Morrell, David: Der Opiummörder

Band 1 Quincey Serie

Originaltitel: Murder as a fine art
Verlag:
Knaur
erschienen:
2015
Seiten:
528
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3426517531
Übersetzung:
Christine Gaspard

Klappentext:

1854, London: Ein grausamer Ritualmörder versetzt die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Detective Shawn Ryan verdächtigt den opiumsüchtigen Schriftsteller Thomas de Quincey. Mit seiner Abhandlung „Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet“ hatte dieser kurz zuvor einen Skandal ausgelöst und seinen Ruf als Enfant terrible gefestigt. Als sich Ryans Verdacht als falsche Fährte erweist, schließen sich die beiden zu einem kongenialen Ermittlerpaar zusammen. Schon bald führen ihre Nachforschungen in höchste politische Kreise und in die Schattenwelt des Opiumschmuggels.

Rezension:

Der kanadische Autor David Morrell nimmt sich im Auftakt seiner historischen Krimiserie eines wahren Falles an. Auch die Hauptfigur Thomas de Quincey hat es wirklich gegeben und der Autor macht daraus einen süffigen, spannenden und atmosphärischen historischen Kriminalroman.

Mir war David Morrell vor diesem Roman vollkommen unbekannt. Allerdings merkt man schon nach wenigen Seiten, dass hier ein erfahrener Schriftsteller am Werke ist. Da er zumindest in Amerika mit diversen Thrillern und der Erfindung von „Rambo“ ein extrem populärer Autor ist, verwundert dies nicht. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich vermutlich das Buch nicht angefasst, hätte ich das mit „Rambo“ vorher gewusst. :mrgreen:

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Dann wäre mir allerdings ein wirklich packender Krimi verwehrt geblieben, der mich auf vielen Ebenen überzeugen konnte. Da wären erstmal die Figuren und hier besonders Thomas, der als Drogensüchtiger auf den ersten Blick vielleicht nicht als Sympathieträger taugt, mich aber mit seiner Intelligenz und seiner scharfen Zunge echt umgehauen hat. Ein bisschen so wie Sherlock, nur halt ohne die soziopathische Ader. Das Zusammenspiel zwischen den anderen Figuren, wie z.B. dem Detective machen aber den besonderen Reiz aus. Oftmals bekommt man in Krimis mehr so Stichwortgeber, als wirklich gleichwertige Figuren. Dies ist hier überhaupt nicht so.

Da ich eine große Schwäche für das viktorianische London habe (Jack the Ripper, Anne Perry, etc. lassen freundlich grüßen), steht und fällt für mich das Gefallen bei derlei Krimis immer auch  mit der Atmosphäre und der Genauigkeit der historischen Details. Ebenso wie bei den Figuren, macht sich Morrell die Zeit wirklich zu Nutze und missbraucht sie nicht für klischeehafte Beschreibungen. Vielmehr zeigt er offen die Missstände der damaligen Zeit. Die Armut der Bevölkerung, die politische Lage, die medizinische Versorgung und das feingliedrige Netzwerk aus Etikette und Standesdünkel.

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Das alles, gepaart mit einem wendungsreichen und kniffligen, aber auch schlüssigen Kriminalfall, ergibt ein perfektes Ganzes. Auch weil sich die Grenzen zwischen Gut und Böse und Opfer und Täter verwischen. Bis zum Ende gibt es genug um als Leser mitzurätseln, während man gleichzeitig jede Menge über die kulturellen und sozialen Umstände des damaligen Londons lernt.

Ein sehr vielversprechender Serienauftakt, dem ich viele weitere Fortsetzungen wünschen würde.

Note: 2+

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