Filer, Nathan: Nachruf auf den Mond

Originaltitel: The shock of the fall
Verlag:
Droemer
erschienen:
2015
Seiten:
320
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3426281244
Übersetzung:
Eva Bonné

Klappentext:

»Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.«

Matthew Homes ist ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt er seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Selbst nach zehn Jahren gibt sich Matthew immer noch die Schuld am Unfalltod seines Bruders. Doch eigentlich ist Simon für ihn gar nicht tot – und Matthew auch kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Matthew leidet an Schizophrenie …

Rezension:

Wie mir scheint habe ich in diesem Jahr ein Händchen für ungewöhnliche Romane und obwohl schon der Klappentext anklingen lässt, was einen erwartet, war ich doch nicht auf dieses packende Buch vorbereitet, welches mich sowohl inhaltlich, als auch stilistisch überzeugen konnte.

Matthew ist ein im positiven Sinne anstrengender Erzähler. Er spricht den Leser manchmal direkt an (was ich gewöhnlich nicht mag, aber in diesem Fall passend finde) und pendelt zwischen sympathisch, egozentrisch, unwirsch und bemitleidenswert hin und her. Seine Krankheit drückt sich auch darin aus, wie er die Geschichte erzählt. So ist der Roman in verschiedenen Schrifttypen gedruckt, je nachdem, ob Matthew gerade in der Klinik schreibt oder zu Hause auf seiner Schreibmaschine. Das Krankheitsbild wird ebenfalls durch absichtliche Wiederholungen betont und auch die restliche Gestaltung des Romans mit Briefen und Zeichnungen gibt einen Einblick in Matthews Leben. Es ist auf eine merkwürdige Art gleichzeitig chaotisch und dennoch geordnet. Faszinierend, wie Nathan Filer hier Sprache und Layout benutzt, um das Innere seines Protagonisten darzustellen.

Obwohl Matthew also keine Identifikationsfigur im eigentlichen Sinne ist, hält er den Leser vom ersten Satz an in Atem, denn erst am Schluss wird klar, wie genau Simon gestorben ist und wieso sich sein Bruder so schuldig fühlt. Wie ein Puzzle offenbart sich nach und nach die Geschichte, während wir Matthew gleichzeitig in seinem Alltag in der Psychiatrie begleiten. Ich wusste vor „Nachruf auf den Mond“ nicht viel über Schizophrenie, fühle mich zwar auch jetzt nicht als Expertin, aber kann sagen, dass ich auf unterhaltsame Art und Weise sehr viel über die Krankheit erfahren habe, ohne dass sie die eigentliche Geschichte in den Hintergrund gedrängt hätte.

Durch viele Zeitsprünge, die manchmal auch nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, bedarf die Geschichte einer großen Aufmerksamkeit. Aber ich kann nur sagen, lasst Euch darauf ein, denn es lohnt sich wirklich!

Cover haben ja oft nicht sehr viel mit dem eigentlichen Buch gemein, aber in diesem Fall muss ich Droemer ein großes Kompliment machen, denn es finden sich zahlreiche Anleihen an die Handlung des Romans. Simon hat sich immer eine Ameisenfarm gewünscht und der Mond ist eine offensichtliche Anspielung an das Down Syndrom, an dem Simon litt. Letztlich ergibt so auch der Titel einen Sinn.

Note: 2+

St. John Mandel, Emily: Das Licht der letzten Tage

Originaltitel: Station Eleven
Verlag:
Piper
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3492060226
Übersetzung:
Wibke Kuhn

Klappentext:

Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein Wimpernschlag, und sie ging unter. Doch selbst jetzt, während das Licht der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf. Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie vermissen all das, was einst so wundervoll und selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg werden sie von Hoffnung geleitet – und Zuversicht. Denn selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer.

Rezension:

Der Schauspieler Arthur Leander steht als König Lear auf der Bühne des Elgin Theaters in Toronto. Während der Vorstellung bricht er zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt. Diese Szene ist der Anfang des Buches und der zeitliche Wendepunkt dieser Geschichte, denn es ist bereits ein tödlicher Grippevirus auf der ganzen Welt dabei sich rasend schnell auszubreiten.

