Darf dat überhaupt?

diskussionGerade habe ich für den Bücherkisten-Instagram-Feed meine aktuelle Lektüre für die Nachwelt festgehalten und während ich so die Bücher neben dem Laptop drapierte und das Handy mit der Instagram-App zückte, fiel mein Blick zurück auf den Stapel, ich ließ das Handy sinken und fragte mich laut: „Darf dat überhaupt?“

Gemeint ist, darf ich Kurzgeschichten von Hilary Mantel lesen oder einen feministischen Frauenroman einer Türkin und gleichzeitig aber einen Young Adult Roman aus dem Carlsen Verlag? Darf ich schottische Hochländer anschmachten und mit David Copperfield durch die Straßen schlendern, wärend auf dem Nachttisch Cormoran Strike seinen ersten Fall löst? Darf ich eine Autorin lesen, die (oh Gott oh Gott) gar keinen Verlag hat und sich selbst verlegt, während ich in der Mittagspause die neueste Manesse Ausgabe von „Washington Square“ aus meinem Rucksack nehme? Darf ich einen christlichen Familienroman auf den neuesten Crossfire Band von Sylvia Day legen oder gibt es dann Blitz und Donner?

Ich denke seit einigen Wochen über die Ausrichtung meines Blogs nach. Die letzten zwei Jahre bin ich auch aufgrund einiger privater Stürme nicht so wirklich dazu gekommen, die Bücherkiste zu füttern. Aber gerade in den letzten zwei Jahren hat sich auch unglaublich viel in der Bloggerszene getan. Die Bücherkiste hat vor 15 Jahren (ich bin alt….) als Rezensionsseite angefangen. Damals gab es noch keine Blogs. Damals gab es kein Facebook. Herrgott… damals gab es Handys, wo man die Antenne rausziehen musste und wenn man sich ins Internet einwählen wollte, konnte man sich einen Kaffee kochen, bis das Modem mit seinen merkwürdigen Geräuschen fertig war.

Irgendwann bin ich dann jedoch zu wordpress gewechselt. Allerdings nur aus praktischen Gründen, weil ich von nun an von überall auf der Welt meine Seite bearbeiten konnte. Der Look  einer Rezensionsseite blieb, bis ich mich letztes Jahr für ein neues Layout entschied und die für mich richtige Mischung aus Rezensionsseite und Blog fand.

Die ersten  knapp drei Wochen des neuen Jahres habe ich so intensiv an der Bücherkiste gewerkelt, wie seit einer Ewigkeit nicht mehr. Rezensionen geschrieben, Instagram Account eingerichtet, Graphiken erstellt, Ideen gesammelt, Layout weiter verfeinert und viel gelesen. Weil ohne Bücher lesen, kein Inhalt für das Literaturblog. ;-)  Und dann habe ich mich in der Bloggerwelt umgesehen und neben ein paar Highlights, auch vieles entdeckt, was mich zum Nachdenken gebracht hat.

Gefühlt gibt es zwei verschiedene Arten von Blogs. Die stylischen minimalistischen und aufgeräumten Blogs, die in der Regel zeitgenössische Belletristik besprechen und die meist etwas bunteren und überladeneren Blogs, die naja… alles andere besprechen. Vornehmlich Fantasy, Jugendbücher und Liebesromane sämtlicher Spielarten. Vermischungen gibt es da selten. Und ich frage mich, wieso ist das so?

Wieso ist man ein literarischer Snob, wenn man lieber Gordimer als Kinsella liest und wieso ist man doof, wenn man die umgekehrte Reihenfolge bevorzugt? Und wieso geht nicht Beides? Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer Kommilitonin, mit der ich gemeinsam Literaturwissenschaften in Bochum studierte. Wir kannten uns noch nicht lange und sie fragte mich nach einem Seminar, was ich denn privat lesen würde. Ich nannte ihr dann ein paar Autoren und Titel und sie schaute mich an und meinte, dann liest Du also nur U- und gar keine E-Literatur. Ja, sie hatte offensichtlich das Einführungsbuch in die Literaturwissenschaften unseres Professors auswendig gelernt. Das „U“ steht hier für Unterhaltung und das „E“ für Ernsthaftigkeit. Damals mit 19 Jahren, habe ich glaube ich nur schulterzuckend gelächelt und nichts gesagt. Heute würde ich wohl mit einem aufmüpfigen „weder noch“ antworten, denn tatsächlich sind mir sämtliche Schubladen und Etikettierungen vollkommen egal.

