Schacht, Andrea: Rheines Gold

Verlag: Blanvalet
erschienen: 2005
Seiten: 448
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 3442362628

Klappentext:

Köln, im Jahr 100 nach Christus. Die junge, rothaarige Witwe Rufina führt seit dem Tod ihres Mannes die Therme der Colonia. Doch die Geschäfte laufen schlecht. Als eines Morgens kein Wasser in die Becken läuft und weiterer Verdienstausfall droht, sucht Rufina wütend den Baumeister Silvian auf. Doch es gibt einen grausigen Grund, warum das Wasser nicht fließt: Ein menschlicher Leichnam verstopft die Rohrleitung. Und Rufina kennt den Mann – er steht in Zusammenhang mit dem Tod ihres Mannes … Als sie Fragen stellt, stößt sie auf Schweigen. Und als sie kurz darauf entführt wird und sich in letzter Sekunde befreien kann, befindet sie sich bereits mitten in einem Gewirr aus zwielichtigen Machenschaften, illegalem Goldhandel und düsteren Intrigen. Einzig Silvian, der Baumeister, steht ihr zur Seite …

Rezension:

Ich habe das Buch eben zugeklappt und gedacht: „Da musst du jetzt sofort etwas zu schreiben!“ Die Eindrücke die dieses Buch bei mir hinterlassen hat, sind so furchtbar vielfältig, dass ich sie lieber direkt niederschreibe!

Andrea Schacht hat sich mit diesem Roman wieder in das „Köln = Colonia“ der Römerzeit begeben und man merkt, dass ihr diese Zeit auch gut liegt beim Schreiben. Die Recherchen, die Frau Schacht zu diesem Buch durchgeführt hat, sind sicher sehr aufwendig gewesen, denn der Leser wird nicht nur mit einem Krimi á la Römerzeit unterhalten, sondern auch mit vielen kleinen Hintergrundinformationen aus dem großen römischen Reich und dem Reich der „Götter“!

Zugegeben, der Anfang des Buches ist sehr verwirrend, ohne das ausführliche Personenregister wäre ich verzweifelt. Diese römischen Namen sind furchtbar verwirrend und auch die Vorgeschichte von Rufina, der Heldin dieses Buches, ist nicht so einfach zu verstehen. Man muss sich an dieser Stelle erst einmal in die römischen und germanischen Sitten und Gebräuche einlesen.

Die vielen Erklärungen zu den damaligen Lebensumständen, die Andrea Schacht mit einflechten musste in diese Geschichte, machen es nicht gerade einfach in den Roman einzutauchen.  Hat man aber mit etwas Geduld erst mal den „Durchblick“ (so ab Seite 95), dann wird man gefesselt von der Geschichte die Andrea Schacht hier erzählt.

Ich habe mich gefragt, wie man den Einstieg in die Geschichte für den Leser eventuell einfacher hätte schreiben können. Mir ist keine Lösung eingefallen, denn alle diese, manches mal zäh wirkenden Hintergrundinformationen sind am Ende wichtig, um die komplexe Handlung richtig zu verstehen.

Faszinierend fand ich die vielen detaillierten Informationen zur Versorgung Colonias mit Frischwasser. Es ist schon erstaunlich wie hoch entwickelt das Wissen der Römer um den Leitungsbau war und wie ordentlich die Römer damals schon Straßen bauten. Auch finde ich es schon fast luxuriös wie damals in einer Therme die Menschen versorgt wurden. Ich würde jetzt einfach mal behaupten, die Römer haben das Wellness- und Spaßbad erfunden mit ihren Thermen.

Es stimmt schon, dass die Handlung manches mal etwas zäh erscheint am Anfang, aber sie gewinnt immer mehr an Fahrt je weiter man in die Geschichte eintaucht. Ich habe mich nur gefragt womit ich es bei diesem Roman zu tun habe.  Mit einem Krimi? Oder einem Polit-Thriller im Altertum? Oder doch eher einer großartigen Liebesgeschichte ? Es ist einfach alles dabei was das Leben in der damaligen Colonia so bunt und aufregend machte.

Die Charakter die die Autorin in diesem Buch wieder liebevoll und vielschichtig gestaltet hat, sind überzeugend. Ich habe mit den Protagonisten furchtbar mitgelitten, besonders mit dem Baumeister Silvian. Auch die Handlung ist durchaus spannend. Natürlich gibt Frau Schacht schon früh in dem Buch Hinweise auf den möglichen Ausgang der Geschichte und ich vermute mal, das hat sie auch absichtlich gemacht, um die Verwirrung für den Leser nicht ins Uferlose zu steigern.