Die Handlung teilt sich nun auf in „davor“ und „danach“. Zum einen wird Arthurs Lebensgeschichte erzählt. Er kommt als junger Mann nach Toronto mit dem Ziel Schauspieler zu werden. Wir erleben seinen Aufstieg und Ausschnitte aus seinem Privatleben bis hin zu seinem Auftritt als König Lear. Zum anderen bekommen wir Eindrücke, was sich nach seinem Tod nach Ausbruch der Pandemie ereignet.

Wir leben unser Leben in dem Gefühl zu wissen, wie unsere Zukunft aussieht. Wir arbeiten, essen, leben und schlafen und denken, dass es immer so weitergeht, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Genau darum geht es in diesem Buch.

Anhand Arthurs Leben wird gezeigt, wie trügerisch dieses Gefühl der Sicherheit ist und wie wenig planbar das Leben. Die Probleme der Vergangenheit sind belanglos angesichts der Probleme denen sich die Überlebenden gegenübersehen. Trotzdem hinterlässt er Spuren, die auch 20 Jahre später noch zu finden sind.

Viele Menschen, die in Arthurs Leben eine Rolle gespielt haben, überleben und anhand ihrer Geschichte erleben wir zum einen Arthurs Leben und dann wieder was sich nach Ausbruch der Grippe ereignet hat, was aus ihnen wurde, wie unterschiedlich ihr Leben 20 Jahre später aussieht.

Nach und nach erfahren wir, was nach Ausbruch der Grippe passiert ist und wie es den Überlebenden ergangen ist. Nur selten werden direkt Gewaltszenen beschrieben, doch die Autorin schafft es auch so, dass deutlich wird, was die Menschen erlebt haben und dass man nur überlebt hat, wenn man bereit war sich zu wehren und im Notfall auch zu töten.
Die beklemmende Atmosphäre ist jederzeit spürbar und ein Gefühl von Sicherheit kommt nur selten auf.

Alles was bisher selbstverständlich war wird nach und nach aufgebraucht, bis alle Ressourcen erschöpft sind. Essen und Wasser werden zum kostbaren Gut. Da es keinen Strom mehr gibt und das Benzin aufgebraucht ist, gibt es weder funktionierende technische Geräte, noch Medikamente und die anderen Selbstverständlichkeiten unserer Zivilisation wie z.B. Kreditkarten und Handys sind nutzlose Dinge. In dieser Zeit reist Kirsten mit der Künstlergruppe „Symphonie“ durch das Land um die vereinzelten Siedlungen mit Musik und Theater zu unterhalten. „Überleben allein ist unzureichend“ ist dabei ihr Leitspruch.

Wir erfahren nur, wie es nach der Pandemie in einem kleinen Teil von Nordamerika aussieht. Vom Rest der Welt wissen wir genauso wenig wie Kirsten und die Symphonie. Es steht jedoch die Vermutung im Raum, dass die Georgische Grippe etwa 99% der Weltbevölkerung das Leben gekostet hat.

Die Geschichte wird in einem melancholischen und epischen Schreibstil erzählt, der auch ohne das Beschreiben von Gewaltszenen den Schrecken nach Ausbruch der Grippe deutlich spürbar macht.

Besonders spannend war es für mich die Menschen aus Arthurs Leben zu entdecken, welche die Pandemie überlebt hatten. Nicht immer waren sie auf den ersten Blick erkennbar, was zum Spekulieren über ihre Identität eingeladen hat.

Dieses Buch unterscheidet sich deutlich von den Dystopien, die ich bisher gelesen habe. Zum einen beschäftigt es sich zu großen Teilen mit der Zeit vor der Pandemie, zum anderen verzichtet die Autorin fast ganz auf Action und direkte Konfrontationen.

Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen.

