Elias, Nora: Antonias Tochter

Verlag: Goldmann
erschienen:
2017
Seiten:
448
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3442485541

Klappentext:

Köln 1945: Kurz vor Kriegsende flieht Antonia von Brelow von ihrem Landgut in Preußen ins einstmals prachtvolle Stadthaus der Familie in Köln. Um Geld zu verdienen, sieht sie sich gezwungen, Zimmer des Hauses zu vermieten. So bildet sie schließlich eine Gemeinschaft mit der Tänzerin Elisabeth, der Krankenschwester Katharina, dem Arzt Georg und ihrem intriganten Schwager Richard. Alle Bewohner des Hauses haben eine Vergangenheit, von der sie niemandem erzählen. Doch das größte Geheimnis hütet Antonia selbst: die Identität des Vaters ihrer kleinen Tochter Marie. Gemeinsam mit Georg, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, tritt Antonia schließlich eine Reise zum dunkelsten Punkt in ihrem Leben an …

Rezension:      

„Antonias Tochter“ von Nora Elias beschreibt die entbehrungsreiche Zeit am Ende des 2. Weltkrieges. Dabei führt sie mit der Tänzerin Elisabeth, der Krankenschwester Katharina, dem Arzt Georg und der Hauptfigur Antonia eine illustre Schar an Personen in einer Stadtvilla in Köln zusammen. Antonia, die aus Preußen geflohen ist, sucht in dem alten Haus ihrer Familie mit ihrer Tochter Zuflucht und muss sich zudem noch mit ihrem Schwager Richard herumschlagen, der ebenfalls dort einzieht.

Die Fülle an Figuren ist die Stärke und gleichzeitig auch die kleine Schwäche des Romans. Elias gelingt es allen ein eigenes Gesicht zu geben und die einzelnen Schicksale sind durchaus interessiert und es gibt stimmige Konflikte zwischen den Personen, aber irgendwie war mir persönlich das manchmal alles ein bisschen zu soapig. So manches Problem fühlte sich in der harten Zeit des Krieges fehl am Platze an.

Stark ist die Autorin immer dann, wenn es um historische Details geht. Im Laufe der Handlung fühlt man sich immer mehr in die Zeit kurz vor Kriegsende zurückversetzt. Die Entbehrungen sind offensichtlich und unsere Protagonisten müssen sich nicht nur einmal als Überlebenskünstler verdingen. Die Angst, die Sorgen und auch die Hoffnung geliebte Menschen doch wieder zu sehen, sind sehr eindringlich und teilweise sogar beklemmend.

Besonders viel Mühe hat sich Elias mit dem Herausheben der Rolle der Frauen gegeben. Die meisten Männer war zu der Zeit nun mal im Krieg oder schon gefallen. Für die daheim gebliebenen Frauen war dies eine besondere Situation, die sich unsereins kaum vorstellen kann. Die Autorin macht dies erlebbar und zeigt Hunger, Kälte und Hoffnungslosigkeit, aber auch den Mut und die Lebensfreude der Frauen. Das mag seltsam klingen, denn wie kann jemand hoffnungslos und gleichzeitig voller Lebensfreude sein, aber ich glaube diese Ambivalenz ist es, die das Leben damals ausmachte. Weitermachen müssen, obwohl man das Gefühl hat, die Welt bricht um einen herum zusammen.

Durchaus spannend ist Antonias Geheimnis bzw. die Herkunft ihrer kleinen Tochter Marie gestaltet. Die familiären Verwicklungen bleiben bis zum Ende undurchsichtig und so hat der Roman manchmal fast kriminalistische Züge. Die Kombination aus Lokalkolorit und historischem Setting, sowie einer packenden Handlung lassen über die kleineren Schwächen hinwegsehen. Fans von Ulrike Renk und Heidi Rehn kommen bei „Antonias Tochter“ voll auf ihre Kosten.

Note: 2

hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert