Schier, Petra: Verrat im Zunfthaus

Band 3 Adelina Serie

Verlag:
Rowohlt
erschienen:
2008
Seiten:
352
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 349924649X

Klappentext:

Eine neugierige Apothekerin. Ein toter Zunftmeister. Ein Verrat, der ganz Köln erschüttert. Bei einem Besuch im Zunfthaus entdeckt die junge Apothekerin Adelina die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau. Kurz darauf verschwindet deren Verlobter, ein Zunftmeister. Alle gehen von einer Eifersuchtstat aus – bis auch er tot aufgefunden wird. Adelina hat allerdings andere Dinge im Kopf als die Aufklärung dieses Falls. Doch dann tauchen Münzen bei ihr auf, die dem Bestechungsgeld der Patrizier an die Zünfte entstammen und Adelina gerät in den Verdacht, die Stadt Köln verraten zu haben …

Rezension:

Dies ist nun der dritte Teil der historischen Krimiserie um die Apothekerin Adelina. Zu Beginn des Buches beschreibt Petra Schier noch einmal die Lebensumstände von Adelina. Dabei erscheint die Atmosphäre im mittelalterlichen Köln wieder sehr bunt und facettenreich vor dem inneren Auge des Lesers. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin Geschichte studiert hat und die damaligen Gesellschaftsstrukturen sehr genau beschreiben kann.

Der Kriminalfall entwickelt sich schleichend, da Adelina eigentlich gar nicht ermitteln will und erst nach und in die Ermittlungen hineingezogen wird.  Da der Mord im Zunfthaus passiert und in Köln gerade große politische Veränderungen stattfinden, ist das Motiv und der Täter nicht ganz so einfach zu finden. Ich habe wirklich lange im Dunklen getappt. Am Ende überrascht die Autorin den Leser aber mit einer logischen und auch schlüssigen Auflösung.

Der Schreibstil von Petra Schier ist flüssig und leicht verständlich. Die Sprache in dem Buch ist der damaligen Zeit angepasst. Die Charaktere der Protagonisten sind ebenfalls sehr feinfühlig beschrieben. Man lebt und leidet mit Adelina und kann wunderbar in die Geschichte eintauchen. Die Seiten fliegen nur so dahin beim Lesen.

Mit dieser historischen. Krimiserie hat Petra Schier bewiesen, dass sie das Mittelalter für ihre Leser sehr lebendig werden lassen kann. Auch wenn das Buch nicht vor Blut und Grausamkeiten strotzt. Gerade das lässt meiner Meinung nach die Handlung glaubwürdig und realistisch erscheinen. Auch gibt es einige heitere Szenen in diesem Buch, so das das Mittelalter nicht nur freudlos und dunkel erscheint.

Summa summarum ein schöner Schmöker und ich würde mich freuen noch weitere Geschichten aus dem Leben von der Apothekerin Adelina in Zukunft zu lesen. Was mich jedoch etwas gestört hat war der Klappentext zu dem Buch. Er hat für meinen Geschmack schon wieder viel zu viel über den Inhalt des Buches verraten.

Note: 2+

Serno, Wolf: Der Puppenkönig

Band 1 Puppenkönig Trilogie

Verlag: Knaur
erschienen:
2007
Seiten:
496
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3426635445

Klappentext:

Die Altmark im Jahre 1782: Auf dem Weg in das Städtchen Steinfurth begegnet der Bauchredner Julius Klingenthal der geheimnisvollen Alena, die sich ihren Lebensunterhalt als „Klagefrau“ verdient und um Julius ist es geschehen. Da wird die kleine Stadt von einer furchtbaren Tat aufgeschreckt: Ein Salzkaufmann wird mit einem Schwert getötet. Bald passiert ein zweiter Mord und Julius gerät unter schweren Verdacht.

Rezension:

Mit diesem Roman und Krimi hat Wolf Serno sich selbst übertroffen, ich bin total begeistert. Die Figur des Puppenspielers Julius Klingenthal kannte ich schon aus dem Buch „Der Balsamträger“. In diesem Buch hat der Autor mir die Person Julius Klingenthal schnell näher gebracht und ich brauchte nicht lange um ihn ins Herz zu schließen.

Überhaupt beschreibt Wolf Serno seine Protagonisten sehr sorgfältig und gibt jeder Figur einen unverwechselbaren, ja fast einmaligen Charakter. Sogar die Puppen des Puppenkönigs haben ein Eigenleben und individuelle Charaktereigenschaften.  Das Jahr 1782 und die Stadt Steinfurth lässt der Autor durch farbenprächtige Beschreibungen der Menschen, der Kleidung, der Gassen und Gerüche für den Leser lebendig werden. Schnell taucht man in die Geschichte ein und der flüssige Schreibstil des Autors macht das dem Leser auch sehr leicht.