Ich lese ein Buch aus vielen Gründen. Weil es von meinem Lieblingsautor ist. Weil der Klappentext spannend klingt. Weil das Cover wunderschön ist. Weil der Titel sperrig ist und mich irgendwie anspricht. Weil der Verlag in der Vorschau die richtigen Worte gefunden hat. Weil ich mich nach einer Leseprobe in eine Figur, die Handlung oder die Sprache verliebt habe (oder sogar in alles gleichzeitig). Weil ich es geschenkt bekommen habe. Weil es mir jemand empfohlen hat. Weil es ein Bestseller ist. Weil es kein Bestseller ist. Weil grad nix anderes da ist.

Die Quintessenz ist, irgendwas hat mich an dem Ding mit den vielen Seiten gepackt und es ist mir total egal, ob Elke Heidenreich sagt, ich darf keine Fantasyromane lesen, weil das blöder Schund ist. Es ist mir vollkommen egal, dass manche Leute glauben, man dürfe keine Nackenbeißer lesen. In der Öffentlichkeit schon mal gar nicht! Und es ist mir egal, wenn man als wunderlich gilt, weil man sechs Ausgaben von „Feuer und Stein“ von Diana Gabaldon und fünf Ausgaben von „Vom Winde verweht“ besitzt und in der Vitrine anstatt Weingläser Tolkien-Prachtausgaben mehreren Sprachen stehen. Es ist mir egal, dass ich nach 20 Seiten „Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann“, schon 10 Sätze rausgeschrieben haben, weil sie so unglaublich schön sind, dass man vor Freude Purzelbäume schlagen möchte.

Natürlich verändert sich in einem langen Leseleben der Geschmack.Wenn man vieles schon mal gelesen hat, braucht es manchmal etwas mehr um  noch zu begeistern. Ich persönlich habe zudem noch immer Phasen, in denen ich ein Genre bevorzuge, aber grundsätzlich weiß ich mittlerweile eine schöne Sprache besser zu würdigen, als vor zwanzig Jahren, wo es mir vielleicht doch fast ausschließlich um eine gute und schlüssige Handlung ging

Doch die Frage bleibt, was will man auf seinem Blog. Kann man mehr oder weniger alles besprechen oder ist man gesichtslos und beliebig, wenn man keine Auswahl trifft. Davon mal ganz abgesehen, dass keiner alles lesen kann – jedenfalls nicht so lange „Gilmore Girls“ gucken und Bücher lesen kein anerkannter und gut bezahlter Beruf ist und selbst dann, wird es zeitlich knapp jedes Jahr mehrere tausend Neuerscheinungen zu lesen. :mrgreen: 

Aber wie gesagt, wie gibt man dem eigenen Literaturblog ein Gesicht in einer Bloggerwelt, in der es fast nur schwarz und weiß zu geben scheint. Die Antwort ist offensichtlich. Einfach wie in vielen anderen Lebenslagen, dem Bauchgefühl vertrauen. Die Bücherkiste ist vielleicht nicht ganz so hipp und cool und auch nicht so niedlich und bunt, aber das ist wohl auch so ganz richtig, wenn die Bloggerin all das auch irgendwie nicht ist. ;-) 

Klischees zu bemühen, finde ich von jeher langweilig. Ich verfolge seit längerer Zeit das Fashion- und Reiseblog Josie Loves von Sarah Eichhorn. Normalerweise finde ich Fashionblogs unglaublich öde. Entweder es sind Kindergarten-Blogs, wo jeden Tag der billige Kram von H&M und Primark abfotographiert wird oder die Bloggerinnen spielen sich wie Supermodels auf, was sie teilweise sogar tatsächlich sind. Chiara Ferragni hat zum Beispiel über 3 Millionen Follower auf Instagram und ist mit ihrem Blog zur Millionärin geworden und arbeitet sogar mittlerweile als Designerin. Nun haben Mode und Beautyblogs noch andere Vermarktungsmöglichkeiten, aber auch davon abgesehen ist dieses Beispiel so fernab jeder für uns Bücherblogger erreichbaren Realität. Trotzdem gefällt mir z.B. an Sarahs Blog etwas, was viele andere Modeblogs eben nicht haben und das ist Persönlichkeit. Ihre Texte strahlen Warmherzigkeit aus und trotz des Modethemas ist sie auf dem Boden geblieben und scheut sich nicht auch unbequeme Wahrheiten über Magerwahn, Oberflächlichkeit der Branche, etc. auszusprechen. Auch das Layout ihres Blogs ist vollkommen untypisch. Ein bisschen verspielt und fernab der hippen Coolness, die ernstzunehmende Modeblogs ansonsten umweht.