Note: 2

Jones, Sadie: Jahre wie diese

Originaltitel: Fallout
Verlag:
DVA
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3421046298
Übersetzung:
Brigitte Walitzek

Klappentext:

Luke Kanowski beschließt, Provinz und Elternhaus den Rücken zu kehren, um in London seine Lorbeeren als Dramatiker zu verdienen. Mit Paul, einem angehenden Produzenten, und Leigh, Pauls Freundin, gründet er eine Theaterkompagnie, die bald erste Erfolge feiert. Die drei sind unzertrennlich – bis Luke auf Nina trifft, eine temperamentvolle, aber labile Schauspielerin, die ihn nicht mehr loslässt.

Alles, worum er gekämpft hat – Loyalität, Freundschaft, Karriere –, droht dem Versuch zum Opfer zu fallen, Ninas versehrte Seele zu retten. Wie viel ist er bereit, für sie zu riskieren? Ein überaus romantischer, eleganter Roman über vier junge Menschen, die um ihren Platz in der Liebe und im Leben kämpfen und dabei immer wieder von den Prägungen ihrer Kindheit eingeholt werden.

Rezension:

Nach wenigen Seiten ist offenkundig, Sadie Jones ist eine bravoröse Geschichtenerzählerin. Auf unnachahmliche Art und Weise erweckt sie die Theaterwelt der 70er Jahre zum Leben, kreiert Figuren mit Ecken und Kanten und weiß zudem mit einer eleganten, wendungsreichen Handlung zu begeistern. So, jetzt noch die Note drunter und fertig ist die Rezension und eigentlich weiß man dann alles über dieses Buch. ;-)

Aber das wäre erstens zu einfach und würde diesem tollen Buch zudem nicht gerecht werden.

Die Figuren in „Jahre wie diese“ sind auf den ersten Blick keine Sympathieträger, aber Sadie Jones beschreibt sie mit so prägnanten Worten, dass sie dermaßen real wirken, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Sie setzt bewusst Reizpunkte und der Leser wird praktisch gezwungen sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Ihre Figuren sind Außenseiter, handeln für uns heute teilweise unverständlich oder verrückt, aber in diesem Kosmos der 70er Jahre dennoch schlüssig.

Ich bin ein großer London-Liebhaber, aber das Bild von London, welches Sadie Jones zeichnet, war mir fremd. Die 70er müssen dort eine gleichermaßen spannende, wie auch seltsame Zeit gewesen sein. Auf der einen Seite der noch schwelende Rassismus und Sexismus, auf der anderen Seite die Möglichkeit sich in der Kunst auszudrücken und frei zu fühlen. Diese Widersprüchlichkeit findet sich auch in den Figuren wieder und macht die Handlung deswegen glaubhaft.

Das Theatermilieu hat bei Jones etwas bohemienhaftes und diese Mischung auf Kunst, Freiheit und Leidenschaft hat mich sehr angesprochen. Als Teenager war ich mit meiner Mutter alle zwei Wochen im Dortmunder Theater oder Opernhaus. Während andere Mädchen zum tausendsten Mal „Dirty Dancing“ gesehen habe, habe ich bei „La Traviata“ geheult oder bei „Maria Stuart“ ehrfürchtig eine Hinrichtung betrachtet. Der Roman hat mich auch daran erinnert, wie schön ich diese Welt damals gefunden habe.

Trotzdem spielt sich das eigentliche Drama natürlich hinter der Bühne ab. Während sich Londons Theaterwelt neu zu erfinden versucht, fechten unsere Protagonisten ihre eigenen Kämpfe aus. Feminismus, soziale Umbrüche Liebe und Hass sind dabei nur einige Themen, die angerissen werden. Dabei überrascht Sadi Jones auch immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen. Eine geradlinige Liebesgeschichte sollte man jedenfalls nicht erwarten!

Als kleinen Kritikpunkt würde ich angeben, dass die Autorin einigen Figuren noch mehr Tiefe hätte verleihen können. Ihre Beweggründe gehen so manchmal in diesem bunten und packenden Setting unter. Dies ist aber wirklich nur ein kleiner Wermutstropfen und im Vergleich zu vielen anderen Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe, Jammern auf hohem Niveau. Von Sadie Jones lebendigem Beziehungsreigen, dürfen sich viele Autoren eine Scheibe abschneiden!

