Verlag: Manesse
erschienen: 2016
Seiten: 224
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 3717524003
Übersetzung: Eva Bonné
Klappentext:
Im Mittelpunkt stehen bei Zelda Fitzgerald stets Frauen: eigensinnige und eigenständige Heldinnen, sich auf einem Ozeandampfer ebenso zu Hause fühlen wie im Ritz oder auf den Champs-Élysées. Die nach der Theaterprobe lieber noch um die Häuser ziehen, als zu Mann und Kind zu eilen. Die es nach Hollywood schaffen und ihre Filmkarriere für die Liebe ihres Lebens wieder aufgeben. Oder die in einem Provinznest in den Südstaaten von der weiten Welt und ihrem großen Auftritt träumen.
Rezension:
Zelda Fitzgerald ist wohl der Inbegriff der Roaring Twenties. Sie war die berühmte Frau an der Seite des Schriftstellers F. Scott Fitzgerald, der mit „Der große Gatsby“ Weltruhm erlangte. Doch Zelda genoss nicht nur das Partyleben an der Seite ihres Mannes, sondern war selbst eine veritable Autorin. Allerdings erschienen viele ihrer Erzählungen unter dem Namen ihres Mannes. Sein Name zog einfach mehr und es gab natürlich mehr Honorar. Später versuchte sich Zelda von ihrem Mann zu emanzipieren, was ihr leider nicht gelang. Sie starb schließlich bei einem Brand in einem psychiatrischen Krankenhaus. Die Ehe war längst zerrüttet.
Während ihr Mann im Kanon der Weltliteratur einen festen Platz hat und vor allen Dingen „Der große Gatsby“ z.B. durch die letzte Verfilmung mit Leonardo diCaprio, immer wieder in aller Munde ist, geriet Zelda als Autorin fast in Vergessenheit und umso schöner ist es, dass der Manesse Verlag nun erstmals einige ihrer Erzählungen auf Deutsch veröffentlicht hat.
Dabei erscheinen mir die Erzählungen wie Zelda selbst. Frech, ungezügelt, unkonventionell und klug. In geschliffener Sprache und sehr pointiert erzählt sie von Frauen, die gerade für die damalige Zeit sehr eigenständig und freidenkerisch sind. Sie scheren sich nicht um Konventionen, gehen auf Partys und geben sich jeder Menge Ausschweifungen hin. Man sieht sie praktisch alle vor sich mit ihren Zigaretten in langen Haltern, den kinnlangen Haaren und kurzen Kleidern, während sie sich geschminkt in Jazz Clubs herumtreiben. Nicht nur Zelda selbst war ein sogenannter Flapper, auch ihre Frauenfiguren sind es.
Man muss sich immer vor Augen halten, in welcher Zeit wir uns damals befanden und welch kühner Lebensweise diese Frauen trotz aller gesellschaftlichen Prüderie nachgaben. Sie entsagten allem was schicklich war. Sie trugen keine Korsetts, sie rauchten, tranken, tanzten für eine anständige Frau unmögliche Tänze wie den Charleston oder den Black Bottom und trotz knabenhafter Outfits und Frisuren, kämpften sie auch für sexuelle Freiheit.
All dies sind auch Themen in Zelda Fitzgeralds Erzählungen. Frauen kämpfen für ihre Selbstbestimmung, erobern die Welt, entscheiden sich für Karriere oder Familie. Doch alles eben aus dem eigenen Antrieb heraus und nicht, weil es ihnen gesellschaftlich vorgeschrieben wird.
Freiheit ist ein hohes Gut in diesem kleinen Erzählband, der auch optisch perfekt zum Inhalt passt. Während der Leser durch Nachtclubs in Paris tingelt, scheint er ein wenig von dem Glamour und von der Aufbruchstimmung zu spüren. Fitzgerald erzählt von Frauen, die sich finden, aber sich auch selbst inszenieren, um zu erreichen, was sie wollen. Das alles ist wunderbar charmant und leichtfüßig erzählt und sprüht nur so vor Leben.
Ihr Mann ist sicherlich der berühmtere Autor, aber Zelda Fitzgerald verdient jede Aufmerksamkeit, die ihr nun leider viel zu spät erteilt wird. Sie beschreibt ihre Figuren so phantastisch lebensecht und vermag auf nur wenigen Seiten einen Detailreichtum zu pflegen, dass es leicht fällt sich in die Figuren und die damalige Zeit hinein zu versetzen. Fast ist es, als würde man von ferne leise ein bisschen Jazz hören, während man nach 200 Seiten wehmütig „Himbeeren mit Sahne im Ritz“ beiseite legt.
Note: 1