Warum nun dieses ausufernde Beispiel? Um zu zeigen, dass es geht. Man kann sein eigenes Ding machen und es scheint sogar anderen Leuten zu gefallen. Immerhin bestreitet Sarah von ihrem Blog ihren Lebensunterhalt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen diesem Beispiel folgen würden. Egal über welches Thema ihr bloggt, traut Euch, Euch von den Klischees der Bloggerszene zu befreien. Ihr müsst nicht mit Nerdbrille und zufällig ins Gesicht fallendem Pony rumlaufen.Wenn ihr das wollt, könnt ihr das natürlich. Es ist auch nicht wichtig, ob man mehr Facebook-Follower hat, als das Blog XY. Wer sich treu bleibt und interessanten Content schreibt, wird sich auf Dauer ohnehin durchsetzen, seine Nische und auch seine Leser finden. Gerade in der heutigen Welt – bleibt Euch treu. Seid ihr selbst!

Und nun geh ich ich einen weiteren Satz in Ece Temelkurans Buch markieren. Wundervoller Roman!

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  • Hi,
    danke für diesen tollen Blogpost! Ich habe mich da teilweise selbst wiedererkannt. Ich blogge erst seit ein paar Monaten und bin daher noch ein völliger Neuling. Trotzdem (oder gerade deshalb) mache ich mir schon meine Gedanken, zu welchen Büchern ich denn Rezensionen poste und natürlich schau ich dann auch mal zu den Follower-Zahlen etc. Ich habe auch immer wieder das Gefühl, dass es so zwei Gruppen von Buchblogs gibt, die bunten und die nicht-bunten :D So wirklich einordnen kann ich mich da nicht, ich lese gern mal zwischendurch ein Jugendbuch und danach darf´s dann auch wieder etwas anspruchsvolleres sein. Durch deinen Beitrag ist mir nochmal bewusst geworden, wie normal das doch ist und es ja eigentlich auch überhaupt nicht schlimm ist! Im Freundeskreis sehe ich das auch immer wieder… Lesen dient ja, jedenfalls mir, auch zur Entspannung und wenn ich mir da jetzt noch den Stress mache, nur noch unglaublich „wertvolle Literatur“ zu lesen – nein, danke.
    In dem Sinn: schön, dass es auch noch andere gibt, die so ähnlich denken wie ich und die nicht bei zig Challenges etc. mitmachen ;)

    Liebe Grüße
    Anna

    • Liebe Anna!

      Vielen Dank für Deinen schönen Beitrag. Das Schöne am Lesen ist ja auch, dass es für jeden etwas anderes sein kann. Unterhaltung, Entspannung, aber manchmal eben auch Horizonterweiterung, lehrreich. Bei mir ist es so, dass ich zu verschiedenen Zeiten verschiedenen Lesestoff brauche. Bin ich müde und gestresst, brauche ich was zur Berieselung. Manchmal habe ich aber auch Lust mich richtig in einen Lesestoff zu verhaken und möchte gefordert werden. Ich kann mir aber zum Beispiel nicht vorstellen, NUR so zu lesen. Das wäre mir zu anstrengend. Für mich macht es einfach die MIschung bzw. das richtige Buch zur richtigen Zeit.

