Barclay, Linwood: Ohne ein Wort

Originaltitel: No time for goodbye
Verlag:
Ullstein
erschienen:
2007
Seiten:
492
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3548267432
Übersetzung:
Nina Pallandt

Klappentext:

„Ich wollte, Ihr wärt tot!“ Das wünscht die 14-jährige Cynthia ihren Eltern. Als sie am nächsten Tag aufwacht, sind ihr Vater und ihre Mutter verschwunden. Auch ihr Bruder ist weg. Spurlos. Ohne ein Wort. Kein Hinweis, keine Nachricht bleiben für Cynthia zurück. Erst 25 Jahre später, als sie selbst eine Familie hat, tauchen geheimnisvolle Hinweise aus ihrer Vergangenheit auf. Mysteriös, gefährlich, tödlich – etwas Böses kehrt zurück.

Rezension:

Die erste deutsche Übersetzung des Autors Lynwood Barclay macht auf den ersten Blick alles richtig. Einprägsamer Titel in riesigen Lettern auf dem Cover, dazu ein vielversprechender Klappentext, Fernsehspots und viele gute Rezensionen. Dummerweise ist das alles meiner Meinung nach eine Mogelpackung.

Mir ist schleierhaft, wieso die halbe Welt diesen Thriller über den grünen Klee lobt. Die Geschichte ist weder besonders spannend, noch am Ende glaubwürdig. Leider kann ich hier auf das Ende des Romans nicht eingehen, doch die Lösung von Cynthias Problemen ist dermaßen an den Haaren herbeigezogen – so was haben nur die Amis drauf!

Cynthia selbst ist ein schwer zu mögender Charakter. Sicherlich muss sie ein kaum zu ertragendes Schicksal erleiden, doch sie bringt mit ihrer Panik und ihrem übertriebenen Beschützerinstinkt gegenüber ihrer Tochter die ganze Familie schier in den Wahnsinn. Wie ihr Ehemann das auf Dauer aushält, ist für mich unverständlichl.

Der Roman selbst ist aus der Sicht von Cynthias Ehemann Terry geschrieben. Leider bleibt dadurch der ganze Roman eher gefühlsarm. Cynthias Handlungen werden oft nicht schlüssig, da der Leser nicht in ihre Gefühlswelt eintauchen kann. Warum der Autor diese Art der Perspektive gewählt hat, wird schnell klar. Der Leser beginnt Cynthia zu verdächtigen. Hatte sie etwas mit dem Verschwinden ihrer Familie zu tun? Kann sie sich nicht mehr erinnern oder ist sie gar eine kaltblütige Mörderin? Hätte Cynthia ihre Geschichte selbst erzählt, wäre sie als Verdächtige für den Leser direkt weggefallen. So beobachtet man sie hingegen mit Argwohn.

Terry selbst scheint bei der Geburt eine besondere Portion Geduld mitbekommen zu haben, denn er lässt sich weder von Cynthia, noch von ihrer Familiengeschichte zu stark beunruhigen. Er arbeitet als Lehrer und ist der typische normale durchschnittliche Amerikaner und gerade deswegen wird der Roman später zusätzlich unrealistisch. Terry nimmt irgendwann die Sache selbst in die Hand, geht Spuren nach, die die ganzen letzten 25 Jahre schon da waren, denen aber die Polizei komischerweise nie nachgegangen ist. Plötzlich ist alles ganz einfach und obwohl Terry ein bisschen stoffelig durch das Geschehen stolpert, kann er schließlich das Geheimnis  um Cynthias Familie lüften.

Das Buch lässt sich eigentlich ganz gut lesen. Es ist sprachlich weder besonders gut, noch besonders schlecht. Doch gerade wenn man bereits einige Thriller gelesen hat, beginnt man sich von der momentanen Flut an Thriller-Einheitsbrei abgestoßen zu fühlen. Für den Gelegenheitsleser mag „Ohne ein Wort“ spannend sein und vielleicht überliest man dann auch wohlwollend einige Mängel. Für Vielleser, die auch deutlich bessere Krimikost gewohnt sind, ist dieser Bestseller jedoch überflüssig.

Note: 4