt geschickt Fährten und spielt mit den Erwartungen der Leser, so dass man sich bis zum Ende nicht ganz sicher sein kann.

Auch das Ende ist übrigens ungewöhnlich, da es dem Leser Raum für eigene Interpretationen gibt. Man kann sich sozusagen ein bisschen aussuchen, was einem besser oder realistischer vorkommt. Letztlich ist es aber gar nicht so sehr die Auflösung, die mich so gefesselt hat, sondern die Ich-Erzählerin an sich und Rosenfields wunderschöner Schreibstil, der so perfekt zu Setting und Geschichte passt. Trotzdem lässt sie Callie auch ein richtiger Teenager sein. Die Protagonistin ist nich schwarz oder weiß, in sich gekehrt oder lebenslustig. Sie vereint alle ambivalenten Gefühle, die wohl jeder Mensch in sich trägt. Mal ist sie lustig, mal traurig und in Gedanken versunken. In vielen Rezensionen wird dies als negativ angesehen, was mich ziemlich wundert. Ich bin für jede mehrdimensionale Figur in einem Roman dankbar. Abziehbilder gibt es gerade in der Jugendliteratur schon genug und Rosenfield erklärt Callis Wesen ja auch aufgrund der Geschehnisse schlüssig.

Wer mal Lust hat auf ein besonderes Buch – welches man übrigens nach dem Lesen des Klappentextes so nicht erwarten würde – der wird mit „Tiefe Wellen“ sicherlich glücklich werden. Ich habe mir jedenfalls erstmal Kat Rosenfields älteres Buch „Toter Sommer“ gekauft.

Note: 1-