      Liebe Grüße,
      Steffi

  • Also, ich bin keine Bloggerin, ich bin „nur“ Leserin
    … aber auch ich liebe es „querbeet“ zu lesen!
    Und ja, natürlich darf das!
    Wie traurig wäre es sich beschränken zu müssen
    Gut, OK, ich gebe zu, manchmal ist ein E-Book-Reader schon praktisch um nicht jeden sehen zu lassen dass ich gerade „Shades of Grey“ lese
    Aber mich schämen für Bücher? Nein
    Mich schämen weil ich bestimmte Bücher nicht mag? Nein
    Ich gehöre wohl auch eher zur Katergorie der „U-Leser“ , aber genau das soll Lesen für mich sein, Unterhaltung, ein Ausflug in eine andere Welt, ob es nun ein Abstieg in die Psyche eine kranken Serienmörders ist oder ob mich mein Ausflug nach Mittelerde führt oder in ein mordernes Märchen bei dem ein „ach so unerreichbarer fast perfekter“ Märchenprinz die Normalo-Frau von nebenan verführt!
    Und wo genau liegt die Grenze vom U – zum E – Roman ?
    Wenn ich „Als wir unsterblich waren“ lese, gilt das als „Unterhaltung“ , ist der 1.Weltkrieg „Unterhaltung“ , auch wenn es ein fiktiver Roman ist?
    Geschmack ist , was gefällt
    Und ich lese gerne in der Bücherkiste … und ich muss ja nicht jeden Geschmack mit Dir teilen Steffi

    • Da ist was wahres dran an Deinem letzten Satz. Auch wenn man sich womöglich zum regelmäßigen Lesen ein Blog aussucht, bei dem man nach dem Lesen einiger Rezis merkt, mensch… mit der Bloggerin liege ich büchertechnisch auf einer Wellenlänge, wird es immer wieder verschiedene Meinungen geben und das ist ja auch gut so. Solange Rezis gut begründet sind, kann man ja vielleicht trotzdem etwas damit anfangen.

      Für Erotikliteratur braucht sich eigentlich, wenn man die Verkaufszahlen sieht, keiner mehr zu schämen. Bei uns im Laden kaufen auch die Ommas Shades of Grey! :-) Wobei ich z.B. auch, wenn ich dann gefragt werde, sage, dass ich es ganz ganz schlimm geschrieben fand.

      Und wie Du es so schön sagst, für jeden ist lesen etwas anderes. Für die einen Unterhaltung, für die anderen Erbauung, etc. etc. Manchmal ist es auch alles gleichzeitig.

      • Shades of Grey ist auch nicht gut geschrieben, aber fesselnd, im wahrsten Sinne des Wortes! Es macht neugierig und gerade so „Skandalbücher“ ziehen nun mal! Bei meinen Fantasybüchern gibt es aber auch teilweise erotischere Szenen … deshalb konnte mich da nichts schockieren!
        Manchmal wünschte ich mir schon mehr zu lesen aus Bildungszwecken, ich versuche mich dann auch immer mal wieder an einem Sachbuch oder eine Biographie aber das ist einfach nichts für mich
        Und Hilary Mantel ist auch so ein Beispiel für mich, hochgelobt, mit Preisen überschüttet, aber beim Lesen denke ich: dafür bin ich zu doof. Da schaue ich mir dann lieber den Film an

        • Bei „Shades of Grey“ habe ich nach dem ersten Band aufgehört. Dafür fand ich „Crossfire“ von Sylvia Day ganz gut, wobei ich den neuesten vierten Band wirklich ziemich doof finde und er noch irgendwo halbgelesen rumdümpelt.

          Ansonsten sollte man sich definitiv zu nichts zwingen. Das bringt ja auch gar nix. Damit tut man nur sich selbst und letztlich auch dem betreffenden Buch unrecht.

          Und du bist für Hilary Mantel garantiert nicht zu doof. Das klingt schon wieder so abwertend, wenn Du das sagst! :-) Manchmal findet man einfach nicht den Zugang zu einem Buch.

  • Hi Steffi,
    deinen Artikel habe ich gleich mal auf meiner Facebookseite geteilt. Und zur Reichweite passt gleich an dieser Stelle: Meine Facebookfeeds vom Blog erreichen im Schnitt so 20 Leute – von über 100. Das finde ich aber nicht schlimm, lieber ein paar als niemanden :)

    Und zum Bloggen. Ich würde mal von mir behaupten, dass man mich auch nicht in eine Schublade stecken kann. Ich mag Sci-fi-Bücher für Erwachsene genauso gerne wie ein Jugendbuch für 12-jährige. Ich lese das, worauf ich Lust habe. Deinen Absatz „ich lese ein Buch aus vielen Gründen…“ fand ich großartig – besser hätte ich es nicht sagen können ^^