Note: 2+

Hajaj, Claire: Ismaels Orangen

Originaltitel: Ishmael’s Oranges
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2015
Seiten:
448
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Karin Dufner

Klappentext:

Jaffa, April 1948. Der siebenjährige Salim Al-Ismaeli, Sohn eines palästinensischen Orangenzüchters, freut sich darauf, die ersten Früchte des Orangenbaums zu ernten, der zu seiner Geburt gepflanzt wurde. Doch der Krieg bricht aus und treibt die ganze Familie in die Flucht. Von nun an hat Salim nur noch einen Traum: Eines Tages zu seinem Baum zurückzukehren und im Land seiner Väter zu leben.

Zur selben Zeit wächst Judith als Tochter von Holocaust-Überlebenden in England auf – und sehnt sich danach, irgendwann ein normales und glückliches Leben führen zu dürfen. Als Salim und Judith sich im London der Sechzigerjahre begegnen und ineinander verlieben, nimmt das Schicksal seinen Lauf und stellt ihre Liebe auf eine harte Probe …

Rezension:

Möchte man bei diesem stimmungsvollen Cover nicht direkt in den Flieger steigen, um den nächsten Garten voller Orangenbäume zu besuchen? Doch lasst Euch von dem sonnigen gelb-orange nicht täuschen, denn hinter diesem hübsch gestalteten Buchdeckel steckt eine aufwühlende Geschichte.

Das Buch liest sich nicht im Vorbeigehen, da es jüdische und arabische Ausdrücke enhält (dazu gibt es hinten im Buch ein Glossar) und sich einer durchaus blumigen Sprache bedient. Wenn Hajaj mit beeindruckenden Metaphern und Bildern arbeitet, fällt es manchmal wirklich schwer durch das Buch zu jagen, weil man sich in der Sprache verlieren und die fremde Welt aufsaugen will. Auf der anderen Seite ist die Handlung so packend, dass man sich meistens dann doch zu einem lapidaren „schöner Satz, ich komm später noch mal vorbei und würdige dich ausgiebig“ genötigt sieht.

Das zwischen einem Palästinenser und einer Jüdin keine leichte Liebe möglich ist, ist aufgrund der historischen Gegebenenheiten eigentlich kaum erwähnenswert. Dennoch habe ich in einigen Rezensionen gelesen, dass es Lesern zu problembeladen und schwierig wirkte, was mich ehrlich gesagt zu einem hilflosen Schulterzucken animiert. Haben wir mittlerweile so wenig Empathie, dass wir uns nicht mehr in die Probleme, Wünsche und Hoffnungen anderer Menschen hineinversetzen können? Sei deren Kultur uns noch so fremd?

Mich hat Salims und Judiths Geschichte sehr berührt und sie zeigt auch, dass es sich immer lohnt für die Liebe zu kämpfen, mögen die Umstände auch noch so widrig sein. Dabei geht die Autorin zwar durchaus auf den bis heute schwelenden Nahost-Konflikt ein, überfrachtet ihren Roman jedoch nicht mit Politik und Geschichte. Dem ein oder anderen werden deswegen vielleicht ein paar Eklärungen fehlen. Jeder hat schließlich einen anderen Kenntnisstand über den nahen Osten. Wer sich aufgrund des Romans also besser informieren möchte, muss selbst tätig werden. Eventuell könnte man hier das Fehlen einer Karte und eines geschichtlichen Abrisses monieren, wobei letzteres wohl ohnehin zu knapp wäre, um ausreichend informieren zu können.

Trotzdem ist der Konflikt auch ohne weiteres Wissen spürbar, weil es die Autorin versteht sie durch die Verschiedenartigkeit ihrer Protagonisten erlebbar zu machen. Gekonnt zeigt sie Salims Zerrissenheit, dessen Heimatlosigkeit sein Wesen für immer verändert. Gerade heutzutage sollten mehr Menschen lesen, wie sich jemand fühlt, der in ein fremdes Land kommt und dort nicht geschätzt wird. Wenn man einem Mann den Stolz nimmt und dies ein Schatten über sein ganzes Leben und seine ganze Familie wirft.

