Verlag: Blanvalet
erschienen: 2010
Seiten: 448
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 3442371570
Klappentext:
Bonn, 1842. Als die unscheinbare Leonie Gutermann und Landvermesser Hendryk Mansel sich das Jawort geben, bebt die Erde. Niemand mag an ein Omen glauben, doch in der Zweckehe kündigen sich schon bald Turbulenzen an. Beide hüten Geheimnisse voreinander, doch die Fassade bekommt erste Risse. Als auf Hendryk ein Anschlag verübt und auch Leonie bedroht wird, müssen sie sich ihrer Vergangenheit stellen – und ihren Herzen …
Rezension:
Jeder der Andrea Schacht und ihre Romane kennt, wird bei diesem Roman sofort bemerken das irgendetwas anders ist. Ich muss zugeben, ich habe eine Weile gebraucht bis ich dahinter kam, was mich zu Beginn des Buches so irritiert hat.
Wie gewohnt führt die Autorin ihren Leser mit einem leicht verständlichen Schreibstil in das Jahr 1842 zu einer sehr außergewöhnlichen Hochzeitsfeier, die eher einer Trauerfeier gleicht. Um dem ganzen dann auch noch den letzten, krampfhaft aufrecht erhaltenen Glanz zu nehmen, stört ein Erdbeben die Feier. Nun beginnt die eigentliche Handlung und ich habe zunächst mal eine Weile (ca. 100 Seiten) gebraucht um mich mit den einzelnen Hauptdarstellern anzufreunden. Sehr sorgfältig beschreibt die Autorin die verschiedenen Charaktere und äußerlichen Merkmale ihrer Protagonisten, ohne jedoch dabei die verschiedenen Geheimnisse zu verraten.
Wie immer bei Andrea Schacht, tappt man lange im Dunkeln bevor man die Protagonisten und die Zusammenhänge in der Handlung langsam durchschaut. Was jedoch wirklich anders ist in diesem Roman von Andrea Schacht ist die Hauptfigur Leonie. Sie ist in diesem Roman nicht direkt die kraftvolle und schlagfertige Schlüsselfigur, sondern zunächst die geheimnisvolle und stille Frau in einer Gesellschaft die so verklemmt und steif ist, dass sogar die alltäglichen Gespräche zu einer Gradwanderung werden. Etwa ab der Mitte des Romans wird das dann aber anders und sie entwickelt sich an der Seite ihres Mannes zu einer charmanten und klugen Frau.
Die Handlung und die Schauplätze sind von Frau Schacht sehr eindrucksvoll und lebendig beschrieben worden. Auch die vielen Anstandsregeln der Biedermeierzeit sind geschickt erklärt, genauso wie die unterschiedlichen religiösen Überzeugungen der Menschen damals. Die Autorin thematisiert in diesem Roman grausame und widernatürliche Verhaltensweisen vor denen wir auch heute noch gerne die Augen verschließen. Aber genau das macht die Romane so spannend und lebendig. Fast könnte man meinen Frau Schacht möchte ihre Leserinnen und Leser für das Leid ihrer Mitmenschen sensibilisieren indem sie ihre Figuren oftmals so furchtbar leiden lässt.
Auch in ihren Büchern „Kreuzblume und Göttertrank“ werden immer wieder brisante Themen angesprochen, die schon immer gerne in der Gesellschaft verschwiegen wurden und bis heute noch gerne verschwiegen werden. Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin in diesem Buch den Weg einer jungen Frau die sich von einem fürchterlichen Trauma befreit und dabei mutig ihrem Mann zur Seite steht.
Wie am Anfang schon erwähnt, dieses Buch kann man nicht als „typischen“ Andrea Schacht Roman bezeichnen und doch bietet der Roman wieder alles das, was man von dieser Autorin gewohnt ist. Gute Unterhaltung, Spannung, Witz und einen flüssigen, lebendigen Schreibstil. Ich bin neugierig welche brisanten Themen Frau Schacht noch aufgreifen wird und freue mich daher schon auf das nächste Buch von ihr.
Note: 1