    Obwohl ich seit 4 Jahren blogge sind meine Leserzahlen auch eher gering, aber das stört mich ehrlich gesagt nicht (wirklich!). Ich blogge für die Community und weil es mir Spaß macht. Weil ich einen Raum im Internet gefunden habe, an dem ich ICH sein kann, genauso wie ich bin. Dazu gehören Bücher und kreative Sachen. Wem das nicht passt, der braucht meine Artikel nicht lesen (juchu, Meinungsfreiheit :) ).
    Einfach aus beruflichen Gründen lese ich viele Liebesromane und rezensiere sie für das LoveLetterMagazin, lese aber auch mal einen Thriller und dazwischen Jane Austen oder „Unten am Fluss“. Weil mir, wie dir, das Cover gefällt oder ich schon immer mal wissen wollte, warum so ein Hype um die originale Dracula-Geschichte gemacht wird.

    Ich hasse Neuerscheinungsposts, weil ich immer frustriert bin, nicht alles kaufen zu können. Ich habe mich 2014 von Challenges stressen lassen und teilweise auch vom Lesen, aber das passiert wohl allen Bloggern mal ;)

    Ehrlich gesagt mag ich am Bloggen am meisten das Social Reading und dass man Neues ausprobieren kann, dazu gehört auch HTML-Spielerei am Blog. Ich springe gerne auf Statistik-Züge auf und vergleiche mich (auch wenn ich scheinbar doch im unteren Drittel liege -.- ).

    Mein Anspruch an das Bloggen ist also ich sein. Drin sein und Spaß haben.

    • Erstmal… ein liebes Hallo von einem LoveLetter-Rezensenten zum anderen! :-D

      Die Reichweite von Facebookseiten wird ja leider immer mehr zu einem schlechten Witz, weil die Artikel einfach nicht in den Newsfeeds auftauchen. Du kannst 2000 Follower haben, aber trotzdem lesen nur 50 Deinen Posts. Das finde ich ernüchternd und ich hoffe, dass es da igrendwann noch mal eine Änderung geben wird. Aber so lange Facebook mit gesponserten Posts Geld verdient, wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben.

      An Challenges nehme ich dieses Jahr zum ersten Mal richtig teil, aber ich habe mir fest vorgenommen, einfach das zu lesen, was ich immer lese und dann zu schauen, ob es in irgendeiner Challenge zu irgendeiner Aufgabe passt. Und wenn nicht, dann halt nicht.

      Die Spielereien am Blog finde ich auch toll. Gerade eben habe ich Disqus für die Kommentarfunktion eingefügt und ich LIEBE es. Total komfortabel das Teil! :-D

      LIebe Grüße,
      Steffi

  • Danke für diesen tollen Artikel, denn damit sprichst du mir so aus dem Herzen. Diese Fragen haben mich genauso beschäftigt und tun es auch ab und an noch.
    Eigentlich wollte ich nie bloggen *lach* und dann habe ich es versucht, just for fun, wie ich wollte und ohne große Regeln zu kennen, einfach frei aus der Seele raus. Und bis jetzt habe ich die Freude daran nicht verloren. :) Bin mir allerdings auch selber treu geblieben.

    Ich mag zum Beispiel nicht:
    -tausend Challenges mitmachen
    -ein Gewinnspiel nach dem Nächsten veranstalten
    – von Blogtour zu Blogtour hecheln
    – vor allem mit den genannten Dingen auf Likejagd zu gehen.
    Ich bewundere Blogs, die über 10.000 Klicks binnen weniger Monate erreichen, sehe aber auch, dass das ohne Likehascherei kaum möglich ist. Und damit würde ich mir selber untreu werden. Leute sollen meinen Blog mögen, weil ihnen die Inhalte gefallen und nicht, weil sie da was gewinnen können.