In diesem Buch ist alles enthalten, was man sich von einem guten Kriminalroman wünscht. Interessante Protagonisten, schräge, oder leicht verschrobene Typen, eine priese Romantik, Humor  und viel Spannung.  Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite fesselnd und mysteriös.  Häufige Wendungen in der Handlung machen es dem Leser schwer, den Täter zu erkennen. Mir ist selten ein Krimi begegnet, bei dem ich so lange keine Ahnung hatte, wer der Mörder sein könnte.

Ich kann dieses Buch nur jedem Empfehlen und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung „Das Spiel des Puppenkönigs“.

Note: 1

André, Martina: Schamanenfeuer – Das Geheimnis von Tunguska

Verlag: Rütten & Loening
erschienen:
2008
Seiten:
494
Ausgabe: Klappenbroschur
ISBN: 3352007616

Klappentext:

Sommer 2008. Hundert Jahre sind vergangen, seit in Sibirien eine verheerende Explosion stattgefunden hat. Viktoria Vandenberg versucht mit zwei anderen deutschen Forschern dem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Hat es sich um den Einschlag eines Meteoriten gehandelt? Leo, ein junger Hirte, erzählt Viktoria von seiner neunzigjährigen Großmutter, deren Vater zu den ersten Wissenschaftlern vor Ort gehörte. Die Alte beschwört Viktoria, ihre Nachforschungen einzustellen: Geister, böse Schamanen seien am Werk. Als sämtliche Stromgeneratoren ausfallen, scheinen die Prophezeiungen in Erfüllung zu gehen, erst recht als eine Serie von geheimnisvollen Todesfällen über die Forschergruppe hereinbricht. Doch Viktoria gibt nicht auf. Sie begreift, dass Leo den Schlüssel zu einer Wahrheit besitzt, die weitaus unglaublicher erscheint als ein Meteoriteneinschlag.

Rezension:

Die Autorin präsentiert dem Leser hier ein Buch bei dem man wirklich sagen kann „Die Mischung machts!“ Die gelungene Mischung besteht aus den beiden Handlungssträngen im Jahr 1908 und im Jahr 2008. Zum einen spielt der Roman in Russland zur Zeit des Zaren Nikolaus II.

Speziell der Zeitraum von 1905-1908 wird von Martina André eindrucksvoll beleuchtet. Die bittere Armut im Lande und auch das grausame Regime des Militärs wird dem Leser nahe gebracht durch die beiden Hauptdarsteller, Leonard Schenkendorff (deutscher Student in Sankt Petersburg) und seiner russischen Freundin Katja. Der sogenannte „Blutsonntag“ (22.01.1905) in Sankt Petersburg  ist Ausgangspunkt für die Story in der Vergangenheit.

Zum zweiten spielt der Roman in dem Jahr 2008 und bringt dem Leser die politischen Eigenarten im heutigen Russland nahe. Maßgeblich durch die beiden Hauptdarsteller Viktoria Vanderberg und dem Ewenken Leonid Aldanov. Auch hier hat Frau André den Fokus eindeutig im bürokratischen bzw. politischen Bereich angesiedelt. Die Kontrollfunktionen im heutigen Russland sind von der Autorin genauso präzise thematisiert worden wie auch der Krieg Tschetschenien.

Der aufmerksame Leser bemerkt durchaus die politischen Parallelen die Martina André in beiden Zeitebenen beschreibt, ohne jedoch in irgendeiner Form dem Leser einen politischen Standpunkt zu vermitteln.  Im Gegenteil, durch ihre gründliche Recherche zeichnet die Autorin ein klares Bild der Lebensbedingungen in Russland, damals und heute, und gibt somit dem Leser die Chance sich selbst eine Meinung zu bilden.

Bis heute rätselt die Wissenschaft wie es am 30. 06. 1908 zu so einer gewaltigen Explosion kommen konnte. Es gibt mindestens 100 Theorien wie es zu diesem Ereignis kommen konnte. Martina André fügt in diesem Buch noch eine weitere Theorie hinzu, die den Leser am Ende wirklich überrascht.

Besonders gelungen finde ich den zügigen Einstieg in die Geschichte. Der Leser braucht wirklich nur die ersten vier oder fünf Kapitel lesen und schon ist er vertraut mit dem Handlungsort, der jeweiligen Zeitebene und den Protagonisten.  Martina André hat die Anzahl der Personen und Orte in einem angenehmen überschaubaren Rahmen gehalten, so das der Leser nur selten das Personenregister und die Karten am Ende des Buches benötigt.

Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin die Charaktere und auch das äußere Erscheinungsbild ihrer Protagonisten. Der Leser hat schnell ein genaues Bild der einzelnen Personen und Orte vor Augen. Diese liebevollen Beschreibungen führen dann auch dazu, dass der Leser mit den Romanfiguren intensiv mitfühlt und das Buch kaum noch aus der Hand legen kann. Der Spannungsbogen ist in beiden Handlungssträngen spürbar straff gespannt und gipfelt am Ende in einem atemberaubenden Finale.