Da ich ein großer Fan dieser Autorin bin, habe ich mich sehr gefreut auch in diesem Buch wieder „alte Bekannte“ aus der „Ringtriologie“ zu treffen. Genau dieses einflechten von Helden aus vorangegangenen Werken der Autorin, bereitet mir immer eine besondere Freude und macht mich fast schon süchtig nach den nächsten Büchern von Andrea Schacht.

Man kann als Leser Andrea Schacht keinen Vorwurf daraus machen, dass die Römer damals so komplizierte Namen hatten und auch einen Sprachgebrauch pflegten, dem wir heute nur noch mit fundierten Lateinkenntnissen folgen können. Die Autorin hat sich bemüht den Sprachgebrauch im Buch der damaligen Zeit anzupassen. Gott sei dank hat sie aber auch alle lateinischen Begriffe direkt übersetzt.

Dieses Buch hat mir gut gefallen, auch wenn ich den Anfang bis Seite 100, zwei mal lesen musste um in die Geschichte richtig eintauchen zu können. Der Aufwand hat sich für mich aber am Ende gelohnt.

Note: 2

Schacht, Andrea: Nehmt Herrin diesen Kranz

Band 2 Alyss Serie

Verlag: Blanvalet
erschienen:
2010
Seiten:
413
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3442371244

Klappentext:

Köln 1402, Zeit der Weinlese, der Erntedankeiern und der aufkommenden Herbstwinde. Stürmisch geht es auch im Hause van Doorne zu. Alyss tobt, als sie erfährt, dass Gatte Arndt ihren geliebten Weingarten verscherbelt hat. Überdies entpuppt sich Jung-Kilian, dessen Alyss sich vorübergehend annimmt, als schier unbändiger Wirbelwind. Master John, ein Geschäftspartner des Hauses, kehrt von der Englandfahrt nach Köln zurück und sorgt für ungeahnte Turbulenzen.

Und dann wird Schützling Kilian entführt. Mit ihm zusammen verschwindet Alyss’ Brautkrone, der wertvollste Bestandteil ihrer Mitgift. Stehen die beiden Untaten miteinander in Verbindung? Alyss hat einen schlimmen Verdacht…

Rezension

„Nehmt Herrin diesen Kranz“ist der zweite Band der Buchreihe um Alyss van Doorne geb. vom Spiegel, und ihrem Hauswesen. Er schließt direkt an den ersten Band „Gebiete sanfte Herrin mir“ an. In ihrem leicht zu lesenden Stil entführt uns Andrea Schacht wieder in ihr farbenprächtiges Mittelalter Kölns, wo wir einmal mehr Zeuge sein dürfen wie Alyss versucht sich gegen ihren Gatten zu behaupten. Auch hier lehnt die Autorin sich wieder an die im Mittelalter gebräuchlichen Satzstellungen und Begriffe an. So sprechen sich die Geschwister Marian und Alyss wieder mit „Schwester mein“ und Bruderlieban, was ich sehr lustig zu lesen finde und auch gut die Zuneigung der Geschwister zu einander vermittelt. Diese Art der Darstellung verleiht den Geschichten ihre ganz eigene Atmosphäre, die mir sehr gut gefällt.

Überhaupt vermittelt Andrea Schacht in ihrer Art zu schreiben einen ganz anderen Eindruck, was das Leben im Mittelalter betrifft. Sie zeichnet ein Bild, das weder hässlich noch brutal ist, sondern zeigt uns, dass es auch damals Frauen gab die in der Lage waren sich selbst zu behaupten und auch ein Geschäft geführt haben und sich durchsetzten konnten.

Oft musste ich beim Lesen dieses Buches herzhaft lachen, wenn von „Käferwecken“ und „Tavernenschlägereien“ die Rede war oder wenn es heißt „Schnattertiere ins Fegefeuer zu bringen“. Auch der kleine Kilian, der zeitweise bei Alyss eingezogen ist, war ein kleiner Junge der es faustdick hinter den Ohren hatte und mir immer wieder Grund zum Lachen gab. So musste er z.B. lernen dass auch ein schwarzer Hahn mit Respekt zu behandeln ist.

Wieder ist dieser Band mit Krimieelemeten bestückt. So muss Alyss, gemeinsam mit ihren Freunden und John, diesmal die Entführer Kilians ausfindig machen und ihre gestohlene Brautkrone suchen. Diese Rätsel beginnen mit den ersten Seiten und laufen als roter Faden durch die ganze Geschichte. Teile der Rätsel lösen sich während der Suche von allein, aber auch neue Rätsel tun sich auf, die erst in den nachfolgenden Bänden geklärt werden. Was bei mir den Wunsch auslöste auch den nächsten Band, der leider erst im nächsten Jahr erscheinen wird, zu lesen. Für mich sind Alyss, Marian, John und ihr gesamtes Hauswesen zu guten Freunden geworden, die ich immer wieder sehr gern besuche.