    In diesem Zusammenhang stellt sich mir auch die Frage nach der „Reichweite“. In meiner nun anderthalb Jahre dauernden Bloggerzeit habe ich super tolle Kontakte zu Autoren und Verlagen, privat, klein, groß, national und international knüpfen können und auch die eine oder andere Absage bekommen, wenn ich mal ein Buch anfragte. Macht ja nüscht, kauf ich es mir eben, wenn ich es wirklich lesen mag :) Aber: wenn ich dann manchmal stöbere und sehe Rezis, so 10 Zeilen außer dem Klappentext und 15.000 Follower nach ner Bestehenszeit von nem halben Jahr, da komme ich ans Zweifeln. (Ist natürlich nicht die Norm, gibt ja auch sehr viele andere tolle Blogs, die sich reinknien etc. :) ) Was ist heute eine Reichweite? Sind es wirklich die Zahlen die da stehen? Bzw. wie viele Leute schauen wirklich vorbei? Und regelmäßig. Kommentare gibt es ja meist nur sehr wenig oder Austausch überhaupt. Das macht mich immer bissl traurig. Aber ist sicher auch dem mittlerweile vorhandenen Überfluss an Blogs zu schulden. Ich persönlich stecke viel Herzblut und Liebe in meine Artikel und Rezensionen und mein Blog ist mir auch total ans Herz gewachsen :)

    Und ich werde meinem Stil auch zukünftig treu bleiben. Warum soll ich kein Kinder- oder Jugendbuch lesen und besprechen dürfen und als nächstes einen Krimi oder Thriller? Warum soll ich mich in ein Genre stecken lassen, wenn die Welt so vielseitige Momente bereit hält? Nö, seh ich nicht ein. Und die Leute, die es mögen, kommen gern vorbei :)

    Schmunzeln musst ich bei deinem Uni-Erlebnis, denn genauso ging es mir in einem Literaturseminar. Die „Elite“ – „Ich habe gestern den Hesse gelesen.“ „Und ich mich mit den Motiven in Rilkes Lyrik auseinander gesetzt.“ „Und ich Dürrenmatt.“… Und ich dacht mir so: Ja, ich hab Harry Potter gelesen. *lach*
    Heißt aber nicht, dass ich keine Klassiker mag – ich lese sie, weil ich es will und nicht, um einen Status zu erfüllen. :)

    Ach ich bin froh, deinen Artikel gefunden zu haben! Sprichst mir echt aus der Seele :) In dem Sinne, bleib dir weiterhin treu und mache weiter so! Komme gern wieder vorbei!

    LG Julia

    • Liebe Julia!

      Danke für Deinen ausführlichen Kommentar!

      Mir ist es eben wichtig zu sagen, dass sich keiner für seine Lektüre zu schämen braucht und zwar in beide Richtungen. Ich habe nämlich auch schon genauso viele Leser gesehen, die sich über die angeblich so elitären Leser lustig machen, wie anders rum.

      Aber ich gebe Dir recht, keiner sollte etwas lesen müssen, nur um mitreden zu können oder einen Status zu erfüllen.

      Das mit der Reichweite ist natürlich tatsächlich ein Problem. Es ist ja nun gelogen zu sagen, es wäre uns vollkommen egal, ob uns einer liest. Das wäre schlichtweg gelogen. Ginge es nur ums Schreiben an sich, könnte man das alles auch in sein Tagebuch schreiben! :-D Aber ich denke immer, die Reichweite muss mehr oder weniger von selbst kommen bzw. durch die Vernetzung innerhalb der Bloggerwelt. Natürlich hilft es bei anderen Bloggern aktiv zu sein und zu kommentieren, aber auch das sollte man nur tun, wenn man etwas zu sagen hat und nicht, um nur seine Werbung da zu lassen.

      Das viele Blogs so schnell viele Follower haben, obwohl sie nur wenig oder sehr oberflächlichen Content liefern, ist mir auch schon aufgefallen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Bei manchen Rezensionen auf amazon frag ich mich auch, wieso da Leute auf hilfreich klicken, wenn die Rezi nur aus zwei Sätzen besteht.

      Das mit dem Überfluss an Blogs ist sicherlich auch richtig. Also ich Ende 1999 angefangen habe, gab es eine handvoll deutsche Bücherseiten. Davon zehre ich noch heute, auch weil eine homogene Gemeinschaft in den Bücherkisten-Foren gewachsen ist. Ich glaube, wenn man mit so was heute neu anfangen würde, wäre das so auch gar nicht mehr möglich. Eigentlich tummeln sich mittlerweile ja alle bei den großen Communitys wie Lovelybooks und Goodreads. Ich gebe Dir auf jeden Fall recht, es wird immer schwieriger im Wust der Blogger gesehen zu werden.

      Ich bin wirklich gespannt, wie sich das so in den nächsten Monaten und Jahren entwickelt. Und jetzt geh ich mir erstmal Deinen Blog anschauen! ;-)

      Liebe Grüße,
      Steffi