Indem die Autorin dieses rätselhafte Ereignis in Sibirien mit einer gehörigen Portion Schamentradition und einer zauberhaften Lovestory verbindet schafft sie eine überaus unterhaltsame Romanhandlung die den Leser unweigerlich in den Bann zieht. Dieses Buch bietet ein Lesevergnügen für jeden Bücherfreund der auch bereit ist über Dinge nachzudenken, die außerhalb jeder wissenschaftlichen Erklärung liegen, aber dennoch nicht von der Hand zu weisen sind. Wie gesagt, das Buch ist super spannend, sehr unterhaltsam und jeden Cent wert den man dafür bezahlt hat.

Note: 1

Jennings, Maureen: Die Engelmacherin

Band 2 Inspector Murdoch Serie

Originaltitel: Under the Dragon’s Tail
Verlag:
Heyne
erschienen:
2000
Seiten:
414
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3453171683
Übersetzung:
Evelin Sudokowa-Blasberg

Klappentext:

Toronto, 1895: In einem heruntergekommenen Viertel der Stadt wird die Hebamme und „Engelmacherin“ Dolly Merishaw ermordet. Ihre gehörlose Tochter Lily, die von den Nachbarn für geistesschwach gehalten wird, ist geflohen und gerät in Verdacht. Inspektor William Murdoch, der noch um seine verstorbene Verlobte trauert, wird mit dem Fall beauftragt und ist bald davon überzeugt, daß Lily unschuldig ist. Dolly Merishaw hatte viele Kundinnen, und einige von ihnen haben ein Motiv. Doch Murdoch muß feststellen, daß keine der Frauen bereit ist, ihre geheimnisse zu offenbaren.

Rezension:

Obwohl dieses Buch nur 250 Seiten hatte, gefiel es mir noch besser als der erste Teil „Das Mädchen im Schnee“. Der Kriminalfall ist einfach noch viel spannender und besser konstruiert. Auch gab es einige Wendungen die mich wirklich sehr überrascht haben. Lustig war, das Murdoch in dem Roman auf ziemlich viele Frauen trifft (sei es nun den Fall betreffend oder im Alltag einfach so) und das er irgendwie alle Frauen anziehend findet. Der Gute braucht glaube ich schnellstens eine Partnerin! :-)

Für die Höchstbewertung reicht es trotzdem noch nicht, weil ich der Meinung bin, das man aus den Hauptpersonen noch mehr herausholen könnte.

Note: 2

Jennings, Maureen: Das Mädchen im Schnee

Band 1 Inspector Murdoch Serie

Originaltitel: Ecept the dying
Verlag:
Heyne
erschienen:
2000
Seiten:
316
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3453161653
Übersetzung:
Evelin Sudokowa-Blasberg

Klappentext:

Toronto, 1875. In einer eiskalten und verschneiten Februarnacht wird ein junges Mädchen von einer Kutsche aufgenommen. Nur die Prostituierte Alice hat das Geschehen beobachtet. Am nächsten morgen liegt die junge Frau nackt im Schnee – sie ist erfroren. Da sie schwanger war und kurz vor ihrem Tod mit Opium betäubt wurde, geht die Polizei von einem Mord aus. Auf der Suche nach dem Täter stößt Inspector Murdoch auf eine Mauer des Schweigens. Wer ist der Vater des ungeborenen Kindes und wo sind die Kleider der Toten? Doch noch ehe Murdoch mehr über das Mädchen im Schnee herausfinden kann, geschieht ein zweiter grausamer Mord…

Rezension:

Der erste Teil der Inspector Murdoch Serie hat mir gut gefallen und kam mir gerade recht in meiner „historischen Krimi Lesewut“ Phase. Besonders positiv aufgefallen ist mir, das Maureen Jennings unheimlich gut die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen hat. Das Toronto des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Winter ist dunkel, düster und kalt.

Auch die Darstellung der Charaktere aus den verschiedensten Gesellschafts- schichten ist ihr gut gelungen. Den Fall an sich fand ich jetzt nicht so überragend spannend (auch wenn ich den Mörder nicht unbedingt schon vorher erkannt hatte), aber trotzdem habe ich mich keine Minute gelangweilt, denn wirklich jede kleine Nebenfigur hat so seine eigenen Macken und Eigenarten. Der Inspector ist jedenfalls eine viel versprechende, sehr warmherzige Hauptperson. Er übt z.B. abends vor dem Zubettgehen für seine Tanzstunde, was ich absolut sympathisch fand. Auch das Ehepaar, bei dem Murdoch wohnt ist mir nach wenigen Seitens ans Herz gewachsen.

Genauso wie bei der Krimiserie von Victoria Thompson erhoffe ich mir alleine auf Grund der Hauptpersonen noch viele Fortsetzungen.

Note: 2