Lesetagebuch #2 – Verliebt in Lilly Lindner

Lilly Lindner und Ece Temelkuran

Nun – eigentlich ist das Foto ein bisschen geflunkert. Also ein kleines bisschen. Ein ganz ganz kleines bisschen. Ach scheiß drauf! Es ist die größte Lüge seit Maradonas irregulärem Tor  mit der „Hand Gottes“.  (95% der weiblichen Leser googlen nun, was das ist :mrgreen: ).

Eigentlich lese ich nämlich noch:
Kiera Cass: The Selection
Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks
Sylvia Day: Hingabe
Waltraut Levin: Der Wind trägt die Worte – Geschichte und Geschichten der Juden (Langzeitprojekt – zwei Bände mit jeweils ca. 800 Seiten)

„Hingabe“ (der vierte Crossfire Band) liegt allerdings schon seit Ende November brach und fängt sozusagen schon an vor sich hin zu müffeln. Ich habe die ersten drei Bände wirklich gerne gelesen, aber der vierte Band ist einfach nur doof. Keine Ahnung, ob ich den noch zu Ende lese.

Momentan aber auf der Prioritätenliste ganz oben, sind die beiden Bücher auf dem Foto. Einmal „Was nützt mir die Revolution, wenn ich nicht tanzen kann“ von Ece Temelkuran aus dem Atlantik Verlag und „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ von Lilly Lindner. Das Schöne ist – beide Bücher haben überhaupt nichts gemein, aber beide sind auf ihre Art und Weise ganz besondere Bücher.

Die türkische Autorin Ece Temelkuran überzeugt mich sehr mit ihrem Roman. Ich bin zwar noch nicht ganz so weit, weil sich der Roman nicht mal eben so weglesen lässt und es zwischendurch komische Szenensprünge gibt, an die man sich mal erstmal gewöhnen muss, aber die Handlung ist sehr interessant und Temelkuran streut so wunderschön gebaute Sätze ein, geschmückt mit außergewöhnlichen Metaphern, dass man am liebsten mit dem Textmarker durch die Seiten pflügen will. Mache ich natürlich nicht. Dafür hilft mir meine Moses Haftmarker-Rolle, die meiner momentanen Lektüre folgt wie der Hund dem Herrchen. Aus meinem Buch hängen überall kleine Papierschnipsel.

Noch schlimmer geht es mir mit Lilly Lindners neuem Roman „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“, den ich gerade in einer Leserunde bei LovelyBooks lese. Die Community veranstaltet dieses Jahr eine Jahreschallenge mit den S.Fischer Verlagen und ich habe mir vorgenommen, da mal mitzumachen. Das Buch für den ersten Monat klang nach der Leseprobe wirklich gut, aber trotzdem bin ich mit wenig Erwartungen an das Buch gegangen. Ich wusste, dass Lindner mit ihrem Erstling „Splitterfasernackt“, in dem sie ihre eigene Vergangenheit verarbeitet hat, einen großen Erfolg hatte, aber irgendwie hatte ich die Autorin trotzdem nie auf dem Schirm. Und nun sitze ich hier und frage mich, wie mir das passieren konnte.

Der Roman ist in einem Wort „unbeschreiblich unfassbar wundebar“ (wer behauptet dass ich zählen kann… ). Es geht um eine vierköpfige Familie, in der die ältere Tochter aufgrund einer Magersucht im Krankenhaus ist. Weit weg von ihrer Familie. Phoebe, die kleinere Schwester, deren Alter nie genannt wird, aber die ich nach knapp der Hälfte des Buches auf ca. 10 Jahre schätzen würde, schreibt ihrer Schwester April Briefe und diese Briefe bilden im Prinzip den Roman. Und dieses wundervolle altkluge und warmherzige Mädchen hat sich tief in mein Herz vergraben und Lindners Schreibe gleich mit.

Ich kann dem glaube ich mit meinen Worten gar nicht gerecht werden, aber die Autorin verfasst Sätze, die mich innehalten und aufseufzen lassen und die mich schon das ein oder andere Mal tief berührt haben und die tatsächlich, was ich in der Form noch niemals bei einer Autorin hatte, irgendetwas in mir bewegen. Sehr literarisch, poetisch und verspielt, dabei aber klar und leicht zu verstehen. Wunderschöne Bilder und Wortspiele, die ich noch nie gelesen habe. Auf Seite 55 bin ich beim Lesen aufgesprungen und an den PC gestürzt, um meine Gedanken in der Leserunde sofort aufzuschreiben.

Leider habe ich die vage Vermutung, dass Lindner mir im Laufe des Romans das Herz brechen wird. Das kann doch alles fast nicht gut ausgehen.

 

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  • Hach … hach … das hört sich sooo verdammt gut an … Beides … anders irgendwie, aber schön … ich suche was Schönes, bei dem Wetter mag ich gerade was für´s Herz lesen

    • Ich habe das Buch von Lilly Lindner vorhin beendet. Mal schauen, ob ich es heute noch schaffe eine Rezi zu schreiben bzw. ob ich überhaupt Worte für dieses wunderbare grausame poetische Buch finde. Ganz ehrlich, ich habe noch nie in meinem Leben ein so gutes Buch gelesen. Und ich bin 37 und dürfte so an die 1500 Bücher gelesen haben. Habe mir vorhin alle anderen Bücher der Autorin bestellt. In unserer Lovelybooks-Leserunde hat sie heute Fragen beantwortet und nun weiß ich gar nicht mehr was ich schreiben soll. So ein wunderbares Wesen und in ihrem kurzen Leben so viel leid. Man möchte zu ihr hinfahren und sie umarmen und nicht wieder los lassen.