Originaltitel: The book of mirrors
Verlag: Goldmann
erschienen: 2017
Seiten: 384
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 34423144967
Übersetzung: Werner Schmitz/Silvia Morawetz
Klappentext:
Als der Literaturagent Peter Katz ein Manuskript des Autors Richard Flynn erhält, ist er sofort fasziniert. Flynn schreibt über die Ermordung des Professors Joseph Wieder in Princeton. Der Fall wurde nie aufgeklärt, und Katz vermutet, dass der unheilbar kranke Flynn den Mord gestehen oder den Täter enthüllen wird. Doch Flynns Text endet abrupt. Als Katz den Autor kontaktieren will, ist dieser bereits verstorben. Besessen davon, das Ende der Geschichte zu erfahren, versucht Katz, Laura Baines ausfindig zu machen, die als Studentin auf undurchsichtige Weise mit Wieder verbunden war. Doch je tiefer Katz in den Fall eindringt, desto mehr scheint er sich von der Lösung zu entfernen …
Rezension:
„Das Buch der Spiegel“ hat mich schon in der Verlagsvorschau angelacht und als Denis Scheck es dann in „Druckfrisch“ noch so überaus gelobt hat, war klar, ich muss es lesen. Nach den knapp 400 Seiten kann ich auch durchaus verstehen, was den Literaturkritiker an E. O. Chirovicis Roman so gefallen hat, kann mich jedoch seinem Lob nicht voll umfänglich anschließen.
Vorab, Chirovici ist ein brillanter Erzähler. Er jongliert mühelos mit mehreren Perspektiven und pflegt einen schönen Stil mit wunderbaren treffenden Metaphern und klugen Ideen. Die Perspektivwechsel sind zudem besonders schlau, da sie den Leser immer wieder in die Irre führen. Die Handlung verschachtelt sich immer mehr zu einem schier unlösbaren Labyrinth und es ist wirklich sehr spannend Wahrheit, Erinnerungen und Lüge auseinander zu friemeln.
Doch die verschiedenen Sichtweisen sind auch das kleine Manko des Romans, denn mir blieben die Figuren dadurch komischerweise zu oberflächlich. Normalerweise führt die jeweilige Sichtweise der Protagonisten eher zu tieferen und ausführlicheren Charakterisierungen. Aber bei „Das Buch der Spiegel“ wirken alle Figuren seltsam schwammig. Fast verschwimmen sie manchmal zu einem Einheitsbrei, was mir aufgrund der geschliffenen Sprache, des spannenden Plots und des offensichtlichen Talents des Autors absolut unverständlich ist.
Dennoch ist dies aufgrund der Konstruktion des Plots mit leisem Bedauern zu verschmerzen, denn die Handlung ist wirklich einzigartig und verdammt spannend. Kaum glaubt man zu wissen, wo der Hase lang läuft, kommt wieder ein neuer Blickwinkel dazu, der alles in Frage stellt. Besonders Rätselfans der alten Krimischule werden hier mächtig Spaß haben.
Trotz eines Mordes, geht es mehr um Psychologie und die Suche nach Wahrheit und Fiktion. Action und blutigen Grusel wird man hier vergeblich suchen. Dafür tappte ich zumindest wirklich bis zum Ende im Dunkeln und wurde von der Auflösung vollkommen überrascht. Ein sehr zu empfehlender psychologischer Thriller, der sich sprachlich sicherlich deutlich vom Einerlei des Genres abhebt.
Note: 2