Man muss sich auf diesen Roman einlassen, auf fremde Kulturen, auf die farbenfrohe bildgewaltige Sprache. Man muss sein Herz öffnen für eine berührende Geschichte voller Tragödien, aber auch voller Wärme und Liebe. Wenn man das tut, dann ist „Ismaels Orangen“ einfach wundervoll!

Note: 2+

Quindlen, Anna: Ein Jahr auf dem Land

Originaltitel: Still life with bread crumbs
Verlag:
DVA
erschienen:
2015
Seiten:
320
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3421046662
Übersetzung:
Tanja Handels

Klappentext:

Rebecca Winter steht an einem Wendepunkt: Von ihrem Mann ist sie geschieden, für ihren erwachsenen Sohn nicht mehr unentbehrlich, und als Künstlerin hat sie längst ihren Zenit überschritten. Jahrelang lebte die berühmte Fotografin sorglos von den üppigen Einkünften eines Schnappschusses. Aber nun ist der Geldstrom versiegt. Notgedrungen beschließt sie, ihr New Yorker Apartment zu vermieten und für ein Jahr in ein kleines Haus fernab der Stadt zu ziehen. Der unfreiwillige Landaufenthalt ist kein Spaziergang im Central Park – und doch beschert er Rebecca eine unverhoffte Liebe, neue Inspiration und den Mut, unbekannte Wege zu beschreiten …

Rezension:

Ich wollte schon lange einmal ein Buch von Anna Quindlen lesen, gehört doch die Verfilmung von „Die Seele des Ganzen “ (Familiensache) mit Meryl Streep zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Meine Erwartungen waren also dementsprechend hoch und vielleicht hatte es das Buch deswegen ein bisschen schwer bei mir.

Mich ließ Rebecca und ihr Leben leider die meiste Zeit über kalt und das hat nichts damit zu tun, dass der Roman eher ruhig gehalten ist. Vielmehr lag es daran, das weder Figuren noch Handlung irgendetwas in mir ausgelöst haben. Quindlens Sprache und der leider nur spärlich zu entdeckende Humor sind zwar durchaus positiv hervorzuheben, sind aber einfach nicht genug, um mich zu fesseln.

Rebecca ist zwar Anfang 60, trotzdem glaube ich nicht, dass der imense Altersunterschied zwischen Protagonistin und Leserin das Problem ist. Mir fällt es normalerweise nicht schwer mich in viel jüngere oder viel ältere Figuren hineinzuversetzen, aber Rebecca blieb für mich einfach über weite Strecken ein Rätsel. Ihre Handlungen und Gefühle sind manchmal nicht schlüssig.

Mich lässt das ein bisschen ratlos zurück, denn eigentlich ist die Quintessenz des Romans durchaus löblich und universell. Jeder hat – egal welchen Alters – die Möglichkeit auf eine zweite Chance im Leben. Jeder kann sich von seiner Vergangenheit und alten Wunden lösen, um eine neue Richtung einzuschlagen. Nur hätte ich mir das ein bisschen spannender und fesselnder gewünscht. So bleibt „Ein Jahr auf dem Land“ eine nette Geschichte, die auf etwas mehr als 300 Seiten nie die Handbremse loslässt.

Besonders die erste Hälfte des Romans hat diverse Längen, weil leider auch die als Nebenfiguren fungierenden Bewohner der ländlichen Kleinstadt nur gängige Klischees bedienen. Und dann hat man sich von der wohligen Kleinstadtatmosphäre einlullen lassen, als Quindlen plötzlich im Schweinsgalopp viele Geschehnisse aneinanderreiht. Sprich, an einigen Stellen fehlt der Pepp, an anderen die nötige Ruhe und Eindringlichkeit. Die Mischung stimmt einfach nicht.

Zwischendurch blitzt natürlich dann doch das Können der Autorin durch. Einigen Sätzen wohnt eine wunderbare Emotionalität inne und es glingt ihr hervorragend das Leben und die Menschen auf dem Land zu skizzieren.

Hervorheben möchte ich im Übrigen das wirklich wunderschöne Cover, welches mich in der Verlagsvorschau sofort angesprochen hat.

Note: 3