Ich kann“Nehmt Herrin diesen Kranz“sowie die gesamte Reihe nur jedem empfehlen der gute, humorvolle historische Romane liebt.

Note: 1

 

Schacht, Andrea: Das Spiel des Sängers

Verlag: Blanvalet
erschienen:
06/2010
Seiten:
636
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3764503483

Klappentext:

Burg Langel im ausgehenden Mittelalter. Seit dem gewaltsamen Tod des Burgherren Eberhardt ist die Lehensnachfolge ungeklärt. Ritter Ulrich von der Arken soll die Burg im Auftrag seines Herzogs nun neu vergeben. Eine erlauchte Gesellschaft findet sich ein; nicht wenige, die Anspruch auf das Lehen erheben. Bis man sich einig wird, soll Minnesänger Hardo Lautenschläger des Abends mit seinen Künsten für Unterhaltung sorgen. Kaum jemand ahnt, welches Geheimnis Hardo mit Burg Langel verbindet – und mit der holden, aber spitzzüngigen Engelin van Dyke, die an Hardos abendlichen Gesängen so gar keinen Gefallen zu finden scheint.

Die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu, als Burgverwalter Sigmund vom Söller in den Tod stürzt. Ritter Ulrich lässt die Zugbrücke schließen und befiehlt, dass niemand die Burg verlasse, bis der Mörder gefunden ist….

Rezension

Andrea Schacht gehört für mich zu den Autoren, an denen ich nicht vorbeigehen kann. Ihre historischen Romane sind immer in einem leicht zu lesenden Stil geschrieben, die zu aufregenden Lesestunden einladen. So auch „Das Spiel des Sängers“.

 

Die Autorin schickt uns auf eine Reise ins Mittelalter, das durch ihre Art der Darstellung zu einer bunten, farbenprächtigen und heiteren Zeit wird.  Zum einen schildert uns Hardo Lautenschläger selbst seine Eindrücke und Gefühle auf der Burg Langel. Er erzählt uns so ganz nebenbei, in kleinen Dosen verpackt Abend für Abend, seine Lebensgeschichte, die gleichzeitig auch die Geschichte der meisten anwesenden Personen auf der abgeriegelten Burg ist. So erschließt sich im Laufe der Geschichte, die Zusammenhänge und Verbindungen der einzelnen Lehnsanwärter, und man erfährt immer wieder überraschende Details. Er hat mich mit seiner Laute und seiner Geschichte mehrere Abende lang sehr gut unterhalten.

Die Autorin hat hier wunderbar Liedgut aus dem Mittelalter mit eingebaut,  so dass ich Hardo wirklich singen und spielen hören konnte. Glaubte ich mich jedoch zunächst in einem einfachen historischen Roman, stellte ich sehr schnell fest, dass es sich hier, so ganz nebenbei, um einen Krimi á la Agatha Christie handelte. Was mich sehr begeistert hat. So versuchen einige der Protagonisten gemeinsam den mysteriösen Tod des Burgvogts aufzuklären.

Immer wieder wechselt  die Autorin zwischendurch zu den anderen Charakteren des Romans, und ich konnte wunderbar teilhaben an deren Sicht der Dinge und ihren Spekulationen was den Mord und die diversen Anschläge auf den Minnesänger betrifft. Was mir außerordentlich gut gefallen hat. Ich hatte von Anfang an eine Verbindung zu den Protagonisten und fühlte mich mitten unter ihnen. Natürlich durfte auch die Liebe nicht zu kurz kommen und so durften wir teilhaben an dem Werben und Necken Hardos zu seiner Liebsten und an so manch anderer Verbindung. Keine der aufgeführten Personen hätte ich missen mögen. Wobei Hardo Lautenschläger und seine Liebste sich in mein Leseherz gesungen hat.

Am Ende befindet sich ein umfangreiches Namensregister, welches hilft sich unter den Burgbewohnern zu recht zu finden. Sowie  ein kleines Nachwort, wo uns Andrea Schacht noch einmal wissen lässt was Wahrheit und was Fiktion ist. Ich mag es, am Ende auch zu erfahren, ob es gewisse Orte oder Personen tatsächlich gegeben hat.

„Das Spiel Des Sängers“ kann ich nur jedem empfehlen der spannende und heitere Lektüre mag.

Note: 1